"Braune Brühe"

Rostiges Wasser: Giengener Schulen stehen vor teurem Leitungswechsel wegen überhöhter Eisenwerte

Bräunliches Wasser in Giengener Schulen: Schadhafte Stellen in alten, verzinkten Rohren führen zu überhöhten Eisenwerten im Trinkwasser. Ab diesem Jahr sollen Leitungen nach und nach ausgetauscht werden - für viel Geld.

Bräunliches Wasser aus den Hähnen deutet auf einen Mangel hin. In Teilen der Giengener Robert-Bosch-Realschule und des Margarete-Steiff-Gymnasiums trat im vergangenen Jahr genau dieser Fall auf. Routinemäßige Untersuchungen des Gesundheitsamts brachten das Problem im Mai 2024 ans Tageslicht: Die Eisenwerte im Leitungswasser waren bis zum 21-fachen des Grenzwerts überhöht.

Bürgermeister Alexander Fuchs, zugleich Leiter des Eigenbetriebs Gebäudemanagement der Stadt Giengen, stellt fest: „Da kam eine braune Brühe aus den Leitungen.“ Vor allem waren Zapfstellen betroffen, an denen im Schulalltag eher wenig Wasser entnommen wird. Dort bleibt das Wasser länger in der Leitung stehen und reichert sich dabei mit Rostpartikeln an, die das Wasser verfärben.

"Erhebliche Mängel" in der Installation

Dass der Mangel bei Beprobungen durch das Gesundheitsamt entdeckt wurde, liegt laut Fuchs nicht daran, dass eine akute Gefährdung angenommen wurde. Vielmehr werde das Trinkwasser in öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder Kindertagesstätten regelmäßig untersucht, um etwa einen Befall mit Legionellen oder anderen Keimen ausschließen zu können. Dabei fiel der überhöhte Eisenwert auf.

Was bei den weitergehenden Untersuchungen herauskam, findet sich zusammengefasst im Haushaltsplan der Stadt für 2025: „Die Hausinstallation zeigt erhebliche Mängel auf“, heißt es dort. Das Leitungsnetz in den beiden Schulgebäuden entspreche „nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik“. Die Verfärbung des Wassers und das angenommene Alter der Leitungen deuten demnach auf Korrosion im Innern der Rohre hin.

Im Margarete-Steiff-Gymnasium sollen in den Sommerferien schadhafte Wasserleitungen ausgetauscht werden. Für die Robert-Bosch-Realschule (Hintergrund) werden 2026 Mittel für den Austausch bereitgestellt. Dennis Straub

Bürgermeister Fuchs versucht, die Lage im Gespräch mit der HZ einzuordnen. In den Gebäudeteilen, die aus den 1970er-Jahren, teils sogar aus den 1950er-Jahren stammen, wurden seinerzeit verzinkte Stahlleitungen eingebaut, um Kalt- und Warmwasser in den Stockwerken und Räumen zu verteilen. „Das war damals der Stand der Technik“, stellt Fuchs fest. An den Verbindungsstellen, wo Rohre oder Abzweige zusammengefügt werden, könnten solche Metallleitungen rosten, und dieser Rost löst sich dann im Wasser.

Schadhafte Rohe sollen ausgewechselt werden

Dass man aufgrund dieser Tatsachen von Pfusch ausgehen müsse, verneint der Bürgermeister: „Wenn es 50 Jahre keine Probleme gab, kann man das heute nicht schlechte Arbeit nennen.“ Es könne an mangelhaften Verbindungsteilen ebenso gelegen haben wie an schlechter Verzinkung. Herausfinden zu wollen, wie genau die Korrosion entstanden ist, hält er für müßig. „Dort, wo wir ein Problem haben, gehen wir an den Austausch“, erklärt er.

„Wir gehen davon aus, dass sämtliche Leitungen betroffen sein können“, erklärt Fuchs. Man werde aber vor einem Austausch genau prüfen, welche Leitung tatsächlich schadhaft sei. Funktionierende Stränge, in denen sich kein Rost finde, müssten auch nicht ausgetauscht werden.

Weil Teile der Leitungen im Mauerwerk verlaufen, müssen für den Austausch Wände aufgestemmt werden. Deshalb hat man im Rathaus vor, den Austausch in den Sommerferien vorzunehmen. Bis dahin müsse der Austausch geplant und ausgeschrieben werden.

Im Haushalt sind 400.000 Euro für neue Rohre vorgesehen

Billig wird die Maßnahme nicht: Im städtischen Haushalt für 2025 sind für den Austausch im MSG 100.000 Euro vorgesehen, in den beiden Folgejahren sollen jeweils weitere 100.000 Euro bereitgestellt werden. Für das Auswechseln von Leitungen im Gebäude der Robert-Bosch-Realschule sind für 2026 weitere 100.000 Euro eingeplant.

Der Schulbetrieb ist aus Sicht des Bürgermeisters durch die Leitungsschäden nicht gravierend eingeschränkt. Das Leitungsnetz werde regelmäßig gespült, in manchen, stärker betroffenen Räumen sei das Warmwasser abgestellt worden. Dort sorgen derzeit Durchlauferhitzer für heißes Wasser.

Auch wenn das Problem im Schulzentrum damit eingegrenzt scheint, wiegt sich die Stadtverwaltung offenbar nicht gänzlich in Sicherheit. Im Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs Gebäudemanagement steht: „Perspektivisch betrachtet werden zusehends die Trinkwasserleitungen vor allem an Schulen und Kindergärten getauscht werden müssen. Hier ist mit enormen Kosten zu rechnen.“

Grenzwert "ästhetisch motiviert"

Laut deutscher Trinkwasserverordnung liegt der Grenzwert für Eisen im Wasser bei 0,2 Milligramm pro Liter. Laut Umweltbundesamt hat der Eisen-Grenzwert „in erster Linie ästhetische Motive“. Sprich: Eine erhöhte Eisen-Konzentration im Trinkwasser ist unschön und schmeckt unangenehm, ist aber nicht giftig.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar