Rommelstraße, Udetweg, Möldersweg

Auseinandersetzung mit NS-Geschichte: Schwankende Schilder sollen in Burgberg Aufmerksamkeit erregen

Rommelstraße, Udetweg und Möldersweg sollen nach dem Willen vieler Burgberger nicht umbenannt werden, der Giengener Gemeinderat berät am Donnerstag aber über eine Konzeption des Künstlers Rainer Jooß, der die Namen ergänzen möchte.

Keine Umbenennung, aber eine Auseinandersetzung mit der Geschichte – das sieht das Konzept des Heidenheimer Künstlers Rainer Jooß für die Rommelstraße, den Udetweg sowie den Möldersweg in Burgberg vor. Am kommenden Donnerstag, 13. Februar, wird sich der Giengener Gemeinderat mit den Vorschlägen befassen.

Vor fast einem Jahr, im März 2024, hat der Rat beschlossen, die drei Straßen zwar nicht umzubenennen, die Schilder aber mit einer zusätzlichen Informationsebene zu versehen. Zugleich entschied man sich dafür, Jooß mit einer Konzeption zu beauftragen. Der Künstler hatte bereits 2020 das umstrittene Rommel-Denkmal auf dem Zanger Berg in Heidenheim mit der Silhouette eines Minenopfers ergänzt.

Die Idee, die Jooß in den vergangenen Monaten ausgearbeitet hat, stellt laut Sitzungsvorlage für den Gemeinderat einen „minimalinvasiven Eingriff“ dar. Er sieht einen „schwankenden Straßennamen“ vor, der laut der Erläuterung einen subtilen Hinweis geben soll: Irgendwas ist hier nicht ganz in Ordnung.

Schilder sollen sich im Wind bewegen

Diese Aufmerksamkeit will Jooß auf sehr simple Weise erwirken: Die Straßenschilder sollen künftig nicht mehr starr auf den Pfosten montiert sein, sondern auf einer Längsachse gelagert werden, sodass sie leicht im Wind schwanken können. Zusätzlich sollen an den Pfosten QR-Codes angebracht werden, die auf die Webseite der Stadt Giengen leiten, wo Interessierte dann vertiefende Informationen zu den drei Namensgebern erhalten sollen. Zudem könnte in der Maria-von-Linden-Halle über einen Bildschirm oder in Plakatform eine Präsentation angebracht werden, um die gesammelten Informationen auch dort anzubieten.  Dabei könne man, so heißt es in der Vorlage, auch die „nazikritische Haltung“ Maria von Lindens würdigen.

Mit seiner Konzeption ist Jooß erklärtermaßen dem Wunsch vieler Burgberger Bürgerinnen und Bürger nachgekommen, die Straßennamen nicht zu ändern. Dennoch vertritt er die Ansicht, die vor Jahresfrist auch im Gemeinderat zu hören war, dass die Straßennamen, die Anfang der 1970er-Jahre ausgewählt wurden, nicht unkommentiert bleiben sollten.

Kosten liegen bei rund 8000 Euro

„Straßennamen haben eine symbolische und pädagogische Funktion, sie ehren Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und sollen deren Errungenschaften und Werte hervorheben“, schreibt der Heidenheimer in seiner Konzeption. Allerdings habe sich der Umgang mit der Erinnerung an Personen, die im Zweiten Weltkrieg für das NS-Regime kämpften, deutlich verändert. Habe man in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende den Blick auf deren militärische Errungenschaften gelenkt, achte man heute stärker auf die Rolle im Gesamtkontext des Nationalsozialismus.

Sowohl Erwin Rommel als auch Ernst Udet und Werner Mölders seien propagandistisch als Helden aufgebaut und als solche verehrt worden. Zwar hätten sie zu Kriegsbeginn nicht als überzeugte Nazis gegolten, allerdings arbeiteten sie als hochrangige Offiziere „eng mit der Führung der Wehrmacht zusammen und trugen so zur Kriegsmaschinerie des NS-Regimes bei, das für schwere Kriegsverbrechen verantwortlich war“. Reine Pflichterfüllung, so Jooß, spreche nicht frei von Verantwortung gegenüber politischen Systemen. Es gelte auch, die „wahren Opfer des Nationalsozialismus“ vor „Reinwaschungen“ zu schützen.

Die Stadtverwaltung wird dem Gemeinderat am Donnerstag vorschlagen, den Gestaltungsvorschlag zur Ergänzung der Straßennamen zu beschließen. Die Kosten liegen demnach bei rund 8000 Euro.

Seit 2020 in der Diskussion

Die Diskussion um Rommelstraße, Udetweg und Möldersweg in Burgberg hatte der damalige Grünen-Stadtrat Rainer Baisch angestoßen. Durch die Corona-Pandemie zunächst ausgebremst, fand im Oktober 2023 eine Anliegerversammlung in der Maria-von-Linden-Halle statt, bei der zwei Militärhistoriker informierten. Dabei zeigte sich, dass die Anliegerinnen und Anlieger die Straßennamen behalten wollten.

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