Während sich größere Bauvorhaben in Giengen bekanntermaßen über viele Jahre hinziehen, konnten die riesigen Hallen innerhalb von zwei Jahren hingestellt werden. Warum diese Eile? Für mich drängt sich der Eindruck auf, dass es auch darum ging, der Photovoltaikpflicht auf Gebäudedächern zuvorzukommen und den Investoren schnell noch den Bau kostengünstigerer Hallen zu ermöglichen, die nicht die Tragkraft für eine vollflächige Installation von Photovoltaik benötigen.
Im Artikel erfahren wir dann, dass inzwischen zumindest für die Hallen von Noerpel und Amazon eine teilweise Bestückung mit Photovoltaik aufgrund der Hallentragkraft möglich sein soll. Was nicht gesagt, aber vermutet werden kann: Haben die Hallenkonstruktionen gar nicht die Tragkraft für eine vollflächige Photovoltaik-Installation? Die beiden größten, nördlich gelegenen Hallen werden erst gar nicht erwähnt. Warum wohl? Vermutlich haben diese Hallen auch nicht die erforderliche Tragkraft. Oder die ortsfremden Investoren wollen das mangels Verpflichtung einfach nicht machen.
Die Stadt Giengen hat sich hier vor dem Hintergrund der auch damals absehbaren Photovoltaik-Pflicht für Gebäudedächer ein schwerwiegendes Versäumnis geleistet, das mit dem Verlust weiterer Flächen für Solarparks bezahlt wird. Die Erkenntnis, dass Energieerzeugung nicht zulasten der Nahrungsmittelversorgung gehen darf, ist in Giengen noch nicht angekommen. Fairerweise muss man sagen, dass dies auch für viele andere Gemeinden im Ländle gilt. Es geht aber auch anders: In Italien sind die Leitplanken für ein verantwortungsbewusstes Handeln der Kommunen bereits geschaffen. Hier werden Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen gesetzlich verboten. Bis diese Notwendigkeit hierzulande erkannt wird, wird es wohl noch einige Jahre dauern.
Was die wirtschaftliche Seite angeht, gibt es aber auch im Ländle und in Bayern gute Beispiele. Da werden Solarparks und Windkraftanlagen vereinzelt von Bürgergenossenschaften betrieben. Die Bürger haben die Möglichkeit, am beträchtlichen finanziellen Erfolg der erneuerbaren Energien teilzuhaben. In Giengen zahlen die Bürger die Rechnung in Form hoher Strompreise für private Verbraucher. In Summe bekommen Giengen und sein Oberbürgermeister dafür von mir keinen Stern, sondern eine Zitrone.
Roland Trauter, Giengen