Der Gemeinderat würdigt ausdrücklich den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die nach dem damaligen Wissensstand benannten Straßen nach Widerstandskämpfern in Burgberg sollen ihre Benennung beibehalten: So lautet der Beschluss des Gemeinderats. Aus der Beschlussvorlage für den Rat wurde nach der Beratung folgender Satz gestrichen: "Dies gilt auch für die Straßennamen Möldersweg, Rommelstraße und Udetweg."
Vier Jahre, nachdem Stadtrat Rainer Baisch (Unabhängige/Grüne) das Thema im Rat angesprochen hatte, ist damit ein erstes Ergebnis erzielt. Festzuhalten bleibt: Baisch wurde von Bürgern auf die Thematik angesprochen und hat es, wie es viele anderen Rätinnen und Räte mit anderen Bürgeranliegen handhaben, vorgetragen.
Dennoch hat das Anliegen deutlich mehr Wellen geschlagen als andere Anfragen. Es wurde im Sitzungssaal, mindestens aber auch von den direkt betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern diskutiert. Die Stadt hatte eine Versammlung zu den 1972/73 vergebenen Straßennamen organisiert, mit externer Moderation und zwei Experten. Die legten Fakten dar, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: Bei Ernst Udet ist eine Straßenbenennung aus heutiger Sicht nicht mehr zu rechtfertigen. Erwin Rommel ist bei dem heute gängigen weiten Widerstandsbegriff dem Widerstand zuzuordnen. Bei Werner Mölders kann das Verhalten nicht als Widerstand bezeichnet werden, doch es sei ungewöhnlich couragiert gewesen. Eine Empfehlung für die Entscheidung des Gemeinderates wurde vom Experten bei Mölders nicht ausgesprochen.
Eine Gegenstimme und sieben Enthaltungen
Eine Gegenstimme und sieben Enthaltungen gab es im Rat, die Namen zu belassen. Die Diskussion davor war facettenreich. Klaus Kälble (SPD), erinnerte daran, dass die Aufarbeitung der Anfrage "durch die Corona-Zeit verschleppt" worden sei. Er sagte auch: "Bei dem Thema war Druck im Kessel in Burgberg. Es war die Hölle los bei der Versammlung. Es ist wichtig, die Angelegenheit weiter aufzuarbeiten. Nur zu teuer sollte es nach dem Wunsch der Burgberger nicht werden, dann ist wieder Ruhe." Olaf Holzer (CDU) meinte, er könne es aus Sicht der Historiker verstehen, wenn der Namen Udet störe. Aber bevor der Antrag gestellt wurde, habe sich niemand daran gestört. "Wir müssen den Menschen zuhören, was ihnen wichtig ist. Die Fragen sowieso, was wir eigentlich treiben. Ich sehe keinen Vorteil einer Namensänderung. Ein Hinweis reicht aus. Für die breite Masse sind Stelen wahrscheinlich schon zu viel. Das kann auch nach hinten losgehen", so Holzer.
Alexandra Carle (Unabhängige/Grüne) sagte, man habe die Thematik gut aufgearbeitet, aber die Vorlage entspreche nicht der Intention ihrer Fraktion: "Wir hätten über die Straßen einzeln beraten wollen. Den Udetweg hätten wir lieber umbenannt." Carles Fraktionskollege Dr. Erwin Kleemann fügte hinzu: "Udet hat die Ehre der Benennung nicht verdient." Gaby Streicher (SPD) erklärte, Umbenennungen an sich seien nichts Ungewöhnliches und nicht unzumutbar. Mölders und Udet seien keine Widerstandskämpfer. Die Betroffenheit bei den Bürgern sei zu respektieren, aktiv zustimmen könne sie aber nicht. Monika Albrecht Groß (Unabhängige/Grüne) sagte, es benötige weitere Schritte: "Wenn die Prämisse lautet, dass nun Ruhe einkehren soll, würde mich das befremden."
So kann es weitergehen
Nach dem Beschluss, die Straßennamen beizubehalten, gibt es nun mehrere Möglichkeiten, wie weiter verfahren werden kann: Die Stadtverwaltung soll eine inhaltliche Darstellung der damaligen Benennung und der heutigen Sicht hierauf erarbeiten. Hierfür kämen Stelen oder Informationstafeln infrage. Ebenso ist eine Darstellung für die Homepage der Stadt Giengen denkbar. Die Straßenschilder könnten auch mit QR-Codes versehen werden, um auf die städtische Homepage zu verweisen. Auch Kunst sei denkbar.
"Nur QR-Codes ist viel zu wenig", so Stadträtin Leonie Gröschl (Unabhängige/Grüne). Stadtrat Werner Bader (CDU) schlägt vor, unterhalb der Straßenschilder ein Hinweisschild anzubringen. "Wir sollten die Personen nicht mit Kunst ehren", so Bader. Der Heidenheimer Künstler Rainer Jooß wiederum meinte, es gebe keinen Widerspruch zwischen künstlerischem Ansatz und Information. Es sei wichtig, den Kindern etwas zu hinterlassen, wenn es bald keine Zeitzeugen mehr gebe.