Die derzeit angesagten Frisuren mit abrasierten Seiten, die beispielsweise von jungen Männern wie den deutschen Fußball-Nationalspielern bevorzugt werden. „Handwerklich richtig gut gemacht, aber sie tragen nicht bei jedem zur Verschönerung bei“, sagt Horst Bauriedl. Er muss es wissen: Jahrzehnte kreierte er Frisuren in seinem Salon in Giengens Zentrum. Das Geschäft breitete sich auf 240 Quadratmetern aus und bot neben „Waschen, Legen, Föhnen“ auch Kosmetik und Parfum-Artikel an. Bauriedl, der 1934 in Giengen geboren wurde, dort zur Schule ging, dann den Friseur-Beruf ergriff, 1958 den Meister ablegte und sechs Jahre später das elterliche Geschäft übernahm, war unbestritten ein Großer seiner Zunft, was durch Berufungen und Auszeichnungen bestätigt wurde.
Die Schere hat er zwar schon lange aus der Hand gelegt, doch aktiv ist er auch noch im hohen Alter von 90 Jahren: wenn es die Gesundheit zulässt, gehen er und seine Frau zweimal die Woche ins Fitness-Studio. Derzeit lasse der Körper ihn nicht im Stich. Es gehe ihm gut, auch wenn Arztbesuche nicht ausblieben. Womöglich zahlt sich im Alter aus, dass Bauriedl nicht nur beruflich in Top-Form war, sondern auch, was die Fitness angeht: In jungen Jahren galt seine Leidenschaft dem Turnen. Hier war er bei Meisterschaften erfolgreich. Allerdings musste er die Passion für den Sport wegen des Berufs hinten anstellen.
Ausgangspunkt beim „Kampf gegen das Alter“ ist nicht mehr das Domizil in Sachsenhausen mit Garten, sondern eine seniorengerechte Wohnung in einem Wohnkomplex in der Memminger Wanne. Drei Jahre wohnen Renate und Horst Bauriedl nun dort. Bereut haben sie den Schritt nicht. „Ein Garten ist so lange schön, bis er zur Last wird“, sagt der Senior, der die Vorzüge der neuen Heimat aufzählt: eine Bushaltestelle vor der Tür, ebenso einen Supermarkt. Zudem seien die Menschen „sehr freundlich“. Es werde gegrüßt wie auf dem Dorf.
Zudem gibt es im Gebäude auch einen Gemeinschaftsraum, der rege genutzt wird und Begegnungen ermöglicht. Auch an seinem 90. Geburtstag vor wenigen Tagen war der Raum voll: mit Gratulanten, zu denen auch die Mittwochsturner gehörten, denen Bauriedl selbstverständlich nach wie vor angehört.