Sind die Stadtwerke Giengen „gehackt“ und damit Opfer eines Cyberangriffs geworden? Oder ist beim Energieunternehmen „massiv der Wurm“ drin? Beides Fragen, die an die HZ herangetragen wurden. Beide Fragen verneint der Energieversorger.
Ganz ohne Probleme läuft, beziehungsweise lief es allerdings nicht. Wer in den vergangenen Wochen die Homepage der Stadtwerke Giengen besucht hat, stieß zunächst auf folgende Nachricht: „Sehr geehrte Kundinnen und Kunden, leider sind wir aktuell aufgrund einer Systemumstellung telefonisch nur eingeschränkt erreichbar. Auch unsere Bearbeitung von Rechnungen, Anfragen und Vertragsunterlagen verzögert sich leider. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, wieder in vollem Umfang für Sie erreichbar zu sein.“ Bis Anfang der Woche stießen Kundinnen und Kunden im Internet auf diese Nachricht. Nun ist sie nicht mehr Teil der Startseite.
Stadtwerke sind Teil der kritischen Infrastruktur
Doch zunächst zurück zur Eingangsfrage, ob das System der Stadtwerke von außen lahmgelegt wurde: „Nein, die Stadtwerke Giengen wurden nicht gehackt. Wir unterliegen mit unseren energiewirtschaftlichen Netzen und Systemen der sogenannten kritischen Infrastruktur und legen hierbei größten Wert bei Auswahl und Betrieb dieser Systeme“, so Bernd Olschewski. Leiter des Bereichs Markt der Stadtwerke Giengen.
Er räumt allerdings ein: „Bei den Stadtwerken Giengen gab es zuletzt Unregelmäßigkeiten im Bereich der Abrechnung. Sie resultieren aus einem unumgänglichen Systemwechsel im Bereich der IT."
Das bisherige System werde den neuen Anforderungen an die Energiewirtschaft nicht in geeigneter Weise gerecht. „Wir haben daher nach genauer Prüfung ein System ausgesucht, das diese Zukunftsfähigkeit mitbringt“, so Olschewski.
Umstellung auf neues System komplexer als angenommen
Anders als vom Anbieter prognostiziert, habe sich die Umstellung jedoch als höchst komplex erwiesen. Heißt: Es dürfte nicht beabsichtigt gewesen sein, dass sich der Systemwechsel mit dem Zeitraum der Jahresberechnungen überschneidet.
„Bei den Kunden führte dies zu deutlich spürbaren Auswirkungen. So konnten die Abschläge für Oktober und November erst im Dezember abgebucht werden“, sagt der Bereichsleiter der Stadtwerke Giengen, gleichzeitig Pressesprecher des Unternehmens.
Doch auch über den Jahreswechsel hinaus gibt es Verzögerungen: Eigentlich wird die Jahresverbrauchsrechnung den Kundinnen und Kunden im Februar zugestellt. Diese, so Olschewski, „verzögert sich teilweise“.
„Um die damit verbundenen Unannehmlichkeiten zu begrenzen, haben wir alle betroffenen Kunden in einem persönlichen Anschreiben über den Stand und die Abschlagszahlung für das neue Jahr informiert“, so der Pressesprecher auf Anfrage.
Bei Abrechnungen jetzt auf der Ziellinie
Nun sei man allerdings dem Ziel nahe: Für einzelne Energiesparten und Gebiete sei die Abrechnung mittlerweile erfolgt, in den nächsten Tagen werde sie größtenteils abgeschlossen. Heißt auch: Die Kundinnen und Kunden können wohl ab April mit angepassten Abschlägen nach der Jahresrechnung rechnen.
Die Umstellung auf das neue System sei unausweichlich gewesen: „Die Stadtwerke Giengen beteiligen sich mit ihrer Einhorn-Energie maßgeblich an der Transformation zu einem neuen Energiemarkt. Das dabei eingesetzte, zukunftsorientierte System wird allen neuen Vorgaben und hochkomplexen Prozessen gerecht. Es sichert unsere Leistungsfähigkeit, Effektivität und damit attraktive Konditionen“, so Olschewski.
So wird bei den Stadtwerken Giengen abgerechnet
Grundlage der Abrechnung bei den Stadtwerken Giengen ist eine Stichtagsablesung zum Jahreswechsel. "Bis Mitte Februar erstellen wir üblicherweise die Jahresverbrauchsabrechnung – der neue Abschlag des laufenden Jahres für die einzelnen Sparten (z. B.: Strom, Gas, Wasser und Abwasser) ist dort separat ausgewiesen. Der erste Abschlag erfolgt im Februar, bis Dezember sind es elf Abschläge. Der 12. Abschlag wird mit der neuen Jahresverbrauchsabrechnung verrechnet", so Pressesprecher Bernd Olschewski. Eine mögliche Nachzahlung bei der Jahresverbrauchsabrechnung sei somit nicht unbedingt auf einen Mehrverbrauch zurückzuführen. "Diese Methodik behalten wir bei", sagt der Leiter des Bereichs Markt des Energieversorgers.