Ohne Chemie

Statt Chlorung: Stadtwerke Giengen setzen nun UV-Licht beim Trinkwasser ein

Die Stadtwerke Giengen setzen bei der Trinkwasserversorgung der Haushalte auf ein neues Verfahren und haben dafür im Pumpwerk Bernau Umbauten vorgenommen. Ein Keimbefall 2023 war einer der Auslöser für die Neuerung.

Die Stadtwerke Giengen gehen im Sinne der Trinkwasserreinheit neue Wege: Wie das Unternehmen mitteilt, wird die Chlorung in Giengen, Hohenmemmingen, der Verwaltungsgemeinschaft Syrgenstein und Sachsenhausen kommenden Montag, 16. Dezember, eingestellt.

Der Versorger hatte in den vergangenen Jahren immer wieder – nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt – Chlorungen vorgenommen. Die Kundinnen und Kunden nahmen dann besonders zu Anfang einen leichten Geschmack wie im Hallen- oder Freibad wahr – etwa beim Duschen oder Wasser trinken. Zuletzt war im vergangenen Jahr über einen längeren Zeitraum gechlort worden.

Immer mal wieder Diskussionen um Für und Wider der Chlorung

Die Stadtwerke Giengen (SWG) betonten dabei stets, dass die Chlorung gesundheitlich unbedenklich war. Dennoch wurde über das Thema mitunter kontrovers diskutiert – beispielsweise bei Anfragen im Giengener Gemeinderat. Nun gibt es keine Grundlagen mehr für das Für und Wider der Chlorung des Trinkwassers.

Die Stadtwerke haben sich eigener Aussage zufolge für eine moderne Alternative entschieden: den Einsatz von UV-Licht. „Kollegen anderer Stadtwerke haben mit der UV-Desinfektion des Wassers hervorragende Erfahrungen gemacht“, so Wassermeister Bernd Brenner. Nach intensiver Prüfung hätten sich die SWG-Fachleute ebenfalls für die chemikalienfreie, umweltschonende und äußerst zuverlässige Technologie entschieden: „Nun befreit reine Lichtenergie das Wasser von potenziell vorhandenen Mikroorganismen und Keimen“, sagt Brenner. Das im Wellenlängenbereich von 200 bis 300 Nanometer für Menschen unsichtbare UV-Licht wirke innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Der Umbau im Pumpwerk Bernau dauerte mehrere Wochen. Foto: Stadtwerke

Etwa drei Wochen habe der Umbau der Anlage im Pumpwerk Bernau gedauert, der Probebetrieb unter Kontrolle des Gesundheitsamtes sei einwandfrei verlaufen. Aus dem Test sei nun die Regel geworden: Nach Entnahme aus den sechs Tiefbrunnen im Bereich Bernau werde das Wasser mit ultraviolettem Licht desinfiziert und vom Reinwasserbehälter aus ins Trinkwassernetz eingespeist.

Der Ursprung der Initiative sei nicht zuletzt ein Keimbefall des Wassers im Juni 2023 gewesen. Den hätten die Fachleute zwar sofort bemerkt und direkt im Griff gehabt, aber seitdem sei der Gedanke für eine chemiefreie Lösung zur dauerhaften Desinfektion des Grundwassers gereift.

Investition in Höhe von 150.000 Euro

„Wir nutzen aus Überzeugung innovative Möglichkeiten, um qualitativ einwandfreies und günstiges Trinkwasser den Bürgern von Giengen und weiteren Gemeinden zur Verfügung zu stellen, dafür sind die 150.000 Euro an Investition in die neue Anlage gut angelegtes Geld, da sind wir uns sehr sicher“, so SWG-Geschäftsführer Tobias Koller.

UV-desinfiziertes Trinkwasser erhalten die Kernstadt Giengen, Hohenmemmingen und die VG Syrgenstein. Die Teilorte Hürben und Burgberg beziehen ihr Wasser von der Landeswasserversorgung. Diese setze bisher noch auf die gechlorte Variante.

Wasser kam einst aus der Brenz

Kurz den Hahn aufdrehen, und schon fließt das Trinkwasser ins Glas. Kalt oder heiß, wie man es eben gerade benötigt. Kein Vergleich zu längst vergangenen Zeiten, in denen die Giengener noch zum tiefen Ziehbrunnen vor dem Rathaus laufen mussten, mit dessen Rad das Wasser in zwei Eimern wechselweise heraufgezogen werden konnte.

Ihren Anfang nahm die öffentliche Wasserversorgung in Giengen im Jahr 1869. Die Pumpstation an der Spitalmühle war mit einem Wasserbehälter auf dem Bruckersberg durch Hochdruckwasserleitungen verbunden.

Das Wasser stammte aus der Brenz, gefiltert mithilfe einer Schicht von Steinen und Sand. Verteilt wurde das Wasser über den großen Brunnen beim Rathaus, aus dem das Wasser aus vier Röhren strömte; zudem wurden drei weitere Brunnen und zahlreiche Brauhäuser versorgt. Abwasser, Farbstoffe und Chemikalien machten diesem System 1903 einen Strich durch die Rechnung: Die Brenz als Wasserversorger war überholt, man machte sich auf die Suche nach Quellwasser und wurde am Westhang der Irpfel fündig – dort, wo sich die heutige Pumpstation Bernau befindet.

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