Senioren weiter ohne Bleibe

Stillstand beim Johanneshaus in Giengen trotz drohender Fördermittel-Verluste

Der Umbau des früheren Johanneshauses zu einem modernen Pflegeheim verzögert sich weiter. Auch gut zwei Jahre nach dem Baustopp ist derzeit keine Fortführung der Arbeiten in Sicht. Woran das aktuell liegt:

Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren ruht der Umbau des früheren Johanneshauses an der Giengener Bahnhofstraße. Zuletzt hieß es, die Arbeiten sollten noch dieses Jahr wieder aufgenommen werden. Jetzt ist klar: Auch dieser Termin ist geplatzt. Einen konkreten Termin für einen erneuten Baubeginn mag derzeit offenbar niemand öffentlich nennen.

Damit dürfte das ursprünglich 1991 eingeweihte Gebäude bis auf Weiteres in seinem Dornröschenschlaf verharren. Dabei hatten 2022 die Entkernungsarbeiten mit einigem Schwung begonnen. Fenstern wurden demontiert, im Inneren wurden nicht mehr benötigte Einbauten und Installationen ausgebaut. Ein Grund für den Baustopp war offenbar, dass zeitweise ein Bauleiter fehlte.

Heim der Johanniter stand seit 2019 leer

Das zuvor von den Johannitern betriebene Johanneshaus verfügte über 80 Pflegeplätze, wurde 2019 aber zugunsten eines Neubaus in Hermaringen aufgegeben – nicht zuletzt, weil der Altbau nur über Doppelzimmer verfügte, die in Pflegeheimen nicht länger vorgesehen sind. Ziel des Umbaus war daher, das Gebäude für einen neuen Betreiber zukunftsfähig zu machen.

Nachzulesen ist das Konzept auf der Webseite der in Potsdam ansässigen Firma Fontiva, die für das Projekt in Giengen eigens die Fontiva Pflege und Wohnen GmbH Giengen gegründet hat. Demnach soll das frühere Johanneshaus künftig 58 Einzelzimmer und unter anderem vier Partner- oder Doppelzimmer bieten. 40 Arbeitsplätze soll die Einrichtung schaffen. Ein Datum für die Eröffnung wird auf der Webseite nicht mehr genannt. Mittlerweile steht dort lediglich, das Vorhaben sei „in Planung“.

Die Stadt Giengen hat die Baugenehmigung für den Umbau Anfang Dezember 2023 erteilt, also vor fast genau einem Jahr. Seither ist augenscheinlich nichts geschehen. Zuständig für den Umbau des Gebäudes ist wiederum die DSR Seniorenzentrum Giengen GmbH, laut Wirtschaftsdatenbank North Data eine 51-prozentige Tochter der Ffire Immobilienverwaltung AG in Berlin. Auf deren Webseite wird das Giengener Vorhaben seit 2020 als „in Entwicklung“ geführt.

OB Henle: Der Termin verschiebt sich weiter

Informationen über das Projekt sind lediglich über die Stadtverwaltung Giengen zu bekommen. Oberbürgermeister Dieter Henle steht demnach im Austausch mit dem Investor, der die Immobilie für den Betreiber herrichten lassen will. Im Februar ging man seitens des Investors demnach noch fest von einem Baubeginn spätestens im dritten Quartal dieses Jahres aus.

Daraus wird nichts. „Der Termin schiebt sich leider nach hinten“, teilt OB Henle auf HZ-Anfrage mit. Vor wenigen Wochen hatte Henle anlässlich seiner Haushaltsrede noch erklärt, die Bauarbeiten müssten laut Eigentümer noch dieses Jahr fortgeführt werden, da ansonsten KfW-Fördermittel verfallen würden. Auch an der seit langem geplanten Fertigstellung im kommenden Jahr wurde demnach festgehalten.

Vergangene Woche hat die Geschäftsführung des Investors demnach mitgeteilt, dass man keinen konkreten Termin für den Weiterbau nennen können. Aktuell seien „noch Teilaspekte der Finanzierung abzustimmen“, so Henle. Der vorgesehene Betreiber des Pflegeheims sei „eng in die Abstimmungsprozesse einbezogen“. Damit dürfte sich auf absehbare Zeit nichts am tristen Zustand der Immobilie ändern.

Aktuell mehr als 200 Pflegeplätze in Giengen

Das Paul-Gerhardt-Stift der Evangelischen Heimstiftung, das Heim des Arbeiter-Samariter-Bundes und das Ende 2022 eröffnete Pflegeheim des DRK in der Schwage kommen nach öffentlich verfügbaren Zahlen zusammen auf rund 210 Pflegeplätze. Damit liegt Giengen aktuell relativ genau im Landesmittel von 47,2 Pflegeplätzen pro 1000 Einwohnern über 65 Jahren (Stand 2021). Mit dieser Zahl bildete Baden-Württemberg bundesweit das Schlusslicht. Mit rund 60 weiteren Pflegeplätzen, die an der Bahnhofstraße entstehen sollen, käme Giengen auf mehr als 60 Pflegeplätze pro 1000 Einwohnern im Rentenalter.

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