Leserbrief

Stolz auf die Stadt Giengen

Leserbrief zum Diebstahl von Flaggen in Giengen und zum Beitrag „Brandanschlag aufs Rathaus?“ (Ausgabe vom 23. Oktober):

Stolz auf die Stadt Giengen

Schon recht stolz war ich auf meine Heimatstadt, dass sowohl die ukrainische als auch die israelische Fahne vor dem Rathaus aufgezogen war. Und nun sind am Samstagfrüh beide heruntergerissen gewesen. Dass dazu auch noch Scheiben des Ausländerbüros eingeworfen wurden, hatte ich zunächst nicht gesehen. Das scheint jetzt eher eine Tat von besonders rechten Mitmenschen zu sein. Das ist keine Heldentat, sondern eine feige Tat bei Nacht.

Hier bei uns Mitbürger zu sein, heißt, dass auch zu ihm unsere Geschichte gehört. Die ganz abscheuliche für die Juden und auch die des deutschen Wütens und der Pogrome gegen Ukrainer und Juden im zweiten Weltkrieg. Wer also Deutscher sein will – schon immer oder durch Zuzug – der muss wissen, dass er damit die Verpflichtungen aus der Vergangenheit akzeptiert und mitträgt.

Das hat zunächst nichts mit Glauben und Kultur zu tun, sondern mit Wahrheit und Gerechtigkeit. Anders ist ein Miteinander schwer möglich, um das deutlich zu sagen. Diejenigen sollen sich schämen, die falschen und bösen Erzählungen folgen, die unsere Gesellschaft, unseren Wohlstand teilen und Demokratie, Gerechtigkeit und Wahrheit ablehnen und sie dennoch für sich ausnutzen.

Gegen die verbreitete Angst, gegen alle Unsicherheit durch Veränderungen und auch gegen den unter vielen verbreiteten Hass auf Israel möchte ich einladen zum Vertrauen in den lebendigen Gott, der uns sein Für-uns-sein versprochen hat, der Gott, der die Geschichte lenkt. Oder Vertrauen wenigstens in die Regierungen, die sich verantwortlich verhalten.

Die Fahnen sind nur Bekenntnisse. Aber für viele unter uns, für die meisten, wie auch für mich, gilt das Bekenntnis gegen allen feigen Terror, den von der Hamas und den der russischen Führung. Deshalb bitte ich herzlich darum, dass die Fahnen wieder so schnell wie möglich aufgehängt werden. Die Gegner dürfen merken, dass sie nichts bewirken. Wir stehen, wie es Kanzler und Außenministerin und viele andere sagen.
Hermann Brender, Giengen