Drogendealer, Einbrecher, Schlägertypen – Judith Kübler hat in ihrem Arbeitsalltag oft mit ziemlich schweren Jungs zu tun. Als Strafverteidigerin vertritt sie die Interessen ihrer Mandanten gegenüber Staatsanwaltschaft und Gericht. „Jeder Mensch hat das Recht auf ein faires Verfahren“, ist ihre feste Überzeugung und wer sie vor Gericht erlebt, merkt schnell, dass man die junge Frau mit den blonden langen Haaren besser nicht unterschätzen sollte. Die 33-Jährige ist eine der jüngsten Rechtsanwältinnen im Kreis Heidenheim und übt damit einen Beruf aus, der ein deutliches Nachwuchsproblem hat. Rechtsanwälte werden dringend gesucht und gerade das Strafrecht will sich nicht jeder antun.
Der Job braucht Mut und ein dickes Fell
Für Judith Kübler ist es dagegen ihr Traumjob. Sie hängt sich rein für ihre Mandanten, ganz gleich, was die sich haben zuschulden kommen lassen und ob sie den Angeklagten lediglich als Pflichtverteidigerin zur Seite gestellt wurde. Dabei scheut sich Judith Kübler nicht, unbequeme Fragen zu stellen und damit manchen Zeugen ins Straucheln zu bringen. Die von er Polizei zusammengetragenen Beweise sind zu dünn? Da kann Judith Kübler ganz schön penetrant nachhaken und macht sich damit sicher keine Freunde. Damit komme sie gut klar, sagt sie „man muss mutig sein und ein dickes Fell haben“. Die Polizistentochter betont aber auch, dass sie großen Respekt vor der Arbeit der Beamten habe. Als Anwältin habe sie aber in erster Linie die Aufgabe, die Interessen ihrer Mandanten zu vertreten.
Man muss mutig sein und ein dickes Fell haben.
Judith Kübler, Strafverteidigerin
Dass diese nicht immer so unschuldig sind, wie sie vorgeben, ist der Rechtsanwältin völlig klar. Probleme habe sie mit ihren Mandanten aber bisher nie gehabt, im Gegenteil, sie erlebe sie als bemüht und oft auch dankbar. Das setze voraus, dass man Klartext miteinander rede. Die meisten würden ihr gegenüber dann auch offen und ehrlich zugeben, was sie angestellt haben. Dass mit einem entsprechend langen Vorstrafenregister beim Prozess dann wohl kaum ein Freispruch zu erreichen ist, sei dann aber auch allen Beteiligten klar.
Doch trotz der Straftaten, sagt Kübler, habe sie immer den Menschen im Blick und das Schicksal, das hinter ihm stehe. Nicht alle Menschen hätten das Glück, in einem behüteten Umfeld aufzuwachsen und manche kriminelle Karriere sei quasi vorprogrammiert.
Der Ausgang eines Prozesses ist immer unberechenbar
Gerade diese menschliche Seite ihrer Arbeit ist Judith Kübler besonders wichtig. In Ihrem Alltag müsse sie jede Menge Akten wälzen und sich mit Gesetzestexten auseinandersetzen, aber die Arbeit mit den Mandanten und die Prozesse seien für sie das Salz in der Suppe. Zumal selbst bei bester Vorbereitung die Hauptverhandlung völlig anders verlaufen könne als erwartet. Da könnten sich plötzlich die Aussagen von Zeugen ganz anders anhören als noch bei einer ersten polizeilichen Vernehmung oder der Angeklagte will plötzlich Angaben machen, von denen die Anwältin bisher nichts wusste.
Ein Prozess sei oft unberechenbar und genau das mache ihre Arbeit so spannend. Da müsse man auch damit klarkommen, dass ein Urteil völlig anders ausfalle als erwartet. Das dürfe man nicht persönlich nehmen und schon gleich gar nicht als frustrierend empfinden. Wenn sie der Meinung ist, dass das Urteil nicht angemessen sei, bleibe ja immer noch der Weg, Rechtsmittel dagegen einzulegen.
Auch wenn Judith Kübler keine Scheu vor kriminellen Mandanten hat, fallen ihr manche Verteidigungen schwerer als andere. Sexualdelikte und Missbrauchsfälle sind so ein Thema. Da habe sie anfangs gedacht, dass sie an ihre Grenzen stoße, aber gelernt, professionell damit umzugehen. Bisher habe sie aber sehr viel häufiger in Prozessen die Interessen von Opfern sexueller Gewalt vertreten. Eine Aufgabe, für die sich Judith Kübler besonders einsetzt und dafür mit der psychosozialen Prozessbegleitung des Vereins G-Recht zusammenarbeitet.
„Ich werde mal Staatsanwältin“
Recht und Gesetz spielte im Leben von Judith Kübler schon als Kind eine große Rolle. Wenn ihr Vater von seiner Arbeit als Polizist erzählte, war sie fasziniert und mit 13 Jahren verkündete sie der Familie: „Ich werde mal Staatsanwältin“. Als sie dann einige Jahre später mit ihrer Schulklasse einen Prozess besuchte, sei sie sich sicher gewesen, dass genau hier ihre berufliche Zukunft liegen soll. Nach Studium und Referendariat entschied sie sich 2019 aber für die Arbeit in einer Kanzlei, um näher an den Menschen dran sein zu können. Neben Strafsachen vertritt Judith Kübler auch alle anderen Bereiche von Rechtsangelegenheiten.