Neustart auf den letzten Drücker

Susanne Schaaf-Bosch ist die neue Pfarrerin in Hürben

Die evangelischen Christen in Hürben und Burgberg haben mit Susanne Schaaf-Bosch jetzt offiziell eine neue Pfarrerin. Doch fast wäre es für die Besetzung der Stelle zu spät gewesen.

In der fast vollbesetzten evangelischen Kirche in Hürben wurde am Sonntagnachmittag Susanne Schaaf-Bosch in ihr Amt als neue Pfarrerin im Giengener Teilort eingeführt. Die 62-jährige Theologin bekleidet auf eigenen Wunsch eine 50-Prozent-Stelle und betreut neben Hürben auch die evangelischen Christen im überwiegend katholisch geprägten Burgberg.

Freude und Erleichterung waren spürbar, als in dem festlich gestalteten Gottesdienst die seit vergangenem Sommer vakante Stelle wiederbesetzt werden konnte. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, unterstrich Dekan Gerd Häußler. Nachdem der bisherige Hürbener Pfarrer Tom Fröhner nach Ulm in den Schuldienst gewechselt war, habe man die Stelle quasi „auf den letzten Drücker“ nochmals besetzen können. Laut Pfarrplan war für Hürben ab dem 1. Januar dieses Jahres keine eigene Pfarrstelle mehr vorgesehen. Susanne Schaaf-Bosch wurde zum 27. Dezember 2024 eingestellt – gerade noch rechtzeitig, um den Posten noch eine Weile erhalten zu können.

Der Dekan dankte allen, die in der Zeit der mehrmonatigen Vakanz dazu beigetragen haben, „das Gemeindeschiff auf Kurs zu halten.“ Häußler erinnerte im Zusammenhang auch an den Anfang Dezember verstorbenen Pfarrer im Ruhestand, Friedrich Hartmann, der gerne bereit gewesen sei, während der Vakatur auszuhelfen.

Keine Unbekannte im Kreis Heidenheim

Susanne Schaaf-Bosch ist in der Region keine Unbekannte, war sie doch von 1995 an über 16 Jahre Pfarrerin in Herbrechtingen, wo sie auch heute noch wohnt. „Von hier aus sind es jeweils fünf Kilometer nach Giengen und nach Hürben und acht Kilometer nach Burgberg“, betonte sie die kurzen Wege und freute sich auf ihre neue Aufgabe: „Ich bin sehr gespannt auf die Begegnungen mit Ihnen.“

Neben Hürben und Burgberg soll Susanne Schaaf-Bosch auch ihre Kollegen in Giengen unterstützen. In welchem Rahmen dies möglich sein wird, werde man noch vereinbaren müssen, sagte Dekan Häußler, der die gestrige Investitur gemeinsam mit Schuldekan Dr. Harry Jungbauer leitete.

Bei aller Freude mischte sich aber auch etwas Wehmut in die feierliche Veranstaltung. Der Vorsitzende des örtlichen Kirchengemeinderats, Hans-Ulrich Eberhardt, meinte spürbar betroffen, dass dies „wohl die letzte Investitur“ sowohl für die neue Pfarrerin als auch für die evangelische Kirchengemeinde Hürben sei. Susanne Schaaf-Bosch ist mutmaßlich die erste Frau, die im Giengener Teilort das Pfarramt bekleidet – und dürfte zugleich auch die letzte sein, der diese Ehre zuteilwird. Vorgesehen ist, dass sie ihren Dienst bis zum Eintritt in den Ruhestand bekleidet.

Solche Neuanfänge, wie sie nun von ihr selbst und der Gemeinde zu bewältigen seien, könnten Verunsicherung oder gar Angst verursachen, sie könnten aber auch beflügeln, meinte Susanne Schaaf-Bosch in ihrer Predigt. Anhand des Volkes Israel, das von Josua ins verheißene Land geführt wurde und dabei „über den Jordan gehen“ musste, zog sie Parallelen zu der Situation des Neustarts in Hürben.

Mut und Stärke

„Ich brauche für diesen Neuanfang auch Ermutigung, Gottes Weisheit und Kraft“, sagte sie. Den biblischen Zuspruch „Sei mutig und stark“ vor dem Schritt ins Unbekannte gab auch Marco Frey aus Oberkochen der neuen Hürbener Pfarrerin mit auf den Weg. In Oberkochen war Susanne Schaaf-Bosch zuvor elf Jahre lang tätig gewesen.

Umgeben von Kirchengemeinderäten und Vertretern der Landeskirche nahm Dekan Gerd Häußler die Amtsverpflichtung vor und übergab die Ernennungsurkunde des Landesbischofs. Musikalisch wurde der Gottesdienst neben der traditionellen Orgelbegleitung auch vom Posaunenchor sowie Chorgesang begleitet. Für die Gemeinde sprach Werner Gumprecht ein Fürbitte-Gebet.

Im Anschluss an den Gottesdienst gab es Grußworte und Musikstücke eines Flötenchors. Bei einem kleinen Imbiss und Getränken bestand Gelegenheit, mit der neuen Pfarrerin ins Gespräch zu kommen.

Wo die neue Pfarrerin bisher wirkte

Susanne Schaaf-Bosch wurde 1962 in Lauffen am Neckar geboren. Sie hat noch drei jüngere Brüder und entstammt einer „bodenständigen Familie“, die erst in der Landwirtschaft und später im Weinbau tätig war.

Wie die neue Pfarrerin ausführte, habe sie ihr Theologie-Studium in Tübingen und später jeweils zwei Jahre in Münster (Westfalen) und Basel (Schweiz) absolviert. Ihr Vikariat verbrachte sie in Maulbronn, in Horb am Neckar wirkte sie drei Jahre als Pfarrerin zur Anstellung.

1995 kam sie nach Herbrechtingen, wo sie die zweite Pfarrstelle übernahm und über 16 Jahre tätig war. Dort lernte sie auch ihren späteren Mann Ernst Bosch kennen, der vor zweieinhalb Jahren verstarb. Ab 2013 hatte sie einen 50-prozentigen Dienstauftrag in Oberkochen, der 2024 aufgrund des Wegfalls dieser Stelle endete.  

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