Brandschutz

Treppe ist passé: Das ist der neue Fluchtplan für das Giengener Rathaus

Eine Treppe, die im hinteren Teil vom Obergeschoss auf den Parkplatz führt: So sollte der Rettungsweg aus dem Obergeschoss des Rathauses in Giengen aussehen. Nun kommt es anders, was sich auch auf den Preis der Umsetzung auswirkt.

Manchmal ist es gar nicht schlimm, wenn es etwas länger dauert: Wenn es nach den ursprünglichen Plänen gegangen wäre, hätte das Rathaus schon eine Fluchttreppe, die vom Sitzungsaal unterm Dach auf den rückwärtig gelegenen Parkplatz führen sollte.

Bereits Mitte 2017 wurde seitens der Stadt ein erstes Brandschutzkonzept für den zentralen Sitz der Verwaltung erstellt. Wesentliche Inhalte: der Anbau einer Außentreppe an der Nordfassade zur Entfluchtung der Obergeschosse, einschließlich Sitzungssaal im Dachgeschoss. Nachdem sich das Gebäude unter Denkmalschutz befindet, waren hinsichtlich der Gestaltung der Treppe umfangreiche Gespräche mit dem Landesdenkmalamt erforderlich.

Außerdem, so das Konzept, müssen sämtliche Räume mit Rauchmeldern ausgestattet werden, die über eine Brandmeldeanlage geschaltet werden müssen. Alle in den Treppenraum mündende Türen müssen erneuert werden. Das vorhandene Treppenhaus muss im Bereich des Dachgeschosses vom Foyer baulich abgetrennt werden.

Die Umsetzung soll im laufenden Rathausbetrieb erfolgen. Die Baugenehmigung wurde inzwischen erteilt. Ende des vergangenen Jahres war der Stand, dass weitere Abstimmungen mit der Tragwerksplanung, der Fachplanung Elektro und der Fachplanung Heizung, Lüftung anstehen.

Durch Auswirkungen der Corona-Pandemie und Personalmangel bei den planenden Büros seien, so die Verwaltung, 2020 und 2021 keine Planungen vorgenommen worden. Ende des ersten Quartals 2022 seien die Planungen zur Ertüchtigung des Brandschutzes im Inneren des Rathauses wieder aufgenommen worden. Das Erstellen einer Fluchttreppe, so wurde kurz vor Weihnachten mitgeteilt, auf der Nordseite sollte nochmals auf Plausibilität geprüft werden.

Das ist offensichtlich geschehen. Denn: In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates präsentierte Bürgermeister Alexander Fuchs eine neue Planung. Diese sieht vor, die Fluchttreppe nicht zu bauen. „Wir konnten uns mit der Treppe am denkmalgeschützten Gebäude nie richtig anfreunden und sind froh, dass wir eine andere Lösung gefunden haben“, so der Bürgermeister in der Sitzung des Gemeinderats.

Statt Treppe soll es ein Plateau geben: Im Bereich der nordwestlichen
Gaube soll ein Fenster durch eine Tür ersetzt werden und eine kleine Plattform im
Außenbereich gebaut werden. „So ist es möglich, mit einer zweiten Drehleiter Personen zu
retten. Wir haben das getestet“, sagte Fuchs.

Neue Variante begrenzt die Anzahl der Personen im Sitzungssaal

Eine Einschränkung gibt es in Bezug auf die Plattform: Es gibt eine Personenbegrenzung, die vorsieht, dass im Sitzungssaal maximal vierzig Personen und auf der Galerie zehn Personen anwesend sein dürfen. Bei Sitzungen ohne viel Publikum und Teilnahme weniger Sachbearbeiter aus der Verwaltung kann die Vorgabe eingehalten werden. „Wenn wir sehen, dass wir ein Thema haben, bei dem viel Publikum zu erwarten ist oder eine größere Zahl von Mitarbeitenden aus der Verwaltung anwesend sein muss, müssen wir ausweichen“, so der Bürgermeister.

Voraussetzungen, welche die Umsetzung der Plattform ermöglichen, sind zudem der Einbau einer flächendeckenden, auf die Feuerwehr aufgeschaltete, Brandmeldeanlage sowie die Umrüstung der Einbaustrahler im Sitzungssaal auf Strahler ohne nennenswerte Wärmeentwicklung, also eine Umrüstung auf LED.

Mit der Umsetzung der Pläne soll zum Teil noch in diesem Jahr begonnen werden. Interessant an der neuen Variante: Sie ist deutlich günstiger als die erste. Die Kosten belaufen sich den Planungen zufolge auf 700.000 Euro für die Brandschutzvorhaben und liegen damit um 500.000 Euro niedriger als ursprünglich angenommen.

Letzte Umbauarbeiten im Jahr 1985

Die Geschichte des Giengener Rathauses geht zurück bis vor den Stadtbrand, laut Giengener Chronik wurde es im Jahr 1568 gebaut. Nach dem Stadtbrand 1634 wurde es 1668 wieder aufgebaut. 1738 wurde es erstmals renoviert und das Stadtschreibereigebäude repariert. Dabei erhielt das Rathaustürmlein eine neue kupferne Kuppel. Im Jahr 1840/41 wurde das Rathaus zweckmäßig erneuert. Ein weiterer Umbau wurde 1955 beendet. Zudem wurden der Sitzungsaal und einige Amtszimmer neu gestaltet. Ein großer Festakt schließlich beendete die seither letzten umfangreichen Umbauarbeiten 1985 mit einer offiziellen Schlüsselübergabe.

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