Feuerwehrschulungen, Chorproben, private Veranstaltungen und mehr: Das Dorfhaus in Sachsenhausen wird seit rund eineinhalb Jahren von den Bürgerinnen und Bürgern des kleinsten Giengener Teilorts genutzt. Im Juni 2022 waren die Schlüssel an die Dorfgemeinschaft übergeben worden, drei Monate später folgte die offizielle Einweihung. „Wir sind sehr zufrieden, dass wir das Dorfhaus jetzt haben. Die Erfahrungen sind bisher zu 99 Prozent positiv“, freut sich Werner Bader, der einzige Stadtrat aus Sachsenhausen im Giengener Gemeinderat.
Weil Bader nur zu 99 Prozent zufrieden ist, stellt sich die Frage: Was fehlt zu 100 Prozent? „Wir brauchen einen Lagerraum. Das ist das Wichtigste“, sagt der 62-Jährige. Die Geräteräume am Veranstaltungsraum seien zu klein. Außerdem sorge der Schotterparkplatz dafür, dass die Menschen immer wieder mit dreckigen Schuhen in das Gebäude kommen würden. Schnell betont Bader jedoch wieder, wie glücklich die Sachsenhausenerinnen und Sachsenhausener mit ihrem Dorfhaus seien.
Feuerwehr hatte Dorfhaus herbeigesehnt
Das Haus, das am Ortsausgang in Richtung Medlingen gelegen ist, hatte die örtliche Feuerwehr ganz besonders herbeigesehnt. „Als klar war, dass es kommt, war das schon eine Riesenerleichterung“, sagt Harald Delle, Kommandant der Sachsenhausener Abteilung der Giengener Feuerwehr. Zuvor war die Abteilung in einem deutlich kleineren Gerätehaus an der Sachsenstraße untergebracht. Spätestens als sie ein größeres Feuerwehrauto bekamen und neue Vorschriften größere Umkleideräume verlangten, musste eine neue Heimat her. „Jeder ist begeistert und zufrieden“, freut sich Delle, der mit seinem Team rund 180 Quadratmeter des Dorfhauses bezogen hat.
Neben einer größeren Garage und geschlechtergetrennten Umkleidebereichen, hat die Feuerwehr nun auch Räume für Besprechungen und Schulungen. „Die Räume sind etwas klein, aber das ist nur ein minimaler Wermutstropfen. Ich denke, wir sind für die nächsten zehn Jahre gut aufgestellt“, sagt der Kommandant.
Gemeinsames Dorfstüble
Gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft und den anderen Vereinen nutzt die Feuerwehr die Sanitäranlagen und das Dorfstüble. Wie Bader erklärt, wird das Stüble für den „geselligen Teil“ der Aktionen im Dorfhaus genutzt. So trifft sich auch die Dorfgemeinschaft regelmäßig im Dorfstüble oder im größten Bereich des Gebäudes, dem Veranstaltungsraum. „Aktuell planen wir vor allem den Sachsenhausener Dorffrühling“, berichtet Bader.
Auch der Gesangsverein Liederlust hat im Dorfhaus ein neues Zuhause gefunden. „Wir sind hochzufrieden. Sowohl die Größe, als auch die Akustik des Raumes sind gut“, sagt Bertholt Sauter aus dem Vorstand des Chors. Zudem funktioniere Sauter zufolge auch die Organisation, wer wann die Räume nutzt, einwandfrei.
Von Montag bis Donnerstag findet diese Organisation innerhalb des Dorfes, aber in Absprache mit der Stadt Giengen statt, am Wochenende verwaltet die Stadt das Gebäude. Wie Andreas Salemi, Amtsleiter Amt für Kultur, Sport und Tourismus, berichtet, fanden im ersten halben Jahr 13 Wochenendveranstaltungen in der Halle statt, 2023 waren es 30. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Salemi und ergänzt: „Eine Halle in dieser mittleren Größe hatten wir in Giengen noch nicht. Das schließt eine Lücke.“ So würden neben Vereinsveranstaltungen auch Geburtstage, Hochzeiten und Verlobungen in der Halle stattfinden. Er betont jedoch, dass es beim Dorfhaus vor allem darum ging, einen neuen Dorfmittelpunkt für die Sachsenhausener Bürgerinnen und Bürgern zu schaffen.
Antrag und Gebühren bei Veranstaltungen
Michael Bader hat hingegen nicht nur Positives zu berichten. Der Sohn von Werner Bader ist Vorstandsvorsitzender beim Turntrimmclub Sachsenhausen, der unterschiedliche Sportangebote hat und "die auffängt, die nicht zur Feuerwehr oder zum Gesangsverein wollen". Er sagt: „Die Absprache mit der Stadt Giengen ist ein Problem.“ Die Stadt verwaltet das Dorfhaus am Wochenende. „Wenn wir vom Dorf am Wochenende eine Veranstaltung ausrichten wollen, müssen wir immer einen Antrag stellen und auch Gebühren zahlen, obwohl beispielsweise die Küche aus unserem eigenen Inventar besteht“, so Bader. Das sei aufwendig und würde den Vereinen viele Einnahmen nehmen. „Wir müssen damit klarkommen, dass jetzt mehr mitmischen,“ räumt er ein.
Wie sein Vater ist auch er der Meinung, dass im Dorfhaus nicht ausreichend Lagerplatz vorhanden ist. „Es wurde sehr viel Geld verbraten für optische Dinge“, findet Bader außerdem und meint damit etwa die Zackenform des Daches. Die teilweise niedrige Decke sorge dafür, dass Sportarten wie Badminton schwierig zu betreiben sind. Bader betont trotz allem: „Wir sind grundsätzlich sehr zufrieden und glücklich, das Dorfhaus zu haben.“
Angesprochen auf Baders Kritik erinnert Amtsleiter Salemi an den Gleichbehandlungsgrundsatz bei den vier Giengener Teilorten und betont, dass Gebühren ganz normal seien. „Wir verlangen nur bei Veranstaltungen Gebühren. Für den Übungsbetrieb müssen die Vereine nicht bezahlen, das ist nicht überall so“, ergänzt er. Bevor das Dorfhaus gebaut wurde, richteten die Sachsenhausener viele ihrer Veranstaltungen im frei nutzbaren, alten Rathaus aus. Die Umstellung sieht Salemi als einen Grund für Unzufriedenheit.
Gemeinderat stimmte Bau schon 2008 zu
Dem Großprojekt Dorfhaus war eine längere Vorgeschichte vorausgegangen: Der Gemeinderat hatte dem Bau schon im Herbst 2008 zugestimmt. Unterschiedliche Probleme verzögerten das Vorhaben jedoch immer wieder, sodass die Arbeiten schließlich erst im Juni 2020 begonnen werden konnte. Das Grundstück ist 4.500 Quadratmeter groß, im Gebäude selber sind etwa 600 Quadratmeter eingeschossige Raumfläche entstanden. Am Bau war auch die engagierte Sachsenhausener Dorfgemeinschaft beteiligt: „Wir haben über 2.000 Arbeitsstunden beigetragen“, so Bader. Das Dorfhaus hat knapp 2,5 Millionen Euro gekostet.
Förderverein Dorfhaus sammelt Spenden
Neben der Feuerwehr, dem Gesangsverein Liederlust und der Turntrimmclub hat sich in Sachsenhausen ein weiterer Verein gegründet. Im Zuge des Projekts Dorfhaus wurde der Förderverein Dorfhaus ins Leben gerufen, der sich um Spenden bemüht. Diese kommen, so der Sachsenhausener Stadtrat Werner Bader, vor allem den Vereinen zugute.