Die Feldlerche gilt in Deutschland als bedrohte Art. Durch intensivierte Landwirtschaft und fortschreitende Versiegelung sind in den vergangenen Jahrzehnten viele Brutmöglichkeiten verschwunden. Hinzu kommt, dass die Vögel, die im Winter den Kurzstreckenflug Richtung Spanien oder Südfrankreich bevorzugen, anstatt sich hierzulande auf Fettfutterspenden zu verlassen, sich jedes Jahrs aufs Neue Brutplätze suchen.
Die Sorge um die Bestände der Feldlerche war auch in der Planungsphase für den Giengener Industriepark A7 (GIP A7) von Bedeutung. Schließlich wurden durch den Park Dutzende Hektar bisheriger landwirtschaftlicher Fläche überbaut, die zumindest teilweise als Lebensraum für die Feldlerche geeignet gewesen waren. Die damals festgelegten Ausgleichsmaßnahmen sind einer Zwischenbilanz zufolge erfolgreich – in einem Fall offenbar sogar so sehr, dass selbst Fachleute staunten.
Brutplatz auf dem begrünten Dach
Wie Claudia Schnürle, Leiterin des Baurechts- und Planungsamts im Giengener Rathaus, im Gemeinderat berichtete, ist auf der vom Logistikunternehmen Noerpel genutzten Halle im GIP A7 ein Feldlerchenpaar gesichtet worden – offenbar bei der Brut inmitten der Dachbegrünung. Schnürle zufolge seien sogar die mit dem Monitoring der Ausgleichsmaßnahmen beauftragten Experten überrascht gewesen, weil ihnen kein vergleichbarer Fall bekannt gewesen sei. Feldlerchen bevorzugen flache Grasflächen zur Brut, demnach scheint der Standort des Grüns im Zweifel nachrangig zu sein.
Mit der Sichtung eines einzigen Brutpaares der Feldlerche hätte freilich noch kein Anlass zur Zufriedenheit bestanden – aller überraschenden Platzwahl zum Trotze. In den Vorgaben für die Ausgleichsmaßnahme ist vielmehr festgeschrieben, welche Bestände an verschiedenen Vogelarten angestrebt sind.
Bei einer im Jahr 2020 erfolgten „Nullkartierung“ auf der damals noch unbebauten Fläche wurden neun Brutreviere von Feldlerchen festgestellt. Als Ausgleich für die Verdrängung der Feldlerchen-Brutpaare und der ebenfalls festgestellten Brutpaare der Wiesenschafstelze vereinbarte die Stadt Giengen als Bauherrin des Industrieparks mit der Naturschutzbehörde, auf den umgebenden Flächen entsprechende neue Brutmöglichkeiten zu schaffen. Das bedeutet, dass die Bewirtschafter angrenzender Fläche beispielsweise durch passende Aussaat und größeren Saatreihenabstand mögliche Brutplätze für die seltenen Vögel schaffen.
Neue Brutreviere sind entstanden
Dem jährlichen Monitoring zufolge werden die neuen Flächen von verschiedenen Bodenbrütern angenommen. Der Bestand auf den sogenannten Maßnahmenflächen und in der Umgebung habe sich „stetig erhöht“. So seien 2024 acht Brutreviere der Feldlerche auf den Flächen der Ausgleichsmaßnahmen festgestellt worden, dazu kommen 14 in der Umgebung. Zu einem Revier der Wiesenschafstelze und einem Brutplatz der Dorngrasmücke seien seit 2022 jeweils zwei neue Reviere hinzugekommen.
Ausgleich innerhalb und außerhalb des GIP A7
Die Ausgleichsmaßnahmen für den Bau des Giengener Industrieparks A7 wurden sowohl innerhalb als auch außerhalb des Geländes festgelegt. Auf der Fläche des GIP A7 wurde beispielsweise Dachbegrünung vorgeschrieben, außerdem wurde Augenmerk auf Begrünung der Gewerbeflächen des öffentlichen Raums gelegt. Das sogenannte Feldlerchen-Management zählt zu den wichtigsten Maßnahmen außerhalb des Industrieparks. In Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftern angrenzender Flächen wurden und werden erweitere Saatreihenabstände oder temporäre Brachflächen für die Bodenbrüter vorgesehen.