Dass in Hohenmemmingen ein neues Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr gebaut werden wird, stellt niemand in Giengen ernsthaft infrage. Ab wann dort gebaggert und gemauert wird, war in der letzten Gemeinderatssitzung vor Weihnachten jedoch Bestandteil einer lebhaften Diskussion. Stadtrat Wilhelm Oszfolk (SPD) sah den Neubau zeitlich in die Ferne rücken und lehnte in der Folge den gesamten Haushaltsplan für 2025 ab, Oberbürgermeister Dieter Henle verwies auf überörtliche Abstimmungen, um für die Wehren im ganzen Landkreis Fördermittel des Landes abzugreifen.
Zwischenzeitlich haben sich die Gemüter beruhigt, zu einem eher augenzwinkernden Schlagabtausch kam es bei der Hauptversammlung der Feuerwehrabteilung Hohenmemmingen dennoch: OB Henle setzt weiter darauf, dass der Neubau ab 2028 beginnt, Stadtrat Oszfolk geht hingegen von 2032 aus. Die Meinungsverschiedenheit mündete in eine Wette: Für jedes Jahr, das der Bau später als 2028 beginnt, stiftet der OB der Einsatzabteilung ein 50-Liter-Fass Bier, geht es früher los, steht Oszfolk mit gleichem Einsatz in der Pflicht.
Der Altbau hat viele Mängel
Unstrittig ist, dass der Anfang der 1970er-Jahre errichtete Altbau an der Sachsenhauser Straße Mängel aufweist. Erfasst und aufgeschrieben wurden diese vom Planungsbüro Forplan, das 2022 den Feuerwehrbedarfsplan für die Stadt Giengen erarbeitet hat. Der gravierendste Mangel sind demnach die nicht ausreichenden und falsch platzierten Umkleiden, die zudem nicht nach Geschlechtern getrennt sind. Für Letzteres besteht aber Bedarf, weil in der Einsatzabteilung derzeit neben 39 Männern auch eine Frau den ehrenamtlichen Dienst versieht. Derzeit gibt es eine provisorische Lösung. Außerdem fehlen Duschen und eine sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung im Umkleidebereich, die verhindern soll, dass im Einsatz verschmutzte Schutzkleidung in Kontakt mit sauberer Kleidung und nicht kontaminiertem Material kommt. In der Umfrage unter den Aktiven, die Bestandteil des Feuerwehrbedarfsplans ist, erhält das Hohenmemminger Gerätehaus in seiner jetzigen Form die schlechtesten Noten.
Zuletzt kamen offenbar auch noch undichte Stellen im Flachdach hinzu. OB Henle fasst zusammen: „Die Situation vor Ort ist sicher nicht optimal, aber die Arbeit der Feuerwehr ist dadurch nicht eingeschränkt.“ Das Büro Forplan hat im Bedarfsplan einen Neubau empfohlen, weil eine Sanierung voraussichtlich teurer wäre, ohne den heutzutage geforderten Anforderungen an ein Feuerwehrhaus gerecht zu werden.
Stadt Giengen will Neubau bis Anfang 2029 fertigstellen
Der Knackpunkt ist aber der Zeitplan: Die Stadtverwaltung hat vor, 2026 mit der Planung für den Neubau zu beginnen und im Jahr darauf die Förderanträge zu stellen. 2028 soll der Neubau dann errichtet werden, damit er spätestens Anfang 2029 eingeweiht werden kann.
Von einem ähnlichen Zeitplan ging auch Oszfolk in seiner kritischen Stellungnahme im Gemeinderat aus, allerdings bezweifelte er, dass der Bau bei einem Baustart 2028 noch vor 2030 fertiggestellt wäre.
Die Verwaltung wiederum verweist auf Absprachen innerhalb des Landkreises. Bereits dieses Jahr einen Förderantrag an den Ausgleichstock zu formulieren, wäre laut Henle nicht möglich gewesen, weil bereits ein Antrag für das Gerätehaus in Burgberg vorgesehen ist, das zusätzlich einen Anbau für das DRK erhalten soll. Zudem sei dieses Jahr in Absprache mit dem Kreisbrandmeister ein Förderantrag für ein neues Gerätehaus in Gerstetten vorgesehen. 2026 soll Fördergeld für die Feuerwehr in Dischingen beantragt werden, bevor dann 2027 Hohenmemmingen an der Reihe wäre. Laut Haushaltsplan kalkuliert die Stadt mit Zuschüssen in Höhe von 600.000 Euro. Insgesamt wurden die Baukosten auf etwa drei Millionen Euro geschätzt.
Neubau neben Altbau
Der Neubau auf dem unmittelbar benachbarten Grundstück hat aus städtischer Sicht den Vorteil, dass die Feuerwehr keine Interimslösung braucht. Die Fläche gehörte zuvor einer Erbengemeinschaft, die das Grundstück geteilt an die Stadt Giengen und einen Investor veräußerte, der darauf die Wohnanlage „Alpenblick“ bauen lässt. Wie der bisherige Feuerwehrstandort nach dem Neubau genutzt werden könnte, ist Henle zufolge noch offen.