Unermüdlich und voller Hoffnung

Giengen nimmt Abschied von Pfarrer Frieder Hartmann – ein Nachruf

Bis zuletzt engagierte sich Pfarrer i. R. Frieder Hartmann mit viel Energie in Giengen. Nun ist er im Alter von 78 Jahren gestorben. Der Gemeinderat würdigte seine Verdienste in einer Gedenkminute.

Offiziell trug Pfarrer Frieder Hartmann seit vielen Jahren die Bezeichnung „im Ruhestand“, aber das hatte für ihn kaum Bedeutung. Auch im Ruhestand arbeitete er unermüdlich weiter, sprang ein, wenn eine Vakanz drohte, war einer der Treiber des Zusam-Lädles und wandte sich mit Nachdruck gegen Fremdenfeindlichkeit. Am Sonntag ist Hartmann nun im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer schweren Erkrankung gestorben.

Als Christoph Max Friedrich Hartmann wurde er wenige Monate nach Kriegsende in Bad Urach geboren, als Frieder kannte man ihn später. Das Aufwachsen mit fünf Geschwistern in ärmlicher, von Lebensmittelknappheit geprägter Umgebung hat ihn und sein Verständnis von theologischer Arbeit geprägt. In den gesellschaftlichen Aufbrüchen der 68er-Bewegung studierte Frieder Hartmann, zeitlebens vermittelte er einen vom Menschen her gedachten Glauben, der für ihn immer auch eine politische Komponente hatte. Als Vikar in Cannstatt lernte er seine spätere Frau Johanna kennen, im vergangenen Juni konnte das Ehepaar seine Goldene Hochzeit gemeinsam mit sechs Kindern und 25 Enkeln feiern.

Pfarrer Hartmanns Wirken wird lange nachhallen

Es war Pfarrer Hartmann ein Anliegen, einen weiten Horizont zu gewinnen und zu behalten. Zwei Jahre war er in Singapur, arbeitete als Seemannspfarrer und übernahm schließlich eine erste Pfarrei in Maichingen, bevor die Familie 1989 schließlich nach Giengen kam. Dort fand Hartmann nicht nur vielfältige Aufgaben in der Organisation der Gemeindearbeit, er erkannte auch rasch, wo zusätzliches Engagement gefordert war. Die mit viel Energie gestaltete Stadtteilarbeit in der Memminger Wanne ist nur ein Beispiel für sein Wirken, das noch lange nachhallen wird.

Im Jahr 2000 zogen die Hartmanns weiter nach Baiersbronn und Schömberg, bevor sie in Frieder Hartmanns Ruhestandsjahren wieder nach Hohenmemmingen kamen, wo er unermüdlich weiterarbeitete, immer in der Hoffnung, die Menschen zusammenhalten zu können und Versöhnung zu ermöglichen. Eine seiner letzten, wie gewohnt beharrlich vorangetriebenen Ideen war „Zusam durchs Jahr“.

In einer Gedenkminute würdigte am Dienstag auch der Giengener Gemeinderat die Verdienste Hartmanns. „Unendlich vieles haben wir Pfarrer Hartmann zu verdanken“, sagte Oberbürgermeister Dieter Henle bewegt und würdigte den Verstorbenen als einen der großen Ehrenamtlichen der Stadt, der zeitlebens Zuhörer und Ratgeber war und immer wieder neue Perspektiven aufzuzeigen wusste.