125 Menschen, die aus der Ukraine nach Giengen kamen, um dem russischen Angriffskrieg zu entfliehen, leben derzeit nach Auskunft des Ordnungsamtes in der Stadt. Sie teilen sich die Gebäude mit 71 Männern und Frauen, die kein eigenes Zuhause haben.
„Unsere Unterkünfte sind gemischt belegt“, sagt Amtsleiter Uwe Wannenwetsch. Gleichzeitig seien sie unterschiedlich ausgelastet. „Probleme gibt es, wenn wir Familien mit vielen Kindern unterbringen müssen. Das geht nicht überall“, sagt Wannenwetsch, weil an manchen Adressen aufgrund der Belegungsstruktur keinen Kindern eine Bleibe anbieten möchte. Voll belegt seien mehrere Unterkunftsmöglichkeiten. Eine Unterkunft biete nur Zimmer für ein bis zwei Personen. Auch hier könnten keine Familien aus der Ukraine untergebracht werden.
„Es wird dann schwer und wir kommen an Kapazitätsgrenzen. Auch wenn wir weitere leer stehende Wohnungen anmieten“, so der Leiter des städtischen Ordnungsamtes.
HZ-Informationen zufolge sollen sich in einer Dreizimmerwohnung 17 Personen aufgehalten haben. Eine Frau, die in der Wohnung eine Familie betreut, berichtet von „schlimmen Verhältnissen“. Es seien drei Familien mit zweimal sechs und einmal zwei Kindern untergebracht. Die Wohnung habe nur ein Bad und eine Toilette, die Kinder schliefen zu zweit in Stockbetten.
„Das ist ein absoluter Sonderfall und war keinesfalls so geplant“, sagt Wannenwetsch zu der Schilderung. Eigentlich hätte ein von der einer Ukrainerin vorgesehener Umzug stattfinden sollen, der aus familiären Gründen aber nicht vollzogen werden konnte. „Wir haben aber auch das Problem, dass die Anzahl der uns gemeldeten Personen nicht mit der wirklichen Anzahl übereinstimmt“, erklärt der Ordnungsamtsleiter. „Wir müssen dem nachgehen, denn eigentlich hatten wir mit neun Personen in der Wohnung geplant.
Wenn es bei den städtischen Unterkünften Engpässe gibt, warum können die Familien aus der Ukraine nicht in der Erstaufnahme-Einrichtung des Landes im Ried untergebracht werden? „Die ist derzeit mit 135 Menschen belegt. Eine Woche zuvor waren es 80 Personen. In der Mehrzahl leben dort Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. Allerdings dürfen wir dort keine Kinder unterbringen“, so Wannenwetsch. Deshalb könnten auch hier keine ukrainischen Familien untergebracht werden.
Fälle, wie sie vorwiegend in Baden-Württemberg vorgekommen sein sollen, in denen sich Ungarn als ukrainische Flüchtlinge ausgegeben haben, um an Bürgergeld zu kommen, habe es in Giengen nur in Einzelfällen gegeben. „Mir ist ein Fall bekannt, das ist aber schon drei Monate her“, so Wannenwetsch.
Kontingent-Vorgabe ausgesetzt
Durch die Erstaufnahme-Einrichtung des Landes im Ried hat die Stadt Giengen eigentlich das Kontingent für die Aufnahme von Geflüchteten erfüllt. Die Landesregierung habe, so Ordnungsamtsleiter Uwe Wannenwetsch, diese Regelung in Bezug auf Schutzsuchende aus der Ukraine ausgesetzt. Sie zählten nicht zum Kontingent dazu.