Es war rätselhaft, was die Fachleute bei ihren Untersuchungen entdeckten: Bei Prüfungen des Baugrunds für die neue Geh- und Radwegbrücke über die Brenzbahn stieß man auf einen zunächst unerklärlichen Hohlraum. Bei den weiteren Nachforschungen stellte sich heraus, dass dort, wo sich an der Sundgaustraße seit Jahrzehnten ein BSH-Parkplatz befindet, ein alter Kellerraum existiert.
Diesen unterirdischen Raum, den über geraume Zeit offensichtlich niemand bemerkt hatte, einfach zu belassen, kam nicht in Frage: Um die Bohrpfähle in den Boden zubringen, die als Fundamente für den Brückenbau dienen sollen, muss die Fläche mit schwerem Gerät befahren werden. Je nach Größe wiegen solche Bohrgeräte zwischen 50 und 100 Tonnen, mutmaßlich zu schwer für eine alte Kellerdecke.
Das Auffüllen des alten Kellers kostet 65.000 Euro
Deshalb soll der vergessene Hohlraum vor dem Baubeginn für die Brücke verfüllt und verdichtet werden, damit ein Einsturz ausgeschlossen wird. Den Auftrag dafür vergab der Bauausschuss des Giengener Gemeinderats am Donnerstag einstimmig zum Preis von knapp 65.000 Euro an die örtliche Bauunternehmung Fetzer. Das Raumvolumen der mutmaßlichen Teilunterkellerung bezifferte die Verwaltung mit rund 600 Kubikmetern. Dies entspricht in etwa dem Rauminhalt von einem Dutzend Fertiggaragen.
Die Hälfte der Kosten wird die BSH übernehmen, der das Grundstück gehört. Die Brücke selbst wird zwar im Eigentum der Stadt errichtet, für die Nutzung des fremden Grundstücks werden sogenannte Grunddienstbarkeiten vereinbart, in denen beispielsweise die Unterhaltspflichten geregelt werden.
Was für eine Art Gebäude dort einst stand, war zunächst unklar. In den Unterlagen der BSH fanden sich der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat zufolge aber Hinweise auf ein früheres Klinkerwerk an dieser Stelle. Tatsächlich hatten die Klinkerwerke Höfle dort ihre Produktionsstätte. Historische Fotos zeigen ein langgestrecktes, dreistöckiges Gebäude mit Satteldach direkt an der Bahnlinie.
Alte Klinkerfarbik wurde schon 1968 abgerissen
1968 wurde die Fabrik allerdings bereits abgerissen, nachdem das Areal 1965 von der Firma Bosch gekauft worden war, um dort Parkplätze für die offenbar rasant steigende Anzahl von Fahrzeugen ihrer Mitarbeitenden bereitzustellen. Bürgermeister Alexander Fuchs erklärte im Ausschuss, die Fabrik sei damals lediglich „bodengleich abgebrochen“ worden. Wie andere alte Bilder nahelegen, wurde der Abbruch damals mit vergleichsweise robusten Methoden vollzogen. Während heute der Rückbau eines Gebäudes sehr behutsam vonstattengeht, um einen möglichst großen Teil der Baustoffe wiederverwerten zu können, wurde die Klinkerfabrik offenbar mit Hilfe einer Planierraupe eingeebnet und abtransportiert.
Der alte Keller lässt sich dabei nicht mit den Heiz- und Bastelkellern unter einem Einfamilienhaus vergleichen. Er hat vielmehr die Ausmaße einer niedrigen Halle und dürfte ein umgerechnetes Volumen von mehreren Dutzend Fertiggaragen aufweisen. Weil nun aber eine der tragenden Stützen für den Brückenneubau genau im Bereich des Kellers stehen muss, bleibt Fuchs zufolge nichts Anderes übrig, als den Keller mit Schotter zu verfüllen.
Ob es nicht einfacher wäre, nur den fraglichen Teilbereich aufzufüllen, wollte Ratsmitglied Martin Unseld (Unabhängige/Grüne) wissen. Das würde Fuchs zufolge geprüft, aufgrund statischer Probleme des Kellerbodens sei das komplette Verfüllen aber einfacher und auch günstiger.
Baubeginn im Frühjahr 2025
Nach den Zeitplänen der Giengener Stadtverwaltung soll die neue BSH-Brücke bis in etwa einem Jahr fertiggestellt sein. Der Baubeginn ist für das kommende Frühjahr geplant. Derzeit wartet man im Rathaus noch auf die sogenannte Kreuzungsvereinbarung mit der Deutschen Bahn. Liegt diese vor, können man die Bauarbeiten auch ausschrieben, so Bürgermeister Alexander Fuchs.