Bergschulserenade

Völlig losgelöst: So stimmten die Musiker in Giengen auf die Fußball-EM ein

Die Giengener Stadtkapelle und die Musikschule stimmten bei der Bergschulserenade musikalisch auf die Fußball-EM ein.

Zum zweiten Mal fand die Bergschulserenade jetzt schon statt. Was in Corona-Zeiten als Notlösung gedacht war, um vor allem dem Bläsernachwuchs ein Konzerterlebnis zu ermöglichen, entpuppte sich als veritabler Publikumserfolg. Und so fanden sich auch am Freitag trotz des relativ unbeständigen Wetters zahlreiche Zuhörer im Pausenhof der Bergschule ein, um das besondere „EM-Opening-Konzert“ mit der Stadtkapelle und der Musikschule zu erleben.

Diese Fußball-Ohrwürmer wurden in Giengen gespielt

Auf eigenen Wunsch der Musikerinnen und Musiker des Jugendblasorchesters war der Grönemeyer-Song „Zeit, dass sich was dreht“, im Jahr 2006 der Soundtrack zum Sommermärchen und neuerdings durch die Rap-Version einer neuen Zielgruppe zugänglich geworden, ins Programm genommen: Ohne Rapper, aber mit viel Schmiss riss die Jugend das Publikum sogleich mit – steht dem Hit wirklich gut, diese aparte Blasmusik-Version. Eifrig mitgeklatscht wurde bei „54, 74, 90, 2006“ der Sportfreunde Stiller ließ ebenfalls Erinnerungen an die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aufkommen und der Rhythmus verfehlte abermals seine Wirkung nicht: Da wurde ordentlich mitgeklatscht, zuweilen sogar mitgesungen. 

Tor-Hymne und Calypso

Perfekt ins Programm passte „Tage wie diese“, hatte doch die deutsche Fußballnationalmannschaft diesen Hit der Toten Hosen zum beliebtesten Song zum Einstimmen auf die Europameisterschaft 2012 gewählt. Was für Nationalspieler recht ist, konnte den Zuhörern in Giengen nur billig sein: Die Version des Jugendblasorchesters unter der Leitung von Hannes Färber war so recht nach ihrem Geschmack. Dem Applaus nach wäre eine Zugabe fällig gewesen – aber das wurde noch mit dem geheimnisvollen Verweis auf eine gewisse Tor-Hymne hinausgezögert.

Ein Publikumserfolg war die Bergschulserenade in Giengen. Markus Brandhuber

Nicht an das Thema Fußball gehalten hatte sich das Bläservororchester unter der Leitung von Hannes Färber. Also, das sagte er jedenfalls. Bei näherer Betrachtung ist dem natürlich nicht so: Was würde sich wohl besser eignen für ein Freudentänzchen an der Seitenlinie oder vor dem Fernseher als der schmissige „Calypso“? Und würde man nicht jedem Spieler, der wie ein Löwe auf dem Platz gekämpft hat, gönnen, eine ruhige Nacht mit gesundem Schlaf zu haben? Nichts anderes will schließlich „The lion sleeps tonight“. Und zum Fußballbezug von „We will rock you“ sind ja keinerlei Worte notwendig. Die seien eher auf das Können des jüngsten Bläsernachwuchses verwendet: Ganz prima war ihr Vortrag, vor allem wenn man berücksichtigt, dass es für einige unter ihnen der erste Auftritt überhaupt war.

Trikots und Fritz-Walter-Wetter

Hatte der Nachwuchs noch die günstigeren Spielbedingungen, nämlich trocken und sonnig, so sah dies für die Stadtkapelle anders aus. Nieselregen – oder besser „Fritz-Walter-Wetter“, wie Vorstand Rainer Lorenz es passend zum Thema Fußball nannte. Aber das seien sie ja bereits gewohnt von Kinderfest und Kreismusikfest und glücklicherweise hörte es dieses Mal, kaum, dass die Zuhörer die Regenschirme aufgespannt hatten, schnell wieder auf. Und abermals erwies sich die Stadtkapelle unter der Leitung von Nicole Brendel – alle Mitwirkenden im Übrigen mit Trikots, Fanschals oder auch Fahnen ausgestattet – als äußerst wetterfest und beschwor unter anderem mit „Football’s coming home“ die Hoffnung, dass es dieses Mal klappt mit dem Titel.

Stadtkapelle und Musikschule jedenfalls mit diesem Heimspiel hervorragende Fan-Unterstützung geleistet. Und das hat sich ja auch gelohnt, wie der furiose Auftakt der deutschen Nationalelf zeigte. Fünfmal hätte „Major Tom“ seinen Einsatz gehabt, und zumindest bei der Bergschulserenade musste man ihn nicht vermissen. Die „gewisse Tor-Hymne“ als Zugabe von Stadtkapelle und Jugendblasorchester hatte wohl zur Folge, dass die Nationalelf völlig losgelöst war. Das Publikum jedenfalls war sehr angetan von diesem musikalischen Aufwärmprogramm, das die Vorfreude auf das Eröffnungsspiel noch ansteigen ließ. Und auf Bergschulserenade, die dritte.

Rechtzeitig zum Anpfiff der EM-Eröffnung fertig

Der Titel des Konzerts war übrigens auch eine Notlösung: Lange stand der Termin schon fest, lange bevor bekannt war, dass an diesem Tag das Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaften stattfinden würde. Und auch diese Notlösung entpuppte sich als Erfolg: Nicht nur „jeder Ton ein Treffer“, wie der Untertitel lautete, nein, auch jedes Musikstück ein Treffer: Das Programm exakt so, wie einer Fußballweisheit zufolge der Ball ist, nämlich rund, und das Spiel dauerte keine neunzig Minuten. Die Zuhörer waren also rechtzeitig zum Anpfiff wieder zu Hause, wo dann das eben Gehörte gleich mal als Fangesang zum Einsatz kommen konnte.

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