Barrierefreiheit, Sicherheit und Wlan

Von Pizza zu Politik: Giengener Jugend beeindruckt den Gemeinderat

Nach der „Pizza-Konferenz“ im April diskutierte nun der Gemeinderat über die Wünsche und Sogen der jungen Giengenerinnen und Giengener. Dabei wurden viele Übereinstimmungen festgestellt.

Wenn man mit Menschen spricht, statt nur über sie, kommen oft ganz erstaunliche Erkenntnisse zustande und manches Klischee, das sich womöglich im Kopf eingenistet hatte, muss weichen. Das war vergangene Woche auch im Giengener Gemeinderat zu erleben, als deutlich wurde, dass sich junge Menschen für ihre Stadt Dinge wünsche, die auch die „Alten“ fast vorbehaltlos auf ihren Wunschzettel schreiben könnten.

Am Ende der durchaus engagiert geführten Diskussion stand zunächst der einstimmige Beschluss, dass sich die Stadtverwaltung um Gelder aus einem Förderprogramm bemühen wird, damit die Jugendbeteiligung in Giengen adäquat weitergeführt werden kann.

Vom Jugendhaus ins Rathaus – die Ideen der Giengener Jugend kommen an

Zur Vorgeschichte: Im April fand im Haus der Jugend die „Pizza-Konferenz“ statt. Jugendliche hatten dabei die Gelegenheit, untereinander, mit Beschäftigten der Stadtverwaltung und auch mit Kandidaten für die Kommunalwahl ins Gespräch zu kommen – die angelieferte Pizza wurde dabei fast zur Nebensache.

Am Ende des Abends stand eine Liste, die deutlich das Interesse der jungen Frauen und Männer an ihrer Stadt bezeugte: Man wünsche sich Barrierefreiheit an den Schulen, verbessertes öffentliches Wlan in der Stadt, umgestaltete und dadurch weniger einschüchternde Unterführungen, mehr Freizeitangebote in den Teilorten und Sommerferienprogramm nicht nur für Kinder, sondern auch für Jugendliche. Deutlich wurde zudem, wie sehr das Bergbad als städtische Einrichtung wertgeschätzt wird.

Jugendhausleiter Marc Gerlach und Konferenz-Teilnehmer Finn Oszfolk, der bei der Gemeinderatswahl für die SPD kandidiert hatte, stellten Wünsche und Sorgen der jungen Runde nicht nur im frisch verpflichteten Rat vor, sondern stellten auch erste Ergebnisse vor. So soll die Giengener Kulturnacht künftig auch explizit Programmpunkte für Jugendliche bieten. Das Kulturamt werde diesen Wunsch berücksichtigen, teilte Gerlach mit.

Positive Resonanz im Giengener Gemeinderat

Dass insbesondere die Teilorte später am Abend schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind, könnte zumindest teilweise durch das ÖPNV-Taxi behoben werden, das 2025 als Pilotprojekt starten soll. Das Kinderferienprogramm soll schon dieses Jahr durch Angebote im Jugendhaus erweitert werden, zudem ist angedacht, die Unterführungen bei einem Graffiti-Workshop neu zu gestalten. Andere Punkte werden deutlich mehr Zeit beanspruchen. Die teils fehlende Barrierefreiheit an Schulen wird allenfalls mittelfristig im Rahmen von Sanierungen beseitigt werden können.

Einhellig positiv war die Resonanz aus dem Gemeinderat. Dr. Erwin Kleemann (Grüne und Unabhängige), stellte fest, dass die jungen Giengenerinnen und Giengener überwiegend Themen angesprochen hatten, die auch – teils vor geraumer Zeit – im Rat diskutiert wurden. „Ich bin überrascht, dass keine rein jungen Themen herausgekommen sind“, so Kleemann. Martin Herrmann (CDU-Wählerblock) freute sich, dass sich die Jugendlichen „mit ihrer Umwelt auseinandergesetzt“ hatten. „Alte und Junge haben viele gleiche Themen“, stellte die SPD-Fraktionschefin Gaby Streicher fest, „wenn wir dranbleiben, haben wir alle etwas davon.“

Viele der Themen lägen seit Jahrzehnten auf dem Tisch, kritisierte Ute Goppelt (SPD) und nannte den ÖPNV ebenso wie die Schulsanierungen. „Wir müssen uns ernsthaft überlegen, wie wir das jetzt wirklich mal angehen“, so Goppelt. Ihr Fraktionskollege Klaus Kälble würdigte die „Pizza-Konferenz“ als „hervorragenden“ Weg zur Jugendbeteiligung. Jetzt gelte es, vorrangig Dinge anzugehen, die gut umsetzbar sehen, damit engagierte Jugendliche sehen könnten, dass ihre Mitarbeit etwas bewegt. Jens Pfrommer (Grüne und Unabhängige) stellte die Frage in den Raum, wie mehr Jugendliche für ehrenamtliche Beteiligung gewonnen werden könnten. Hier bestätigte Jugendhausleiter Gerlach, dass viele Angebote ohne ehrenamtliche Unterstützung kaum möglich seien. Genau dazu ermunterte Alexandra Carle (Grüne und Unabhängige): „Wenn man Jugendliche ernst nimmt und schaffen lässt, dann wird das auch was.“

Fördergeld für Jugendbeteiligung

Die Stadtverwaltung strebt an, aus dem Förderprogramm „Quartiersimpulse“ des Landes einen Zuschuss in Höhe von bis zu 85.000 Euro zu beantragen. Mit diesem Geld soll die Jugendbeteiligung ausgebaut und vorangetrieben werden. Der Eigenanteil der Stadt wird 20 Prozent (17.000 Euro) betragen. Im Zuge der Erstellung des Stadtentwicklungskonzepts soll es im Herbst eine weitere Jugendbeteiligung geben.

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