Weit unter null Grad Celsius lag die Außentemperatur am frühen Montagmorgen. Gegen 5 Uhr standen einige dick eingepackte Menschen an Bahnsteig 2 des Giengener Bahnhofs und warteten auf den Zug nach Ulm. Der kam zwar auch, passierte den Bahnhof aber auf Gleis 3, das als reines Gütergleis nicht über einen Bahnsteig verfügt. Den verhinderten Fahrgästen blieb nur, dem Zug nachzublicken.
Bei der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG) bestätigt man den Vorfall. Betroffen gewesen sei der Zug um 5.12 Uhr ab Giengen nach Ulm. „Der Fahrdienstleister der Deutschen Bahn hat den SWEG-Zug außerplanmäßig auf Gleis 3 durchfahren lassen, da das eigentlich vorgesehene Gleis 2 wegen einer Störung an einem Fahrzeug der DB belegt war“, so ein Unternehmenssprecher.
Kaputter Zug und gestörte Weiche
Dies wiederum wird auch von der Deutschen Bahn bestätigt. Gleis 2 sei am Montagmorgen von 5.11 bis 10.36 Uhr durch ein gestörtes Fahrzeug blockiert gewesen. Bahnkunden sprechen von einer defekten Tür. Zudem sei Gleis 1 von 5.11 bis 6.27 Uhr wegen einer nicht funktionierenden Weiche nicht nutzbar gewesen. Daher habe man einen Zug auf Gleis 3 durchleiten müssen.
Bahnfahrende, die in den Morgenstunden vor Ort waren, widersprechen dieser Darstellung in Teilen. Zwischen 5 und 6.30 Uhr hätten mehrere Züge ohne Halt Giengen passiert – in beiden Fahrtrichtungen. Insgesamt, so die Schätzung einer Augenzeugin, die gut eine Stunde auf eine Verbindung nach Ulm wartete, seien wohl deutlich mehr als einhundert Menschen betroffen gewesen.
Verärgert waren diese Menschen demnach auch darüber, dass es vor Ort keine oder widersprüchliche Informationen gab. Zunächst seien Fahrgäste per Durchsage von Gleis 2 auf Gleis 1 geschickt worden, wo dann aber auch kein Zug verkehrte. Zur Frage der Information der Reisenden äußerten sich SWEG und Deutsche Bahn nicht.