Sommerserie „Ganz nebenbei“

Warum die Band „Fogdriver“ aus Giengen sich mit Freude das Leben schwer macht

Ganz nebenbei hat die Band „Fogdriver“ aus Giengen ihr zweites Album aufgenommen. HZ-Reporter Jens Eber hat sich einmal angeschaut, wie Musik im Do-it-yourself-Bereich entsteht.

Kann Kunst nebenbei ganz nebenbei entstehen? Künstler aller Gattungen würden diesem Gedanken wohl widersprechen, schließlich führt doch erst die konzentrierte Beschäftigung mit Worten, Farben, Formen oder Klängen zu einem künstlerischen Ergebnis.

So ist es auch bei der in Giengen ansässigen Band „Fogdriver“. Das Quartett nimmt sich Zeit, aus Klängen, Rhythmen und in diesem speziellen Fall auch Bildern etwas zu erschaffen, das mittlerweile Menschen in einem immer größeren Umkreis fasziniert. Die atmosphärisch-schwebende, dynamisch fein austarierte Instrumentalmusik der Band scheint ideal für eine Live-Umsetzung. Aber ganz nebenbei hat „Fogdriver“ jetzt auch das zweite Album aufgenommen.

Wobei „nebenbei“ in diesem Zusammenhang vielleicht zu beiläufig klingt. Die Instrumentalisten David Tauber (Gitarre), Joachim Weller (Bass, Loops, Effekte) und Otis Weller (Schlagzeug) haben das Album zwar an einem verlängerten Wochenende eingespielt, das aber mit großer Hingabe und Konzentration – manchmal sogar zu viel davon, wie sie erzählen.

Musikaufnahmen ohne Trickserei

Die meisten Aufnahmen laufen heute so ab, dass Musiker ihre Instrumente isoliert voneinander einspielen. Das Ergebnis sind saubere Klangspuren ohne störende Nebengeräusche, die bearbeitet und später zu ganzen Stücken zusammengesetzt werden können. Kleine Fehler, die beim Einspielen passieren, können auf diese Weise mühelos ausgebessert werden. Hört man sich zum Beispiel zeitgenössische Metal-Produktionen an, sind da oft drei, vier, manchmal noch mehr Gitarrenspuren zu hören, die jede noch so kleine Lücke füllen. Das ist live ohne Trickserei dann nicht mehr umzusetzen.

Schlagzeuger Otis Weller bei den Aufnahmen zum zweiten "Fogdriver"-Album. privat

„Wir tricksen nicht, darauf sind wir auch stolz“, sagt Tanja Weller, die bei „Fogdriver“ für die visuelle Umsetzung der Musik zuständig ist. Das heißt auch: Wenn beim Aufnehmen etwas schiefgeht, eine krumme Note ertönt oder ein Beckenschlag nicht richtig sitzt, müssen David, Otis und Joachim nochmal von vorn anfangen. „Wir machen es uns da selber ein bisschen schwer“, gibt Joachim Weller zu. Auf die Chance, das Live-Gefühl, den lebendigen Fluss der eigenen Musik auf Tonträger zu bannen, wollen sie trotzdem nicht verzichten. Sogenannte Overdubs, also nachträgliche Veränderungen oder Ergänzungen, gibt es bei ihnen nicht. Selbst die elektronischen Klänge, die zu ihrer Musik gehören, spielt Bassist Joachim wie in der Live-Situation ab.

Das zweite „Fogdriver“-Album erscheint auch auf Vinyl

Aber gerade in dieser Stresssituation kommt es vor, dass man vergisst, nach wie vielen Takten ein Wechsel in Tonart oder Rhythmus kommt. „Wenn man beim Spielen anfängt zu denken, dann geht es schief“, sagt Otis Weller lachend. „Mir klopft schon das Herz, wenn ich bloß dran denke“, fügt sein Vater lachend hinzu. Mal eben nebenbei eine perfekte, unverkrampfte Version einzuspielen – auch das ist eine Kunst.

Konzentration: Jeder Fehler bedeutet einen Neustart. privat

Sieben Stücke haben sie aufgenommen, die Gitarrist David Tauber nun zu Hause am Rechner mischen wird. Immer wieder wird sich die ganze Band den Zwischenstand anhören, auch auf verschiedenen Geräten, um sich nach und nach dem optimalen Klang anzunähern.

Im Hause Weller laufen derweil die Vorbereitungen für die Covergestaltung an – auch das macht die Band in klassischer Do-it-yourself-Manier selbst. Gegen Ende des Jahres soll das zweite Album dann erscheinen. Ziel ist dieses Mal auch eine Veröffentlichung auf Vinyl. Die Lage in den Presswerken sei mittlerweile wieder etwas entspannter, sodass auch eine vergleichsweise kleine Auflage nicht mehr nur mit überlangen Vorlaufzeiten hergestellt werden kann.

So geht’s weiter bei der HZ-Sommerserie

Der nächste Teil der Sommerserie erscheint am Montag, 26. August. Darin blickt HZ-Redakteur Michael Brendel tief in die Vorgeschichte des Heidenheimer Römerbadmuseums.

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