Komplizierter zu bauen, später fertig – und deutlich teurer: Die Neubauten der Pavillons 5 und 6 der Giengener Bühlschule könnten nach aktuellem Stand bis zur Fertigstellung im Jahr 2029 mehr als 32 Millionen Euro kosten. Vor knapp drei Jahren war noch von 21 Millionen die Rede gewesen. Grundsätzlich infrage stellen wollte das Vorhaben im Gemeinderat aber niemand.
Allerdings wäre es auch schwergefallen, einen wirklich Schuldigen für die Steigerung zu benennen. Zum einen hat sich mit fortschreitender Planung der Baugrund als schwierig herausgestellt, zum anderen ist der Raumbedarf der Schule schlicht gewachsen. Hinzu kommen die Baupreissteigerungen, die derzeit allerorten beklagt werden. Dennoch bemühte sich der Giengener Architekt Uwe Kock, die jüngste Entwicklung einzuordnen.
Im Boden werden die Bagger großflächig auf Fels stoßen
Pavillon 6, der an der nordwestlichen Ecke des Schulgeländes auf einer bisherigen Freifläche entstehen soll, war planerisch schon am weitesten gediehen, als der Vorentwurf vor gut einem Jahr im Gemeinderat vorgestellt wurde. Mittlerweile liegt den Planern auch die Baugenehmigung für den Neubau vor, der auf zwei Geschossen je drei Klassenzimmer bringen soll. Allerdings hat die weitere Planung Kock zufolge ergeben, dass im Untergrund mit viel Fels gerechnet werden muss. Zudem muss eine deutlich aufwändigere Entwässerung hergestellt werden, um den vorhandenen Straßenkanal nicht zu überlasten. Laut Architekt Kock führen diese Erkenntnisse zu Mehrkosten von etwa 200.000 Euro.
Der Bau von Pavillon 6 soll im Frühjahr starten, die Fertigstellung wird sich aber wohl von Ende 2026 auf das Frühjahr 2027 verschieben.
Der erste Neubau soll im Frühjahr 2027 fertig sein
Deutlich mehr Veränderung gab es dagegen bei der Planung für Pavillon 5, der an der südöstlichen Ecke des Areals den Bestandsbau ersetzen soll. 2023 hatte der Gemeinderat beschlossen, dass die Mensa nicht im Bestand umgebaut, sondern in den Neubau integriert werden soll. Nicht zuletzt wegen der Ganztagsbetreuung der Schülerinnen und Schüler müsse die Mensa allerdings deutlich größer als bisher geplant werden. Auf insgesamt rund 740 Quadratmeter bezifferte Kock den zusätzlichen Platzbedarf für Mensa und weitere Nutzflächen. Dadurch sei die Planung mittlerweile um rund ein Dreivierteljahr verzögert.
Einen Vorentwurf will Kock bis kommenden Juli vorlegen, das Baugesuch könnte nach erhofften Förderbescheiden des Landes im Frühjahr 2026 eingereicht werden. Der Bestandsbau würde dann ab Frühjahr 2027 abgebrochen – und läuft alles wie erhofft, könnte Pavillon 5 bis zum Schulbeginn im Herbst 2029 fertig sein.
Für Pavillon 6 als ersten Bauabschnitt rechnet der Planer derzeit mit Baukosten von 6,6 Millionen Euro. Auf dieser Basis hochgerechnet würde der Pavillon 5 rund 23,7 Millionen Euro kosten. Hinzu kommen gut 700.000 Euro für Außenanlagen. Einschließlich notwendiger Umbauten im Bestand summiert sich das Großprojekt damit aktuell auf 32,5 Millionen Euro.
Anfang 2022 war man noch von rund 21 Millionen Euro ausgegangen. Allein die Preissteigerungen seit damals schlagen Kock zufolge mit vier Millionen Euro zu Buche, der gestiegene Flächenbedarf mit 4,7 Millionen Euro. Zugleich betonte er, dass weitere Steigerungen nicht ausgeschlossen werden könnten.
Gemeinderäte gehen von noch höheren Kosten aus
Ratsmitglied Benjamin Bahmann (CDU-Wählerblock) wollte wissen, ob Preissteigerungen der nächsten Jahre auch schon eingerechnet seien. Bürgermeister Alexander Fuchs gab zu bedenken, dass zwei bis drei Prozent Steigerung in der Vergangenheit normal gewesen seien. Zuletzt stiegen die Preise dagegen um zehn bis 15 Prozent pro Jahr, daher sei es „nicht seriös“, die Entwicklung zu schätzen.
Es gebe nachvollziehbare Gründe für die steigenden Kosten, befand Gaby Streicher (SPD). Man müsse damit rechnen, dass die Maßnahme noch teurer werde. „Wir brauchen hier einen sehr langen Atem“, so Streicher. Ob Pavillon 5 womöglich „überdimensioniert“ sei, wollte Jens Pfrommer (Unabhängige und Grüne) wissen. Hier gab Oberbürgermeister Dieter Henle zu bedenken, dass das Ganztagsprogramm im Laufe der Planung hinzugekommen sei. Die Bühlschule sei auch in Zukunft dreizügig geplant. Architekt Kock betonte, die Mensa sei in der benötigten Größe nicht im Bestand zu realisieren.
Solaranlage wird im Sommer gedrosselt
Weitere 80.000 Euro wird eine technische Einrichtung zur Abregelung der geplanten PV-Anlage auf dem Neubau kosten. Weil die Anschlussleistung des Bestandes bereits ausgeschöpft sei, könnten Überkapazitäten an Solarstrom nicht eingespeist werden, entsprechend muss die Anlage im Sommer abgeregelt werden. Zwar soll der Neubau auch eine Batterie erhalten, um den erzeugten Strom zu speichern, diese werde aber nicht allen überschüssigen Strom aufnehmen können.
Im Rat sorgte gerade dies für Stirnrunzeln. „Wenn man die Energiewende vorantreiben will, macht das alles keinen Sinn“, klagte Karin Häußler (CDU-Wählerblock). Ihr Fraktionskollege Jörg Bayer regte an, das Gebäude mit einer Klimaanlage auszustatten, um den Strom sinnvoll zu nutzen. Architekt Kock erwiderte jedoch, man habe im Einvernehmen mit der Schulleitung auf möglicherweise störanfällige Lüftungstechnik verzichtet.