Wandel in der Kirche

Warum die Protestanten in Giengen auf einen Pfarrer verzichten müssen

Ab März sind in Giengen nur noch drei evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer tätig. Diese Zahl soll nach dem Willen der Landeskirche weiter sinken. Was heißt das für die Gläubigen?

Die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Giengen müssen sich nicht an ein neues Gesicht gewöhnen – sie werden vielmehr eines vermissen: Nach dem Weggang von Pfarrer Steffen Hägele nach Niederstotzingen, wo er Stadtpfarrer sein wird (die HZ berichtete), werden die Seelsorgebezirke der verbliebenen Pfarrpersonen neu aufgeteilt.

Damit beginnt sich der Pfarrplan 2030 der württembergischen Landeskirche vor Ort unmittelbar auszuwirken. Vor wenigen Jahrzehnten waren in der Gesamtstadt mit Giengen, Hürben, Burgberg, Hohenmemmingen und Sachsenhausen noch fünf evangelische Pfarrer tätig. Zuletzt waren es vier. Ohne Hägele werden fortan noch Pfarrer Dr. Joachim Kummer, Pfarrer Tom Fröhner und Pfarrerin Anne Stiegele für die Protestanten vor Ort tätig sein, wenn auch mit neuen Zuständigkeiten.

Im Kirchenbezirk Heidenheim bleiben 19 evangelische Pfarrstellen übrig

Damit nicht genug. Der 2022 von der Landessynode beschlossene Pfarrplan sieht für Giengen ab 2030 nur noch zwei Pfarrer oder Pfarrerinnen vor. Diese Entwicklung entspricht auch der Entwicklung der Gemeinden ganz allgemein. Im Pfarrplan geht die Landeskirche davon aus, dass die Zahl der Evangelischen in Württemberg von aktuell etwas mehr als 1,8 Millionen auf etwa 1,5 Millionen im Jahr 2030 sinken wird. Und: Zwischen den Jahren 2000 und 2030 wird sich die Zahl der Gemeindepfarrstellen von 1800 auf 900 halbiert haben. Im evangelischen Kirchenbezirk Heidenheim werden bis 2030 von derzeit 27 Pfarrstellen noch 19 übrigbleiben.

In Giengen führt die Tatsache, dass die Kirchengemeinde ab März auf einen Pfarrer verzichten muss, zu deutlich veränderten Bezirken, zumal Pfarrer Hägele von seinem Pfarrsitz in Hermaringen aus den östlichen Teil der Südstadt betreut hatte. Die gesamte Südstadt wird nun künftig vom Hürbener Pfarrer Tom Fröhner mitbetreut. Das Gebiet des seit 2017 in Hürben tätigen Seelsorgers reicht dann von Hürben bis zur Bahnlinie im Brenztal.

Die Bezirke der Pfarrer werden größer

Der Zuständigkeitsbereich von Pfarrer Kummer erstreckte sich bislang über die Kernstadt und im Norden bis ins Wohngebiet am Läutenberg. Künftig kommt für Kummer noch der Bereich westlich der L 1083 und nördlich der Bahnlinie hinzu.

Auch für Anne Stiegele, die seit vergangenem Jahr Pfarrerin in Hohenmemmingen ist, ändert sich der Zuständigkeitsbereich. Reichte ihr Wirkungsfeld bislang schon über die Memminger Wanne hinaus bis zum Giengener Friedhof, übernimmt Stiegele ab März auch noch einen Teil des Rieds, der bislang von Steffen Hägele betreut worden war.

Durch die Umsetzung des Pfarrplans 2030 werden jedoch nicht nur Pfarrstellen abgebaut. Ziel der Landeskirche ist auch, über eine Verwaltungsreform die Beschäftigten und Ehrenamtlichen vor Ort zu entlasten. So wird bis 2030 auch das bisherige Amt der Kirchenpflege verschwinden. Bereits jetzt schulen landesweit etliche bisherige Kirchenpflegerinnen zu Verwaltungsmitarbeiterinnen um.

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