Kultur

Orgelkrimi in der Giengener Stadtkirche: Auf der Suche nach der verschwundenen Bach-Toccata

Kantor Christoph Kuppler war in der Stadtkirche Giengen auf der Suche nach der verschwundenen Bach-Toccata. Was es damit auf sich hat:

Nach den „alttestamentarischen Rätseln“ kündigte Pfarrer Joachim Kummer am Sonntag in der Stadtkirche ein weiteres Rätsel an: Mit dem „Geheimnis der verschwundenen Toccata“ schloss sich ein veritabler Krimi an, ein Orgelkrimi nämlich, aus der Feder von Kantor Christoph Kuppler.

Eine ebenso abenteuerliche wie vergnügliche Geschichte rund um Bachs Toccata hatte sich Kuppler da ausgedacht. So hat er unter anderem aufgedeckt, dass die englische Königsfamilie nicht aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha stammt, sondern aus Sachsenhausen-Burgberg. Und ihr Stammsitz ist die Bärenburg.

Royaler Besuch in Giengen

Als Charles und Camilla das erfahren, machen sie sich natürlich schnurstracks auf nach Giengen, um ihre Heimat zu besuchen. Und dort wird der ganz große Bahnhof vorbereitet, um die royalen Gäste willkommen zu heißen. Es wird ein Kuscheltier mit Knopf an der Krone produziert, es gibt Camilla-Brezeln und Schlüssel-Ale – kurzum: Es wird das größte Fest seit Erfindung des Teddybären werden.

Dazu soll in der Stadtkirche die Toccata aufbrausen. Auf der Suche nach den Noten für Bachs großen Hit muss allerdings festgestellt werden: Sie wurden geklaut. Und Christoph Kuppler lässt in seiner Geschichte die Zuhörer ermitteln, legt Spuren aus, streut Hinweise, und in den Kirchenbänken wird fleißig mitgerätselt und der eigens angefertigte Rätselbogen fleißig ausgefüllt.

Kuppler saß natürlich an der Orgel, um den Krimi musikalisch zu untermalen. Neben dem Glockenspiel von Westminster von Louis Vierne, der Toccata von Eugène Gigout, Bachs Adagio aus BWV 593 bekamen die Zuhörer auch immer wieder Orgelschnipsel zu hören, die das Geschehen klanglich illustrierten. So gab die Orgel einen Eindruck davon, wie die Glocken der Stadtkirche ein bisschen auf Big Ben umgestimmt werden, und davon, wie sich helle Aufregung in Giengen wohl musikalisch anhören mag.

Ende gut, alles gut

Als Erzählerin fungierte sehr gekonnt Katharina Kuppler, Jonathan Kuppler übernahm die Technik, denn begleitet war der Krimi von Bildern auf der Leinwand. Und noch jemand spielte mit: Pfarrer Joachim Kummer entpuppte sich doch tatsächlich nicht nur als ein entfernter Verwandter der Königsfamilie „auf einer Nebenempore“, sondern auch als der Entwender der Noten.

Warum? Nun, er sei der Vorsitzende der "GBO", der Gesellschaft von Bekämpfung von Ohrwürmern, sodass also die Toccata versteckt wurde – dorthin, wo „Für Elise“ und „Life is live“ vermutlich bereits liegen. Ein gutes Ende wurde also gefunden, und das konnte dann auch mit der Toccata besiegelt werden, die Christoph Kuppler absolut ohrwurmtauglich spielte. Und es sollte doch gar nicht wundern, wenn Charles und Camilla beim Kinderfest auftauchen – da kommen sie ja schließlich alle wieder heim...

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