Zeitreise

Was bei den Steinzeittagen mit Rudolf Walter in Hürben geboten war

Bei den Steinzeittagen am Hürbener Höhlenhaus konnte mit dem Archäologen Rudolf Walter Urgeschichte am Wochenende wieder hautnah erlebt werden.

Was wolltet ihr schon immer über die Steinzeit wissen?“, fragt Rudolf Walter und schaut in die Runde. Die Antwort kommt prompt: „Wie man Feuer macht!“ Rudolf Walter lässt sich nicht lange bitten. Er schlägt Katzengold gegen einen Feuerstein, die sprühenden Funken landen in einem kleinen Nest aus Zunder, dem Fruchtfleisch eines Baumpilzes. Er pustet und sofort raucht es. Den glühenden Zunder packt er in Heu ein und pustet weiter – und voilà: Es brennt. Die Kinder sitzen fasziniert auf einem Bisonfell und auch die Erwachsenen sind nicht weniger interessiert bei den Ausführungen des ganz in Hirschleder gewandeten Mannes dabei.

Feuer machen mit steinzeitlichen Methoden ist für Rudolf Walter eine leichte Übung. Markus Brandhuber

Rudolf Walter hat auch allerlei dabei. Etwa einen Mammutbeckenknochen mit Zahnspuren einer Hyäne, eiszeitliche Kunst, Dolche und Speerschleudern für die Großwildjagd. Der achtjährige Jonas ist nicht zum ersten Mal dabei. Vor zwei Jahren hat er hier schon mal eine Knochenkette gebastelt und wollte unbedingt wiederkommen. Als seine Oma ihn zu einem Imbiss im Höhlenhaus überreden will, muss sie lange bitten. „Es ist einfach interessant, wie die Menschen früher gelebt haben“, sagt Jonas.

Begeistert war Rudolf Walter schon als Kind

Rudolf Walter war etwa in Jonas Alter, als ihn diese Faszination gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen hat. Er war sieben Jahre alt, als er beim Drachensteigen zufällig eine mittelalterliche Armbrustpfeilspitze gefunden und sie mit heimgenommen hat. Das war der erste, aber bei weitem nicht sein letzter Fund. „Baustellen, Bergrutsche – ich finde immer was“, sagt der 57-jährige Archäologe und Museumspädagoge. 2022 fand er etwa in der Welterbe-Höhle „Hohe Fels“ bei Schelkingen, seinem Heimatort, ein 35.000 Jahre altes Stück einer Figur aus Mammut-Elfenbein.

Es gab allerlei zu sehen: etwa den linken Oberschenkelknochen eines Wollnashorns. Markus Brandhuber

Als experimenteller Archäologe versucht er, Funde mit den Mitteln der Zeit nachzubauen und herauszufinden, für welche Tätigkeiten sie genutzt wurden. Im Laufe der Zeit hat er in mehr als 50 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Er arbeitet an der Uni Tübingen in der Abteilung für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie, und war in verschiedensten Museen tätig. Außerdem gibt er viele Seminare und macht Vorführungen zur steinzeitlichen Holz-, Geweih-, Knochen- und Feuersteinbearbeitung, zur Eiszeitkunst, zur Nahrungszubereitung in der Steinzeit.

Im Vordergrund der Unterkiefer eines Pferdes, im Hintergrund der Unterkiefer eines Mammuts. Markus Brandhuber

Seit 2007 kommt immer am ersten Septemberwochenende für zwei Tage nach Hürben für die Steinzeittage. Er ist aber nicht nur deshalb in der Region bekannt. Er hat als Archäologe am Konzept des Höhlen-Schaulandes mitgearbeitet und er hat unter anderem die Zelte für den Archäopark gebaut. Dass dieser so ein unrühmliches Ende fand, macht ihn traurig. „Wenn ich vorbeifahre, könnte ich immer heulen.“

Mit diesem Job wird man nicht reich

Gabi Walter

Rudolf Walter lebt und liebt sein Fachgebiet. Eigentlich hat er aber Schreiner gelernt. Bei einer Weltreise habe seine Frau Gabi eine Lücke in seinem Leben bemerkt. „Wir haben darüber geredet, was wir mit unserem Leben machen“, erklärt seine Frau. Nach der Weltreise machte Rudolf Walter sein Abi nach und begann sein Studium für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie, Frühgeschichte und Geologie. Bereut hat er diesen Schritt nie. „Mit diesem Job wird man nicht reich“, sagt seine Frau. „Aber er liebt es, Kindern und Erwachsenen seine Welt nahezubringen. Und das ist einfach Rudis Welt.“