Jugendarbeit auf Augenhöhe

Was bei der „Pizza-Konferenz“ in Giengen von Jugendlichen kritisiert wurde

Die Giengener Stadtverwaltung will auf Augenhöhe mit Jugendlichen kommunizieren. Neben Informationen zur Kommunalwahl hatten die jungen Leute jetzt die Chance, ihre Sicht auf die Stadt zu äußern. Was dabei in der Kritik stand.

Rund ein Dutzend junge Menschen aus Giengen trafen sich am vergangenen Freitagabend im Giengener Jugendhaus zur „Pizza-Konferenz“, um sich über die im Juni anstehende Kommunalwahl auszutauschen, bei der erstmals Jugendliche ab 16 nicht nur wählen, sondern auch gewählt werden dürfen.

Bevor die namensgebenden Pizzen auf den Tisch im Aufenthaltsraum kamen, informierte der städtische Jugendreferent Marc Gerlach zum einen über die Wahl und ihre Abläufe. Dank der Wahlrechtsreform gebe es die Chance, dass die Anliegen Jugendlicher künftig eher gehört würden, so Gerlach.

Giengener Stadtverwaltung sucht Austausch auf Augenhöhe

Vor allem aber ermunterte der Jugendhausleiter die Teilnehmenden, ihre Gedanken und Wünsche zu äußern. „Viele Jugendliche haben keinen Bezug zur Stadtverwaltung“, sagte Gerlach. Daher seien ihnen auch die politischen Gremien der Gemeinden oft noch kein Begriff. Im ersten Schritt sammelte das Jugendhaus-Team daher die Wünsche und Sorgen der Jugendlichen, um sie in die Verwaltung zu tragen. Ziel sei aber, künftig öfter mit den jungen Leuten aus Giengen ins Gespräch zu kommen. Die Stadtverwaltung, so Gerlach, wolle auf Augenhöhe mit der Jugend sprechen.

Und Gesprächsbedarf gibt es durchaus: Kritisch gesehen werden zum Beispiel die ÖPNV-Verbindungen, auch, aber nicht nur in den Teilorten. „Gefühlt ist Giengen da eher ein Dorf“, sagte ein junger Mann zum Wunsch nach mehr Mobilität.

Unterführung am Bahnhof in Giengen – ein Schandfleck

Harsche Kritik gab es auch an den Unterführungen im Stadtgebiet. Vor allem die Unterführung am Bahnhof sei „grässlich“, weil Müll herumliege, weil es nach Urin stinke und weil sich auch junge Männer dort nicht sicher fühlten. Für Besucher, die mit dem Zug anreisen, biete dieser Tunnel den ersten Eindruck von Giengen – und der sei nicht gut. Ähnlich sei es in der Unterführung am Realschulparkplatz.

Jugendhausleiter Marc Gerlach (rechts) moderierte die Diskussion bei der "Pizza-Konferenz". Rudi Penk

Zum Vergleich zog ein Jugendlicher den Skatepark in der Schwage heran. Dort habe es auch diverse Probleme gegeben. Jetzt sei es dort „neu und schön“ und werde von den Nutzerinnen und Nutzern auch besser gepflegt. Den Skatepark wertete Marc Gerlach als gutes Beispiel für Jugendbeteiligung in Giengen, die Zielgruppe habe sich stark in die Konzeption einbringen können.

Jugendliche wünschen sich kulturelle Angebote

Bei städtischen Kulturangeboten wie „Halb 8“ oder der Giengener Kulturnacht wurden auf junge Besucher zugeschnittene Programmpunkte vermisst, insgesamt fehle es, so die Jugendlichen, an Möglichkeiten zum Ausgehen.

Abseits der Freizeitgestaltung ging es den jungen Menschen im Jugendhaus beispielsweise um das Schulinventar, das zumindest in manchen Schulen erneuerungswürdig sei. Ein junger Mann sagte, er interessiere sich sehr für Naturwissenschaft, aber in den Fachräumen seien oft Geräte defekt oder veraltet. Kritisiert wurde auch, dass nicht alle Schulen barrierefrei seien.

Die Brenz soll besser erlebbar werden

Positiv vermerkt wurde bei der „Pizza-Konferenz“ zum einen das Bergbad, auch wenn man sich dort noch mehr Attraktionen wünsche. Auch das Jugendhaus wurde gelobt, weil es die Möglichkeit biete, sich zu treffen und auszutauschen. Notiert wurde zudem der Wunsch nach einem Zugang zur Brenz im Stadtgebiet. Der Fluss solle besser erlebbar werden.

Auch wenn sich junge Menschen so früh wie nie politisch in die etablierten Gremien wählen lassen können, besteht offenbar immer bei manchen Jugendlichen und Heranwachsenden der Wunsch nach einem Jugendgemeinderat. So ein Jugendgremium könne wie das begleitete Fahren ab 17 dabei helfen, politische Erfahrung zu sammeln, bevor jemand für den Gemeinderat kandidiere.

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