Was bringt der Digitalfunk für die Giengener Feuerwehr?
Die Freiwillige Feuerwehr Giengen funkt seit Mittwoch ausschließlich digital. Das mag zunächst wie eine Randnotiz klingen, schaut man aber genauer hin, werden zwei Dinge klar: Die Wehrleute können künftig im Einsatz besser kommunizieren – und bis dahin war es ein langer Weg.
Jürgen Vogt, hauptamtlicher Kommandant der Giengener Feuerwehr, schmunzelt, wenn er von den Anfängen des Digitalfunks erzählt: „Eigentlich war mal geplant, den Digitalfunk zur Fußball-WM 2006 einzuführen, heute lächelt man darüber.“ Die damaligen bundesweiten Zeitpläne waren für ein so umfassendes Vorhaben offenbar zu optimistisch. Vogt erklärt: „Früher hatte jede Blaulichtorganisation ihr eigenes analoges Funknetz.“ Mit dem digitalen Funkstandard soll es nun gelingen, dass alle Einsatzkräfte – ob Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Bergwacht, THW oder Wasserrettung – im gleichen Netz kommunizieren können. So wird allerdings auch deutlich, wie kompliziert es sein muss, so viele Anforderungen und Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen.
Der Digitalfunk soll zum einen die Abstimmung der Blaulichtorganisationen verbessern, gerade in großen, unübersichtlichen Einsatzlagen. Besonders herausstechend ist laut Vogt aber ein anderer Vorteil: „Die Sprachqualität verbessert sich ganz deutlich.“ Wo bislang manchmal schwer verständliches Krächzen über den Funk kam, bietet der Digitalfunk nun klar verständliche Übertragung.
Gefunkt wird jetzt auf zwei verschiedenen digitalen Wegen: Der sogenannte Netzmodus verbindet die Rettungsleitstelle Ostalb mit den Feuerwehrhäusern der Gesamtwehr Giengen und den Feuerwehrfahrzeugen. Dieser Modus ähnelt einem Handynetz und wird über flächendeckende Basisstationen hergestellt. Der Direktmodus dient der Kommunikation im Einsatzgeschehen, er ist findet direkt zwischen einzelnen Handfunkgeräten statt.
Als erste Feuerwehr im Landkreis hat Giengen komplett umgestellt
Damit ist die Giengener Feuerwehr im Landkreis gewissermaßen Vorreiterin, weil sie als einzige Wehr bereits komplett umgestellt hat. Vogt geht aber davon aus, dass alle weiteren Kommunen nun sukzessive nachziehen werden. Den Kameradinnen und Kameraden im Landkreis werde die Feuerwehr Giengen dabei auch als Ansprechpartner zur Seite stehen, betont der Kommandant.
Die Leistungsfähigkeit des neuen Funks hat man in Giengen auf Herz und Nieren geprüft. Noch am vergangenen Montag lief ein Test, bei dem die Feuerwehrleute im Direktmodus eine Verbindung zwischen Feuerwehrzentrale und Rathaus herstellten. Auch über diese relativ lange Distanz sei eine glasklare Verbindung möglich, freut sich Vogt. Auch innerhalb von Gebäuden habe sich die Funkreichweite verbessert.
Giengen hat 65 neue Handfunkgeräte gekauft
Für die am Mittwoch erfolgte Umstellung musste freilich umfangreiche Vorarbeit geleistet werden: Zunächst stellte man Förderanträge, in den Gerätehäusern war neue Technik einzubauen, ebenso in den Einsatzfahrzeugen. Hinzu kam die Beschaffung von 65 neuen Handfunkgeräten, die mit ihren Wahltasten an klassische Nokia-Tastenhandys erinnern. Noch bis vergangenen Freitag wurden die aktiven Feuerehrleute in der neuen Technik geschult.
Zwar ist noch nicht endgültig abgerechnet, Kommandant Vogt schätzt die Investition in den Digitalfunk aber auf ein Volumen von 200.000 bis 250.000 Euro. Glücklich zeigt sich der Feuerwehrchef dabei über die Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung und Gemeinderat. Nicht zuletzt hebt Vogt den ehrenamtlichen Einsatz seiner Kameradinnen und Kameraden hervor, die sich von der Erstellung von Schulungsunterlagen, über die Funkausbildung bis zur Unterstützung beim Umbau der Fahrzeuge reingekniet hätten.
Komplett abgeschaltet ist der herkömmliche Analogfunk damit nicht. Das System wird vorläufig parallel genutzt. Da die Feuerwehr Giengen oft auch in anderen Kommunen beim Löschen oder bei technischen Hilfeleistungen unterstützt, muss sie zumindest eine Zeitlang noch über beide Wege funken können.