Wenn Männer geradezu überschwänglich von Küchengeräten sprechen, sind sie entweder ambitionierte Hobbyköche – oder sie möchten die Geräte verkaufen. Letzteres war gestern der Fall beim Jahrespressegespräch der BSH Hausgeräte GmbH, das in München und parallel online stattfand.
Die Unternehmensspitze schwärmte von Kühlschänken im XXL-Format, von regelrecht unsichtbaren Kochfeldern und Küchenmaschinen, die sich im bislang von Vorwerk dominierten Marktsegment durch höhere Gartemperaturen absetzen sollen. Der Markt für Haushaltsgeräte, das verhehlte CEO Dr. Matthias Metz nicht, ist schwierig, umkämpft und durch die weltpolitische Lage leicht zu erschüttern. Diesen Einflüssen will BSH mit Innovation und Begeisterung für die eigenen Produkte begegnen, so das Credo beim Pressegespräch.
Betriebsbedingte Kündigungen sind bei BSH nicht geplant
Die rund einhundert Journalistinnen und Journalisten, die an der Veranstaltung teilnahmen, interessierten sich zu großen Teilen vor allem für den geplanten Stellenabbau (die HZ berichtete). Konkrete Zahlen, an welcher Stelle wie viele Jobs abgebaut werden sollen, wollte die Unternehmensspitze auch rund zwei Monate nach Bekanntwerden der Pläne nicht verkünden. Allerdings stünden die Produktionswerke dabei „nicht im Fokus“. Vielmehr wolle man, wenn die Nachfrage sich positiv entwickle, in der Lage sein, auch die Produktion rasch nach oben hin anzupassen.
Weiterhin sollen international bis Ende 2027 etwa 3500 Stellen reduziert werden, 450 davon dieses Jahr in Deutschland. Im Visier hat BSH dabei zum Beispiel Stellen in der Verwaltung. Betriebsbedingte Kündigungen seien jedoch nicht geplant, hieß es am Donnerstag. Das Unternehmen, so Finanzchef Dr. Gerhard Dambach, habe in den vergangenen zehn Jahren viele „Wellenbewegungen“ erlebt und entsprechend auch „Mechanismen zur Flexibilität implementiert“. Diese wolle man nutzen. Zu solchen Werkzeugen dürften beispielsweise Kräfte von Zeitarbeitsfirmen an den Standorten gehören.
Giengen gilt im Unternehmen als wichtiger Standort
Der Standort Giengen genieße im Konzern einen hohen Stellenwert, so Vorstandsmitglied Lars Schubert, auf Nachfrage der HZ. Für die Produktion von Kältegeräten, aber auch als Logistikzentrum spiele Giengen eine wichtige Rolle. Schubert hob aber auch die Entwicklungskompetenz am Standort hervor. Zusammen mit dem Geschirrspülerwerk in Dillingen zähle Giengen zu den deutschen Kernstandorten der BSH.
CEO Metz wollte seine zumindest teilweise Unzufriedenheit mit der Bundespolitik in diesem Zusammenhang jedoch nicht verhehlen. BSH habe in Deutschland eine starke Basis, man werde auch weiter in die hiesigen Werke investieren, er wünsche sich aber, dass die Politik die Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessere. Als Beispiele nannte Metz Energiekosten und überbordende Bürokratie.
Insgesamt erzielte BSH im vergangenen Jahr einen Umsatz von 14,8 Milliarden Euro. Wechselkursbereinigt lag der Umsatz demnach auf dem Niveau des Vorjahres. Nominal, so Metz, war der Umsatz nach der Corona-Sonderkonjunktur der Jahre 2020 und 2021 um rund sieben Prozent gesunken.
Flaute auf dem Immobilienmarkt dämpft Hausgeräteumsatz
Während es etwa in Südeuropa Umsatzzuwächse gegeben habe, blickte BSH in Deutschland auf eine rückläufige Entwicklung. Diese Entwicklung sei nicht zuletzt durch den Einbruch auf dem Immobilienmarkt verstärkt worden: Wo nicht neu gebaut wird, braucht es auch weniger neue Haushaltsgeräte. Welchen Gewinn das Unternehmen erzielt hat, wird traditionell nicht kommuniziert. Nur so viel: Man sei auf der richtigen Seite.
Nach dem „herausfordernden“ Jahr 2023 blickt der BSH-Vorstand erklärtermaßen optimistisch auf das laufende Jahr. Man gehe mit einem klaren Zukunftsfahrplan, überzeugenden Innovationen und einem starken Team in die Zukunft, so Metz.
Investition in Nachhaltigkeit
Investitionen tätigt BSH nicht nur in neue Produkte oder Fertigungslinien. In Giengen etwa habe man eine Wärmerückgewinnungsanlage errichtet und so sechs Gigawattstunden Energie eingespart. Der Ausstoß von rund 1.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid sei so vermieden worden.