Grüne Transformation

Reduzierung von CO₂: Was die Giengener Carbonauten im Chemiepark Lülsdorf planen

Im Chemiepark Lülsdorf zwischen Bonn und Köln will sich die Giengener Carbonauten GmbH mit einer Minus-CO₂-Fabrik ansiedeln.

Die in Giengen ansässige Carbonauten GmbH plant eine Ansiedlung und den Bau der Carbonauten-Minus-CO₂-factory im zwischen Bonn und Köln gelegenen Chemiepark Lülsdorf. Das Projekt, so die Carbonauten, gilt als ein Paradebeispiel für den Umbruch der Chemiebranche mit dem Ziel der Klimaneutralität. Hierbei wolle die neu ins Leben gerufene Chemiepark Lülsdorf GmbH bestmögliche Unterstützung leisten.
Zunächst sind laut der Carbonauten GmbH zwei Karbonisierungsmodule geplant. Die Kosten dafür werden im niedrigen zweistelligen Millionenbereich liegen. Die Erweiterungsmöglichkeiten seien aufgrund der vorgesehenen Entwicklung des Chemieparks riesig. „Ziel wäre die Inbetriebnahme der Minus-CO₂-Fabrik Ende 2025“ so Carbonauten-Gründer Torsten Becker.

„Grüne Transformation“ durch Senkung des CO₂-Ausstoßes

Die auf Erdöl basierende Chemieindustrie müsse ihren CO₂-Ausstoß senken. Dazu werde im großen Stil auf CO₂-neutrale, oder, in diesem Fall, CO₂-negative Technologie gesetzt. 8.000 Tonnen Biokohlenstoff pro Jahr sollen in der Minus-CO₂-Fabrik anfänglich entstehen. Das entspricht in etwa 24.000 Tonnen gebundenem CO₂. Aus dem anfallenden Pyrolyseöl können, so die Carbonauten, chemische Grundstoffe gewonnen werden. Besonders interessiert seien die Chemiker an der teerigen Fraktion des wertvollen Öls. So prüft der Chemiepark Lülsdorf auch eine langfristige Einbindung in die am Standort entstehende Wertschöpfungskette eines chemischen Stoffstroms.

Außerdem sei die klimaneutrale Erzeugung von grundlastfähiger erneuerbarer Energie für die Geschäftsführer des Chemieparks von großem Interesse. Insbesondere die bei der Karbonisierung von Biomasseresten entstehende Prozesswärme soll effektiv genutzt und in den Chemiepark eingespeist werden. Der Chemiepark Lülsdorf verbraucht jährlich 200.000 Megawattstunden Energie, das entspreche dem Verbrauch einer Stadt von der Größe von Koblenz, berichtet Geschäftsführer Rafael Reiser. Am Chemiestandort sind derzeit 530 Mitarbeitende beschäftigt, darunter 30 Auszubildende. In diesem Jahr feiert der Chemiepark Lülsdorf sein 111-jähriges Bestehen. Seit Mitte 2023 gehört der industrielle Standort zwischen Bonn und Köln zum Chemieunternehmen ICIG (International Chemical Investors Group).

Hintergrund zu den Carbonauten: Das deutsche Climate Start-up „Carbonauten – the minus CO₂ factory“ hat sich zum Ziel gesetzt, weltweit Klimagase im Bereich von Gigatonnen zu reduzieren. Dies gelingt durch die Karbonisierung (industrielle Verkohlung) von Biomasseresten zu technischen Biokohlenstoffen. Denn Biomasse speichert das über Pflanzen aktiv der Atmosphäre entzogene CO₂ nur kurz- bis mittelfristig. Die von den Carbonauten hergestellten technischen Biokohlenstoffe sind hingegen über mehrere tausend Jahre physisch stabil.

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