Mehr als 30 Unfälle ereigneten sich laut dem Archiv der Heidenheimer Zeitung in den zurückliegenden 60 Jahren in der Kurve zwischen dem Oggenhausener Keller und dem Ortsschild Giengen, sechs davon mit tödlichem Ausgang. Auch der tragische Unfall vor zwei Wochen, bei dem zwei junge Männer ihr Leben verloren, macht schmerzlich deutlich, dass das Giengener Ordnungsamt trotz zahlreicher Diskussionen und Veränderungen immer noch vor der gleichen Frage steht wie vor 24 Jahren: Soll die Geschwindigkeitsbegrenzung wieder auf 70 Kilometer pro Stunde herabgesetzt werden?
Geklärt werden soll das laut dem Giengener Ordnungsamtsleiter Uwe Wannenwetsch in einer Verkehrsschau, die voraussichtlich noch im Oktober stattfinden wird. Anschließend sollen Maßnahmen ergriffen werden, über die Verkehrsexperten entscheiden. „Nach unserer Expertise wird analysiert und ausgewertet, danach wird entweder baulich etwas geändert oder die Geschwindigkeitsbegrenzung angepasst.“
Unfallschwerpunkt oder nur eine Unfallhäufung?
Ein Unfallschwerpunkt sei die Strecke im rechtlichen Sinne nicht, denn nach Uwe Wannenwetsch muss dafür eine Häufigkeit der gleichen Art Unfall an der gleichen Stelle vorliegen. Und diese gebe es, wenn man die letzten zehn Jahre betrachte, nicht. Laut Wannenwetsch gab es neun Unfälle, wovon sieben bei nasser Straße und fünf mit nicht angepasster Geschwindigkeit passierten. „Denn wie es so häufig ist: Egal wie oft man die Straße schon gefahren ist, man unterschätzt sie dennoch“, sagt Wannenwetsch.
Der letzte tödliche Unfall vor dem jüngsten Ende September ereignete sich 2011. Eine 18-jährige Autofahrerin war damals zusammen mit ihrem Beifahrer aufgrund zu hohen Tempos von der nebelfeuchten Straße abkommen. Dabei prallte sie gegen einen dort stehenden Apfelbaum. Die junge Frau überlebte den Zusammenstoß nicht, der Beifahrer wurde schwer verletzt.
Diskussionen über die Jahrhundertwende hinweg
Doch die Geschichte dieser Kurve reicht weiter zurück, wie ein Blick in das Archiv der Heidenheimer Zeitung zeigt: Die Rechbergkurve stand bereits häufiger in der Diskussion. Seit 1951 hat sich die Stadt bemüht, die unfallträchtige Strecke zu entschärfen, indem sie die Erhebungen neben der Straße durch das Straßenbauamt abtragen lassen wollte. Dadurch sollte die Kurve übersichtlicher werden. Dies wurde allerdings abgelehnt, doch darüber hinaus wurde über die Jahre hinweg häufig über eine mögliche Entschärfung diskutiert. Im Jahr 1992 wurde die sogenannte „Rechbergkurve“ im Verkehrsbericht der Polizei als höchst belastete Landstraße mit den meisten Opfern im Landkreis betitelt.
Nur sieben Jahre später wurde die bis dahin bestehende Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 Kilometern pro Stunde auf die jetzigen 100 Stundenkilometer angehoben. Der Grund: der Schilderwald sollte gelichtet werden. Nicht einmal ein halbes Jahr später ereignete sich in der Kurve der nächste tödliche Unfall. Danach stand die Geschwindigkeitsbegrenzung wieder zur Diskussion. Nach einer Verkehrsschau teilten die Verantwortlichen aber mit, dass bei gutem Wetter die 100 Stundenkilometer möglich seien, ein mündiger Autofahrer allerdings die Voraussetzung sei.