"Stimmen der Berge" traten in Giengen auf

Wenn 850 Menschen aus vollem Halse singen

Was das Konzert von "Stimmen der Berge" in der Walter-Schmid-Halle in Giengen so besonders und emotional machte.

Wenn 850 Menschen aus vollem Halse singen

Wo gibt es das sonst bei Chorkonzerten, dass das Publikum lauthals mitsingt, im Rhythmus klatscht oder sogar schunkelt? Der Samstagabend in der Tage vorher schon ausverkauften Walter-Schmid-Halle war emotional, denn der Konzerterlös kommt dem Männergesangverein Ahrweiler zugute, der vor zwei Jahren bei der Flutkatastrophe im Ahrtal nicht nur sein Probenlokal sondern auch nahezu den gesamten Notenbestand und sein Klavier verloren hatte.

Wegen Corona konnte der Bezirksmännerchor Heidenheim sein vor knapp zwei Jahren angedachtes Benefizkonzert erst jetzt geben. Dazu reisten der MGV 1861 Ahrweiler ebenso an wie Fans der „Stimmen der Berge“ aus der Schweiz und aus vielen anderen deutschen Bundesländern. Der 50 Sänger starke Bezirksmännerchor sowie das Quartett „Stimmen der Berge“ präsentierten sich mal allein, mal zusammen und sorgten für Beifallsstürme.

Mit Tränen in den Augen

So war dieser Samstag nicht etwa bloß ein Oldie-Abend für Oldies. Natürlich waren viele Konzertbesucher deutlich älter als 60 Jahre. Bewegende Augenblicke, wobei Tränen der Rührung wie der Trauer um die über 160 Flutopfer in den Augen standen, als das gebetsartige Trostlied für das Ahrtal durch den Bezirksmännerchor gesungen wurde. Chorleiter Hans Ambrosi hatte den Text zu einer Melodie von Rudolf Desch verfasst. Von „Gänsehautmomenten“ sprach Oberbürgermeister Dieter Henle und der MGV-Vorsitzende Winfried Ley äußerte sich tief gerührt.

Eröffnet wurde der Abend durch Hans Bader, Vorsitzender des Bezirksmännerchors, der seit Jahrzehnten durch Kreativität der Chorbewegung in Ostwürttemberg prägt. Das verdiente hohe Anerkennung, auch durch die anwesenden Vorsitzenden des Eugen-Jaekle-Chorverbands, Rainer Grundler und Günter Hopfensiz.

Die musikalische Ouvertüre gestaltete der Bezirksmännerchor mit „Musik erfüllt die Welt“, „Abends, wenn die Glocke tönt“ und dem „Fröhlichen Sängerlied“, zu dem Chorleiter Ambrosi einen aktuellen Text geschrieben hat.

Mehrere Titel als Uraufführung

Nächstes Jahr bestehen die „Stimme der Berge“ zehn Jahre. Hochkarätig muss man die Mitglieder dieses Quartett hinsichtlich ihrer Leistungen nennen. Zwei gingen einst unter Georg Ratzinger bei den Regensburger Domspatzen in die Schule, ein anderer begann seine Sänger-Laufbahn beim Tölzer Knabenchor. Sie präsentierten als Uraufführung mehrere Titel aus der neuen CD: „Danke für die Lieder“. Das Ensemble wurde bei den Studioaufnahmen vom Leipziger Gewandhausorchester begleitet.

Gefallen haben unter anderem das „Kufsteinlied“ oder das Medley „Aus Böhmen kommt die Musik“, dem ein Weinlieder-Medley folgte und der Ausflug nach „Bella Italia“ ebenso wenig fehlte wie der „Gefangenenchor“ aus Nabucco.

Thomas A. Gruber, Stephan Schlögl, Benjamin Grund und Daniel Hinterberger verfügen über ein großes Repertoire, das von Kultschlagern von gestern und heute bis zu Evergreens, Volksliedern, sakraler Musik und zu den markanten Kompositionen aus Opern reicht.

Der Bezirksmännerchor trat verschiedentlich als Backgroundchor auf und verdiente sich damit vom Publikum wie von den Profis der „Stimmen der Berge“ donnernden Applaus.  So war der Abend in sich stimmig vom ersten bis zum letzten Ton. Dementsprechend dauerte das Konzert länger als üblich.  Bei dem getragenen „Il Mondo“ – eine Hymne auf den blauen Planeten Erde  - kam das Gänsehautgefühl zu dem schier nicht enden wollenden Beifall.

7000 Euro wurden gespendet

Die vielen Baustellen auf der Autobahn hatten das Programm durcheinander gewirbelt, das der Vorsitzende des Bezirksmännerchors, Hans Bader, für den Männergesangverein 1861 Ahrweiler ausgedacht hatte. So musste der Begrüßungsempfang im Rathaus kurzfristig abgesagt werden. Dafür fanden die Gäste aus dem Ahrtal genug Zeit, um sich im Steiff-Museum umzusehen.

Beim abendlichen Benefizkonzert traf Dieter Henle dann auf die Gäste, würdigte den Bezirksmännerchor „als musikalisches Aushängeschild“. Dieses Benefizkonzert helfe schwer getroffenen Menschen im Ahrtal, „das sich so schnell nicht wieder aufbauen lässt“. Neue Freunde gewinne man an diesem Abend „und wir werden prüfen, wie wir weiter helfen können“.

Winfried Ley hatte als Vorsitzender des MGV Ahrweiler einige Bilder von den Folgen der Jahrtausendflut mitgebracht und von furchtbaren Schäden und eben solchem Leid gesprochen. Und doch hatten die Fluten nicht alles weggerissen. Drei Kisten Wein „aus der Rotweinmetropole“ waren das Gastgeschenk an den Bezirksmännerchor. Allmählich gehe das Leben in der 27.000 Einwohner zählenden Stadt wieder vorwärts. So konnten in diesem Jahr erstmals wieder Chorwettbewerbe und ein Schützenfest veranstaltet werden.

Hans Bader überreichte den Reinerlös des Konzerts in Höhe von 6250 Euro an Winfried Ley, der Oberbürgermeister legte weitere 500 Euro drauf und die „Stimmen der Berge“ 250 Euro aus dem Verkauf der CD an diesem Abend.

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