Jubiläumskonzert der Hermine-Klenz-Stiftung

Warum das diesjährige Stipendiatenkonzert in Giengen besonders war

Aktuelle und ehemalige Stipendiaten der Hermine-Klenz-Stiftung sorgten für ein außergewöhnliches Jubiläumskonzert in der Giengener Walter-Schmid-Halle

Warum das diesjährige Stipendiatenkonzert in Giengen besonders war

„Hat man nicht auch Gold beineben“ – die Arie des Rocco aus Beethovens „Fidelio“ sang am Dienstagabend in der Walter-Schmid-Halle der Stipendiat Benjamin Bäurle, und sie passte wie sie sprichwörtliche Faust aufs Auge zum Anlass. Das alljährliche Stipendiatenkonzert war es, und zwar ein ganz besonderes: Vor exakt einem Vierteljahrhundert wurde die Hermine-Klenz-Stiftung ins Leben gerufen. Und deshalb geriet das Stipendiatenkonzert anders und größer als seine Vorgänger. Nicht nur, dass die zahlreichen Zuhörer sich statt im Blauen im Großen Saal wiederfanden, es waren auch zahlreiche frühere Stipendiaten angereist, um das Ereignis mitzufeiern – teils im Publikum, teils auf der Bühne.

Zu den früheren Stipendiaten gehört auch Marion Zenker, die sich seinerzeit vermutlich noch nicht träumen ließ, dass sie dereinst als Musikschulleiterin die Jubiläumsveranstaltung gestalten würde. Und sie hatte ein exquisites Programm zusammengestellt. Zur schon erwähnten Arie gesellte sich aus Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ die Arien „Se vuol ballare“ und „Voi che sapete“ sowie Pergolesis „Se tu m’ami“ – mit dem 16-jährigen Benjamin Bäurle und der 17-jährigen Tamara Živković standen zwei beeindruckende Talente mit kraftvollen Stimmen auf der Bühne.

Magische Anziehungskraft

Talente waren an diesem Abend an allen Ecken und Enden anzutreffen: Hornist Dario Zierold  beispielsweise, der mit dem Konzert für Horn in B-Dur von Josef Dominik Škroup temporeich undanspruchsvoll den Abend eröffnete, und Emily Saur am Violoncello, die sich mit dem ersten Satz aus Edward Elgars Cellokonzert in e-moll ebenfalls Anspruchsvolles vorgenommen und sehr gut bewältigt hat. Und Violinistin Estelle Weber und Jonathan Zenker an den Percussions standen vor ganz besonderen Herausforderungen: Sie interpretierten „ne savoir plus où se cacher“, ein Werk jenseits üblicher Spieltechniken und aktueller Hörgewohnheiten, dessen fünf Sätze geradezu sphärisch wirken konnten. Außer seiner eigenwilligen und doch magischen Anziehungskraft hatte das Werk noch zwei Besonderheiten aufzuweisen: Zum einen wurde es an diesem Abend uraufgeführt, und zum anderen stammt es aus der Feder des erst 20-jährigen Julius von Lorentz, der wiederum einst ebenfalls in den Genuss der Hermine-Klenz-Stiftung kam und ganz offensichtlich über ebenso viel Einfallsreichtum wie Können verfügt.

Womit wir bei den Ehemaligen wären, die es sich nicht nehmen ließen, an diesem Konzert mitzuwirken. Stefanie Faber an der Klarinette und Michael Bosch am Violoncello rissen das Publikum mit dem sehr schmissigen ersten Satz aus Beethovens Gassenhauer-Trio mit, und Lena Heilemann an der Altflöte, begleitet von Tatjana Engling an der Theorbe, sorgte mit zwei Sätzen aus Johan Helmich Romans „Stockholm-Sonate“ für ein viel beklatschtes Mittelalter-Flair. Und apropos Begleitung: Auf diejenige am Klavier sorgte an diesem Abend Polina Latun, die neue Klavier- und Kompositionslehrerin an der Musikschule Giengen. Seit September in diesem Amt, wurde sie quasi ins kalte Wasser geworfen, was ihrem souveränen Spiel keinesfalls anzumerken war.

Langgehegter Wunsch erfüllt

Und schließlich konnte sich Marion Zenker einen langgehegten Wunsch erfüllen: einmal Mendelssohn Bartholdys Oktett in Es-Dur op. 20 aufzuführen, wozu sie auch selbst zur Violine griff und zusammen mit den Violinistinnen Cosima Marius, Estelle Weber und Anja Ruf, Felix Weischedel und Franziska Gielow an den Bratschen und den Cellisten Michael Bosch und Barbara Flierl wurde das zum krönenden Abschluss des Konzerts, an dem auch sämtliche Namen der Stipendiaten – 49 an der Zahl – den Zuhörern klar vor Augen führte, wie viele Talente durch die Stiftung bereits gefördert werden konnten.

Oberbürgermeister Dieter Henle dankte denn auch der Hermine-Klenz-Stiftung sowie auch der Stefan-Doraszelski-Stiftung, die ja zwischenzeitlich mit an Bord der Förderung ist, für die Möglichkeiten, die sich durch diese Zuwendungen eröffnen. Und Horst Guggenberger, der in seiner launigen Rede auch an den Moment erinnerte, an dem ihm als seinerzeitigen Musikschulleiter die Nachricht von der Stiftung ins Haus flatterte, gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass diese Förderung noch lange bestehen möge: „Wer auf die Pauke haut, haut sonst niemanden“. Und Stefan und Heidi Doraszelski konnten sich an diesem Abend einmal mehr davon überzeugen, dass die Unterstützung Früchte trägt. Denn Talent ist das eine – das andere ist das Gold daneben, das dem Talent beim Blühen hilft.

49 Stipendiaten in 25 Jahren

Alle Stipendiaten der Hermine-Klenz-Stiftung waren eingeladen und wenn nicht persönlich, dann doch durch die Namen präsent: Marion Zenker, Franziska Gielow, Claudia Großekathöfer, Barbara Flierl, Felix Weischedel, Mirjam Erbelding, Anja Ruf, Cosima Marius, Michael Pfister, Elena Schad, Georg Michael Grau, Stefanie Faber, Johanna Osswald, Meike Pfister, Sebastian Moeferdt, Patrizia Messana, Michael Bosch, Katja Müller, Benedikt Bosch, Lukas Lang, Johannes Schneider, Lina Fang, Moira Cameron, Anne Heilmann, Julia Schneider, Theresa Romes, Soraya Weber, Dietlind Barthelmeß, Lena Heilmann, Estelle Weber, Elias Opferkuch, Susanna De Secondi, Matteo Weber, Jessica Triebelhorn, Amelie Reinhardt, Moritz Enßle, Julian Plachtzik, Davis Weber, David Aschoff, Leander Brune, Klara Rettinger, Jonathan Zenker, Helena Andreula, Annalena Bäurle, Benjamin Bäurle, Julius von Lorentz, Emily Saur, Dario Zierold, Tamara Živković.