Felderausfahrt der Hürbener Landwirte

Wetter für Landwirte erst nasskalt, dann zu trocken

Wetterextreme machen auch Hürbens Landwirten zu schaffen, die sich jetzt zum Erfahrungsaustausch trafen. Damit rechnet Obmann Michael Eßlinger:

Wetter für Landwirte erst nasskalt, dann zu trocken

Von Wetterextremen geprägt war das erste Halbjahr 2023 – und das machte auch den Landwirten im Kreis zu schaffen. Ein nasskaltes Frühjahr erschwerte Aussaat und Bodenbearbeitung, dann folgte Ende Mai eine wochenlange Trockenheit, glücklicherweise im Unteren Brenztal noch unterbrochen durch zwei Starkregen.

„Ich gehe von einer durchschnittlichen Ernte aus“, fasste Hürbens Obmann Michael Eßlinger die Erkenntnisse einer Felderbefahrung am Freitagabend zusammen, zu der sich über 40 Landwirte und Interessierte eingefunden hatten. Die Tradition dieses Erfahrungsaustausches vor Ort war 2015 in Hürben wiederbelebt worden und erfreut sich großer Beliebtheit.

Der stellvertretende Obmann, Peter Häußler, hatte die rund zweistündige Tour mit Schlepper und Ballenwagen organisiert. An fünf Stationen sollte Halt gemacht werden, wobei jeweils ein Landwirt vor seinem Feld Bericht erstatten durfte. Auf behördliche Fachleute wurde nicht zurückgegriffen, der persönliche Erfahrungsaustausch stand im Mittelpunkt.

Landwirte helfen Landwirten

„Im Grunde steht das unter dem Motto: Landwirte helfen Landwirten. Alle sollen hier voneinander profitieren“, sagte Peter Häußler. Immerhin gebe es in Hürben noch rund 20 aktive Landwirte, allerdings nur noch vier Vollerwerb-Betriebe. Viehhaltung betreiben laut Michael Eßlinger noch drei Bauern. Eine Schweinezucht gebe es im Giengener Teilort seit vergangenem Herbst nicht mehr.

Auf der Fahrt durch die nahen Fluren und Felder wurde schnell klar, wo in diesem Jahr der Schuh drückt: Das nasskalte Frühjahr war alles andere als ideal für das Sommergetreide. Aufgrund der tiefen Böden konnten die Äcker oft nicht befahren werden. Verschlammte und nach der Trockenheit auch verkrustete Böden waren die Folge.

Viele Bauern behalfen sich damit, dass sie den Boden striegelten, also mit einer Art Egge befuhren, um die Luftzufuhr unter der Oberfläche zu begünstigen. Dass alles ein bisschen ein Lotteriespiel war, wurde am Beispiel der unterschiedlichen Wuchshöhen auf den Maisfeldern deutlich.

Anfang Mai war’s zu nass

Wer Anfang Mai säte, was allgemein als günstiger Zeitpunkt gilt, hatte häufig Pech, weil es damals sehr nass war. Schnelleres Wachstum war der späteren Aussaat um den 20. Mai herum beschieden. „Es kam manchmal wirklich darauf an, den exakt richtigen Tag zu erwischen“, sagte Obmann Eßlinger. In den meisten Fällen aber traf die alte Faustformel zu, wonach der Mais am 7.7. etwa 77 Zentimeter groß sein sollte, um ein normales Wachstum zu generieren.

Bewährt habe sich in diesem Frühjahr vor allem auch die Düngung mit Gülle. Aufgrund des nassen Untergrunds konnte der Naturdünger entsprechend gut in die Böden eindringen. Allerdings hätte die Nässe das Befahren der Felder auch erschwert und die Fahrspuren zur Gülleausbringung sind zum Teil deutlich erkennbar.

Gute Aussichten bestehen laut Michael Eßlinger beim Winterraps, der aufgrund seiner tiefen Wurzeln auch Dürreperioden gut überstehen kann. Generell ist das Wintergetreide, das in der Regel im Oktober/November ausgesät wird, aufgrund der klimatischen Veränderungen im Vorteil.

„In den vergangenen Jahren war es meist vor Weihnachten eher mild, die Vegetationsphase zum Jahresende hin war entsprechend länger“, erklärt Michael Eßlinger. Berichtet wurde deshalb bei der Felderbefahrung auch über Versuche, Sommergerste bereits im Winter auszusäen.

Dinkel weiterhin gefragt

Nach wie vor wird viel Dinkel angebaut, was wohl auch damit zu tun hat, dass diese Getreidesorte in Corona-Zeiten sehr gefragt war, als viele Verbraucher ihr Brot selbst backen wollten. Inzwischen scheint beim Dinkel allerdings ein Überangebot zu bestehen, was sich negativ auf Absatz und Preise auswirkt. Allgemein muss davon ausgegangen werden, dass sich die Marktpreise beim Getreide unter Vorjahresniveau bewegen.

Unter der Extremwitterung litt im Übrigen auch das Grünfutter. Vor dem ersten Schnitt hatte die nasse Witterung für schnelles Wachstum gesorgt, danach war durch die Trockenheit das Gegenteil der Fall. Vor allem in den Bergwiesen brannten die Böden schnell aus. Er rechne mit drei Schnitten in diesem Jahr, sagte Michael Eßlinger.

Vor Experimenten auf den Feldern scheuen in Hürben vor allem die Bio-Landwirte nicht zurück. So wurde im einen Fall Wintergerste mit Erbse kombiniert. Der hohe Eiweißgehalt der Erbse soll das als Viehfutter verwendete Gemisch nahrhafter machen. Im anderen Fall wurden Linsen, in Gestalt der beliebten „Alb-Laisa“, zusammen mit Gerste angebaut. Hier werden die beiden Fruchtsorten nach der Ernte aber mittels eines Foto-Auslösers voneinander getrennt.

Damit Rehkitze nicht zu Schaden kommen

Auch mit den Jagdpächtern arbeiten die Hürbener Landwirte gut zusammen. Das Jagdpächter-Paar Michael und Silke Frey aus Burgberg war nicht nur traditionell bei der Felderbefahrung dabei, es sorgte mit einem Wildschweinbraten im Anschluss auch für einen leckeren kulinarischen Abschluss der Tour.

Die Zusammenarbeit zwischen Bauern und Jagdpächtern ist auch auf andere Weise erkennbar. So melden die Landwirte ihre Termine zum Mähen rechtzeitig an Michael und Silke Frey. Deren Drohne sucht dann das Feld nach Rehkitzen ab, um so zu verhindern, dass der Wild-Nachwuchs Schaden erleidet.

Michael Eßlinger ist seit 2014 Obmann in Hürben. Er folgte Hans Eberhardt nach, der sich weit über 40 Jahre lang in verantwortlicher Position um die Belange der Landwirte gekümmert hatte.