Ausverkauftes Bürgerhaus

Wetter, Klima und Physik: Sven Plöger war in der Schranne in Giengen trotz Krücken nicht zu bremsen

Ist die Welt noch vor dem Klimawandel zu retten? Sven Plöger, bekannt unter anderem als Wetter-Moderator, sprach in der Schranne in Giengen von Apokalypse, gab sich gleichzeitig aber hoffnungsvoll.

Das, oder besser gesagt, der einzige, der an diesem Abend in der Giengener Schranne nicht so gut lief, war der Gast – Sven Plöger ist derzeit wegen einer Fußverletzung auf Krücken unterwegs. Nachdem er die paar Stufen auf die Bühne geschafft hatte, war der Meteorologe jedoch nicht mehr zu bremsen.

Zentrale Botschaft des Abends: Wer Haltung zeigt und an den richtigen Stellschrauben dreht, hat die Möglichkeit, Missstände zu verändern. Das gilt fürs Klima, wie auch für die Situation der Menschen in der von Russland angegriffenen Ukraine, deren Unterstützung sich der Verein „Heidenheim für Ukraine“ mit seinen 150 Mitgliedern zur Aufgabe gemacht hat. Der Verein war Ausrichter des Abends und freute sich, dass Plöger auf eine Gage verzichtete.

Am Anfang des Abends war aber das Wetter: Peter Müller, dem es gelungen ist, Plöger nach Giengen zu holen, wählte damit einen sanften Einstieg ins Thema. Plöger sagte Sonne bis Sonntag voraus.

Ernster wurde es, als Müller auf das neueste Buch des Wetter-Moderators einging. In „Zieht euch warm an, es wird noch heißer“ schreibt Plöger, dass die Klimakrise eine Menschheitsaufgabe ist.

Die Berechnungen für den Klimawandel liegen schon lange vor

Eine Aufgabe, die man schon ab den 1980er-Jahren hätte angehen können, da die Berechnungen und Szenarien ein klares Bild gemalt hätten, wie sich das Klima entwickelt.

„Das Problem ist, dass es sich dabei um Physik und ein komplexes Thema handelt“, so Plöger. Die Menschen fühlten sich vom Thema oft überfordert und lebten deshalb lieber in einer Wunschwelt weiter. Dem gegenüber stehe die physikalische Wirklichkeit. „Wissenschaft ist keine Fantasie“, sagte Plöger, der es bestens verstand, den Klima-Erklärer zu geben, gleichzeitig aber formulierte: „Die meisten Menschen haben kein Wissensproblem, sondern ein Handlungsproblem.“

Drei bis vier Grad mehr bedeuten die Apokalypse

Sven Plöger, Meteorologe

Den Klimawandel, erklärte der Diplom-Meteorologe, habe es immer gegeben. Nie sei er aber so schnell fortgeschritten wie heutzutage. Die Geschwindigkeit überfordere den Planeten, damit klarzukommen.

Wenn Berlin unter einer 500 Meter dicken Eisdecke liegt

Plöger veranschaulichte, wie eine Welt aussehen würde, wenn es im Schnitt drei Grad Celsius kälter als jetzt wäre: Die Schweiz und Österreich sähen aus wie Grönland, Berlin läge unter einer 500 Meter dicken Eisschicht, New York unter einer Schicht Eis mit einer Dicke von 1,5 Kilometern. „Drei bis vier Grad wärmer, und darauf steuern wir zu, ist dann die Apokalypse“, so der Gast des Abends der mit 300 Besucherinnen und Besuchern ausverkauften Veranstaltung.

Auf die Frage Müllers, ob die Entwicklung aufhaltbar sei, sagte Plöger: „Wir haben die Möglichkeit dazu. Alles andere ist reine Zeitverschwendung.“ Es sei eine Zeit der Krisen und Unwägbarkeiten. Man dürfe aber nicht den Fehler machen, wie das Kaninchen vor der Schlange zu stehen – wobei Plöger explizit auf Donald Trump verwies. Der sei nicht so schlau wie die Chinesen. Die hätten längst erkannt, dass die Energie-Transformation ein Jahrhundertgeschäft sei.

Bei der Frage Müllers, ob mehr Verbote hilfreich wären, warb Plöger dafür, das richtige Maß zu finden. Hier sei die Politik gefragt. Erinnert wurde aber auch an die Gurtpflicht, die anfangs belächelt worden sei, aber viele Tausend Leben im Straßenverkehr gerettet habe. Auch die Einführung des Katalysators sei beispielgebend.

Ein Geheimrezept, so der Gast des Abends, kenne er in Bezug auf die Klimakrise nicht. Klar sei: Die Gesellschaft müsse bereit zu Veränderungen sein, es benötige vernünftige politische Rahmenbedingungen ebenso wie richtiges Wirtschaften.

Sven Plöger

Sven Plöger wurde im Mai 1967 in Bonn geboren. Im Wintersemester 1988/1989 begann er an der Uni Köln ein Meteorologie-Studium, das er 1996 abschloss. Im Juli desselben Jahres begann er seine Arbeit bei Meteomedia, dem Wettervorhersage-Dienst von Jörg Kachelmann.  Am 2. März 1999 moderierte er das erste Mal das Wetter in der ARD. Derzeit moderiert er mehrere Radio- und Fernsehwettersendungen, hält Vorträge und ist in der Pilotenausbildung tätig. Plöger ist Autor mehrerer Sachbücher über Wetter und Klima. Er ist verheiratet und lebt in Ulm-Söflingen.

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