Dritte „Metalnight“

Wie 200 Besucher die Hohenmemminger Gemeindehalle zum Beben brachten

Ein Leckerbissen für die Freunde der härteren Klänge gab es am vergangenen Samstag in Hohenmemmingen: Die inzwischen dritte Auflage der „Metalnight“ lockte knapp 200 Headbanger in den Giengener Teilort und ließ die Gemeindehalle nicht nur einmal an diesem Abend kräftig wackeln.

Bei Festivals ist es häufig ein eher undankbarer Part, als erster auf die Bühne zu müssen. Nicht so im Falle von „Then Comes The Night“ aus Riedlingen in der Nähe von Sigmaringen. Pünktlich um 18.30 Uhr legten Selin Schönbeck (Gesang, Gitarre), Martin Baumann (Bass), Roland „Grandpa“ Klein (Schlagzeug) und Ela Traub (Backing Vocals) bei der „Metalnight“ in Hohenmemmingen los. Mit im Gepäck hatten sie ihre Alben „Chapter 1“ und „Start The Change“.

Die Musik der Combo basiert auf klassischem Heavy Metal und verbindet Elemente aus Hardrock und Power Metal, ohne dabei moderne Akzente zu vernachlässigen. Songs wie das melodische „Madhouse“, das treibende „Master Of Marbles“, das schnelle und gleichzeitig mit einem feinen Refrain versehene „Arose From The Graves“ oder das mit mächtigen Riffs ausgestattete, dunkle „The Gypsy Curse“ – musikalische Vielfalt wurde großgeschrieben. Nicht nur Freunde von Masterplan, Helloween oder Primal Fear hatten ihre Freude am Auftritt – die Biertrinkerhymne „Bis ins Alter“, gleichzeitig die aktuelle Single der Truppe, hätte vermutlich auch der zu früh verstorbenen Motörhead-Legende Lemmy Kilmister ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ein gelungener Start in den Abend.

Heimspiel für „Skull & Crossbones“

Dann war Heimspiel angesagt. Nein, nicht der FCH kam auf die Bühne, um ein Ständchen zu singen – die Lokalmatadoren von „Skull & Crossbones“ gaben sich die Ehre. Die Musiker Tobi Hübner (Vocals), Jürgen „Wanschi“ Wannenwetsch (Bass), Volker Schmietow (Gitarre) und Bernd Heining (Drums) erzielten mit ihrem Album „Sungazer“ im vergangenen Jahr ein großes mediales Echo und so war es wenig verwunderlich, dass das Heimspiel fast schon zum Selbstläufer mutierte. Lediglich der zweite Gitarrist Tobi Kipp fehlte an diesem Abend – bei ihm stehen unmittelbare Vaterfreuden bevor.

Der dargebotene Power Metal ist mit vielen Facetten getränkt und erinnert an legendäre Bands wie Riot V oder Judas Priest und in den melodiöseren Sequenzen an die US-Truppe Fifth Angel. Titel wie das verspielte und treibende „The Invisible Man“, der stampfende Gassenhauer „Tyrant’s Rule“, das kantige „Sungazer“ oder die klischeefreie Ballade „Live Your Dreams“ kommen auch live richtig gut an. Angetrieben vom gnadenlosen Schlagzeugspiel des Topdrummers Bernd Heining und der erstklassigen Gesangsakrobatik von Tobi Hübner wusste die Band zu überzeugen. Aktuell arbeiten die Herrschaften an neuem Songmaterial. Das Album soll schon bald veröffentlicht werden – Appetizer davon gab es in der Setlist des Abends leider keine.

Das Power-Trio „Untamed“ aus der Augsburger Ecke war nach einer kurzen Umbaupause als Nächstes an der Reihe. Die „Ungezähmten“ wollen sich musikalisch nicht in eine Schublade stecken lassen – ihr moderner, riffbetonter Hardrock beinhaltet zahlreiche Einflüsse aus Punk, Pop und Rock. Domi Niggl (Gesang, Gitarre), Flams (Schlagzeug) und D.K. (Bass) zogen das Publikum schnell in ihren Bann. Tracks wie „Talents“ oder „Runaway“ sind kernig und schallen ungemein erfrischend aus den Boxen, wobei hier und da eine Prise „Nickelback" und ein Hauch „Blink 182“ durchschimmert. „Out Of Control“ und „Rock All Night“ hingegen sind mit klassischen „Kiss“-Gedenkriffs ausstaffiert. Die Coverversion von Marvin Gaye’s „Ain’t No Mountain High Enough“ (1967 veröffentlicht im Duett mit Tammi Terrell) zeigte einmal mehr die musikalische Präsenz der Band. „Take Me To Paradise“ stellte ein Highlight des Sets dar und war geprägt von einer hohen musikalischen wie lyrischen Intensität. Ein Auftritt voller Energie und Leidenschaft, der ungemein gut aufgenommen wurde.

„Impact“ setzen den Schlussakkord

Konnte die Dillinger Band „Impact“ da noch einen draufsetzen? Ja, sie konnten. Die Jungs sind unüberhörbar Liebhaber der 80er-Jahre, wobei man hierbei weniger an die kommerzielle Hochphase des Glam-Rocks denken sollte – vielmehr bohrten Joe Hanson (Gesang), Morris Ramon (Gitarre) Matt G (Gitarre), Dan Ringer (Bass) und Ian Hendrik (Schlagzeug) ein echtes Brett und legten Einflüsse von „Metallica“, „Manowar“, „Saxon“ oder „Dio“ in die Waagschale. Mit an Bord war das aktuelle Album „Twisted Diamonds“, das natürlich einen gebührenden Platz in der Setlist fand. Spielfreude gepaart mit erstklassigem Songmaterial – diese Band kredenzt Titel, die regelrecht für die Bühne geschrieben sind. Das treibende, von schweren Gitarrenriffs begleitete „Heavy Metal Maniacs“ gehörte ebenfalls zu den Highlights wie der Killersong „Faster’N‘Higher“. Coversongs wie beispielsweise „Breaking The Law“ von „Judas Priest“ wurden lautstark durch die Boxen gejagt. Doch nicht nur die Musiker zeigten sich in Spiellaune, auch die Fans erwiesen sich nach den vielen Stunden metallischer Dauerbeschallung als äußerst resistent und gingen mit der Band und ihrem starken Song „All In“. So war auch der Auftritt von „Impact“ gelungen und kurzweilig.

Unterm Strich war die diesjährige „Metalnight“ ein musikalischer Volltreffer. Das Publikum hat jede Band mit offenen Armen empfangen. Die wiederum haben durch die Bank mit starker musikalischer Performance zurückgezahlt. Die vier Combos passten in ihrer Ausrichtung sehr gut zusammen. Da darf man dem knapp 20-köpfigen Veranstalterteam um Daniel Böhringer (der auch bei „Impact“ den Bass zupfte) und Cathrin Mettmann ein riesiges Kompliment aussprechen, zumal auch die Rahmenbedingungen (Organisation, Sound, Verköstigung) keine Wünsche offenließen. Einziger Wermutstropfen: Die Veranstaltung hätte deutlich mehr Besucher verdient. Wer also an diesem Abend die heimische Couch bevorzugt hatte, war selbst schuld und darf sich schonmal den nächsten Herbst rot im Kalender anstreichen. Die Vorplanungen zur nächsten „Metalnight“ laufen bereits.

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