Wie die denkmalgeschützte Grabenschule in Giengen umgebaut werden soll
Könnten diese Mauern sprechen, sie wüssten viel zu erzählen. Von den vielen Büchern etwa, die dort in der Stadtbibliothek untergebracht waren, von den vielen Dokumenten des Stadtarchivs, die von der Giengener Geschichte erzählen, oder von wegweisenden Entscheidungen der TSG Giengen, die dort schon ihre Geschäftsstelle hatte. Jetzt werden neue Kapitel aufgeschlagen - bestenfalls sogar jede Menge: Denn in der Grabenschule werden zwölf Zweizimmerwohnungen entstehen. Das Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, gehört schon seit dem Sommer 2019 Barfüßer-Chef Eberhard Riedmüller, als Investor mit im Boot hat er den Architekten Lukas Blaha. Letzterer stellte im Gemeinderat nun die Entwürfe für die "neue Grabenschule" vor. Die Zustimmung der Stadträtinnen und Stadträte war nötig, um den Bebauungsplan entsprechend anzupassen.
Blaha zufolge sollen die zwölf Wohnungen jeweils zwischen 58 und 72 Quadratmeter groß sein. "Das Gebäude gliedert sich dann in vier Wohneinheiten, von denen jede einen vorgebauten Balkon hat", erklärte der Architekt von den hrb-Architekten in Weißenhorn. Vorstellen muss man sich das Ganze dann im Erdgeschoss sowie in zwei Obergeschossen, es wird also für jede Wohnung einen Balkon geben.
In Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt
Saniert würde das Gebäude in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt. Im Dachgeschoss, ergänzte Blaha, solle die jetzige Struktur des Gebäudes erhalten werden. Für die Wohnungen vorgesehen seien 13 Stellplätze, einer davon behindertengerecht. Schaut man sich die Pläne an, befinden sich elf der Stellplätze direkt am Gebäude in einer Reihe sozusagen vor dem Haupteingang, zwei weitere entstehen leicht nach links versetzt vor der Stadtmauer. Zur Straße hin bleiben zehn Stellplätze, einer davon behindertengerecht, für die Allgemeinheit bestehen.
Für die Wohnungen soll es auch einen Aufzug geben, der in den momentanen Plänen noch außerhalb des Gebäudes an der östlichen Seite zum Kindergarten in der Kirchgasse hin gebaut werden soll. Auf derselben Seite ist auch Platz für eine Luftwärmepumpe eingeplant.
In allen zwölf Wohnungen sind der Koch-, Ess- und Wohnbereich zusammengefasst. Die größeren Wohnungen verfügen über zwei Abstellräume, die kleineren über einen Abstellraum. Manche Wohnungen verfügen zudem über einen Flur und eine Garderobe, allerdings nicht alle. Insgesamt entstehen in den drei Geschossen gut 760 Quadratmeter Wohnraum.
Stadträtin Ute Goppelt (SPD) bewertete die Pläne als sehr ansprechend und sprach von einer Aufwertung der Innenstadt. Sorgen bereiteten ihr nur die wegfallenden Parkplätze für die Allgemeinheit (wir berichteten). Aufgefangen werden soll das Oberbürgermeister Dieter Henle zufolge mit weiteren Parkflächen in Verlängerung der Innenstadt, eventuell im Zuge des neuen Sanierungsgebiets "Burgwiesen", das den gesamten Bereich zwischen Bahnhof und den Schulen umfasst.
Stadtrat Wilhelm Oszfolk (SPD) empfindet es als einen guten Schritt, in der Grabenschule auf kleine Wohneinheiten zu setzen. Lobende Worte fand auch Stadtrat Martin Hörsch (Unabhängige/Grüne): "Es ist erfreulich, dass hier Wohnraum geschaffen und die Außenansicht erhalten bleibt", sagte er. Er hoffe allerdings, dass sich die Balkone gut ins Bild einfügten und wünschte sich den Aufzug nicht an der Außenseite des Gebäudes. Blaha verwies hier jedoch auf den engen Spielraum in der Planung, weil das Gebäude denkmalgeschützt ist.
Gebäude aus dem Jahr 1864
Der Tafel an der Grabenschule nach befinden sich in den Räumlichkeiten noch das Archiv und die Stadtbücherei, was sich mittlerweile geändert hat. Was aber stimmt sind die Baujahre 1864 und 65, damals wurde das Gebäude im Stil des Spätbiedermeier erbaut. Vorgesehen war für die Schule ein Zeichnungssaal mit einer Trennwand, eine Nähschule und vier Lehrerwohnungen, unterrichtet haben an der Knaben- und Mädchenschule vier "ständige" und zwei "unständige" Schulmeister. Als Schule fungierte das Gebäude bis 1980.