Wer am vergangenen Samstagabend die Gemeindehalle in Hohenmemmingen betrat, hätte meinen können, dass dort eine Feier für den Apfel abgehalten wurde, denn die Frucht war überall: Von der Decke baumelten aus buntem Papier gefaltete Äpfel, an den Wänden hingen zur Kette aufgereihte Äpfel und Banner mit Apfeldarstellungen, auf den Tischen standen Wassergefäße voller Apfel, nebst kleinen Tüten, die mit getrockneten Apfelstücken gefüllt waren. Dabei ging es an diesem Abend eigentlich gar nicht um Äpfel, sondern um den Obst- und Gartenbauverein, seine Mitglieder, und um die Früchte ihrer Arbeit.
Denn den OGV Hohenmemmingen gibt es nun seit 75 Jahren. In der Eröffnungsrede des Festabends berichtete Isabell Zink, die zweite Vorsitzende des Vereins, von der Gründung am 3. Februar 1949 im Gasthof Pflug. In der Nachkriegszeit hatte der Verein das Ziel, die lokale Bevölkerung durch den Anbau von Obst mit Lebensmitteln zu versorgen. Gemüse und Zierpflanzen kamen laut Zink erst später dazu.
In den vielen Jahren seiner Existenz habe der Verein in Hohenmemmingen viel bewegt: „1984 wurde hier der erste Lehrgarten im Landkreis eingeweiht“, so Zink, dazu komme das Ausrichten unzähliger Veranstaltungen, das Bäumepflanzen am Tag des Baumes und vieles mehr. „Heute freuen wir uns, mit unseren vielen jungen Mitgliedern gut auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“
Goldene Ehrennadel für Georg Wiedenmann
Die jungen Mitglieder und der geglückte Generationenwechsel wurden am Festabend mehrmals angesprochen, aber es wurden auch Mitglieder geehrt, die dem Verein lange die Treue gehalten hatten. Am meisten Raum wurde dabei Georg Wiedenmann eingeräumt, dem Vorsitzenden des OGV, der diese Rolle seit 1988 innehat und seit 1984 Vereinsmitglied ist. Nach der Verleihung der Goldenen Ehrennadel durch Martin Mager, dem Regionenvertreter beim Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft, wurde ein eigens erstelltes Video gezeigt, in dem Wegbegleiter über ihre Erfahrungen mit Wiedenmann sprachen und ihm gratulierten.
Mager war nicht der einzige Ehrengast an diesem Abend, auch Hartmut Nagel, der Vorsitzende des Kreisverbands für Obstbau, Garten und Landschaft war anwesend und wandte sich mit einer Rede an die Anwesenden: „Hier gibt es eine Mischung aus erfahrenen Leuten, die schon jahrelang mitmachen, und jungen Menschen, die einfach Spaß am Obst- und Gartenbau haben. Führt das bitte weiter!“ Außerdem lobte Nagel den Lehrgarten, der „immer in einem Topzustand“ und „ein Leuchtprojekt im Landkreis“ sei.
Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle war ebenfalls eingeladen und fand passende Worte, die er an die Vereinsmitglieder richtete: „Bei diesem Festabend geht es um Sie, denn Sie haben diesen Verein geprägt – sonst gäbe es ihn nicht schon 75 Jahre.“ Er lobte die vielen guten Ideen und die Früchte der Arbeit, die zur Gemeinschaft in Hohenmemmingen und zur Verschönerung des Dorfes beitragen würden. Fast schon lyrisch mutete das abschließende Lob des Oberbürgermeisters an: „Ich habe den Eindruck, bei aller Unruhe in der Welt, dass es hin und wieder doch ein Paradies gibt. Vielleicht heißt es Hohenmemmingen.“
Trotz vieler Reden und vieler lobender Worte wurde der Abend nicht langweilig, weil sich die Verantwortlichen beim OGV ein buntes Programm ausgedacht hatten. Zum Beispiel einen Sketch mit Katharina Schmidt und Christian Rohrer, die das Publikum mit schwäbischem Humor zum Lachen brachten. Nicht zur klassischen Unterhaltung beim OGV gehört sicherlich der Poledance, trotzdem erntete Christina Drapaniotou von „Xrissy’s Pole“ lautstarken Beifall für ihren Tanz an der Stange. Auf einen Impulsvortrag mit Max Gienger folgten Bilder aus dem Vereinsleben der vergangenen 75 Jahre, bevor die Hohenmemminger den Abend bei Musik und Tanz ausklingen ließen.