Konzert

Wie das Projekt Weihnachtsoratorium in Giengen zu Ende geführt wurde

In der Stadtkirche Giengen erlebten zahlreiche Besucher den glänzenden Abschluss des Kooperationsprojekts Weihnachtsoratorium.

Das neue Jahr in Giengen begann mit einem Abschluss: Der dritte und letzte Teil des Kooperationsprojekts der Kantoreien Giengen, Heidenheim und Schnaitheim mit dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach kam am Neujahrstag in der Stadtkirche zur Aufführung. Auf dem Programm standen die vierte und fünfte Kantate, von Bach vorgesehen für den Neujahrstag und den ersten Sonntag nach Neujahr. Der Chor, in diesem Fall bestehend aus der Kantorei Giengen zusammen mit dem Vokalensemble Vocalia und Gästen, beeindruckte dabei sowohl durch Größe als auch durch Können. Sehr feierlich gelang der Auftakt mit „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“, in dem der Chor sicheres Gespür für Tempo und Dynamik auch in der Umsetzung bewies. Ebenso feierlich der Abschluss der vierten Kantate mit „Jesus bleibe stets bei mir“, mit dem der Chor ebenfalls beeindruckte.

Dazwischen hatten die Solisten Gelegenheit zu glänzen und sie nutzten sie bestens: Maddalena Ernsts Sopran, klar und rein und voll berührender Süße, der vor allem im Zusammenspiel mit dem Sopran so innig klingende Bass von Daniel Weiler und der souveräne und voluminöse Tenor von Christian Zenker, das waren wunderbare Zutaten für die vielen Rezitative und Arien, die sowohl die Geschichte Jesu an dessen Beschneidungstag erzählten als auch gleichermaßen Hörgenuss. Dem gaben sich die vielen Zuhörer, die kaum einen Platz auch auf der Empore leer gelassen hatten, gerne hin, zumal das Orchester, auch in diesem Fall ein Zusammenschluss aus Musikern der regionalen Musikschulen, unter dem Dirigat von Leonard Hölldampf eine hervorragende Leistung bot. Nicht vergessen werden soll Leonie Wiedmann, die als Echosopran zwar eine kleine, aber doch bedeutende Rolle einnahm.

Glänzender Auftritt mit Bonus-Programm

Die fünfte Kantate erzählt von den Heiligen Drei Königen, die als die Weisen aus dem Morgenland dem Stern folgend zur Krippe eilen. Auch dies wussten die Akteure bestens zu präsentieren. Hier kam auch Anna Bineta Diouf zum Einsatz, deren warmer, eindringlicher Alt  ein ums andere Mal unter die Haut ging. Chor, Solisten und Orchester ließen auch diese fünfte Kantate in den verschiedensten Schattierungen der Geschichte aufleben: Von den strahlenden Höhen zu Beginn bis zur berührenden Schlichtheit im Schluss zeigte der Chor erneut, was in ihm steckt, virtuos begleitet durch das Orchester, und durchwoben von den großartigen Einzelleistungen der Solisten.

Damit war das Weihnachtsoratorium nun in allen Teilen zur Aufführung gebracht worden. In er Stadtkirche hielten die Akteure aber noch ein Bonus-Programm bereit, ein interaktives sogar. „Weihnachtsgeschichte mit Chorälen“ war der zweite Teil des Konzerts betitelt, und das Publikum war eingeladen, mit den Akteuren bei Liedern wie „Wie soll ich Dich empfangen“ oder auch „Ich steh an Deiner Krippen hier“ mitzusingen. Noten? Text? Kein Problem: „Entweder Sie können das auswendig“, so Leonard Hölldampf ans Publikum gerichtet, wohlwissend, dass das vermutlich bei den wenigsten der Fall sein würde, „oder Sie haben das mitgebracht“, was wohl noch weniger zutreffend sein würde, aber da wurde den Zuhörern mittels Beamer und QR-Code geholfen. Und die Weihnachtsgeschichte? Die gab es zwischen den Chorälen zu hören, und zwar sehr gekonnt, sehr souverän und mit eingängiger Stimme gelesen von der 12-jährigen Katharina Kuppler, die den bekannten Worten aus dem Lukas-Evangelium mit ihrem Vortrag einen ganz neuen Zauber verlieh.

Für alle Ausführenden gab es schließlich langanhaltenden Applaus, der häufig im Stehen gegeben wurde. Er galt der Leistung an diesem Neujahrstag, darf aber sicher auch für die gesamte Kooperation gesehen werden, die als überaus gelungen bezeichnet werden kann. Vielleicht ist dieser Abschluss ja auch ein Auftakt zu weiteren solcher Projekte. Das Publikum würde es sicher zu schätzen wissen.

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