Kunstausstellung

Wie der Künstler Otto Hess in der Schranne in Giengen mit seinen gelben Welten Geschichten erzählt

Der Giengener Künstler Otto Hess stellt im Bürgerhaus Schranne 60 Werke in verschiedenen Stilrichtungen aus. Bei der Vernissage am Freitagabend und an den kommenden Sonntagen ist der Künstler anwesend und gibt spannende Einblicke in sein Schaffen.

Am Freitag, 2. Februar, um 19 Uhr wird im Bürgerhaus Schranne eine beachtenswerte Ausstellung eröffnet. Der Giengener Künstler Otto Hess zeigt 60 Werke in verschiedenen Stilrichtungen, die er in den letzten Jahren gemalt, gedruckt und immer wieder auch neu überarbeitet hat. Zunächst hat man als Betrachter den Eindruck: Alles ist gelb. Doch je genauer man sich den Bildern nähert, sie der Reihe nach abschreitet und immer wieder verblüfft vor einem Motiv stehen bleibt, desto genauer sieht man: Ja, es ist vieles gelb – und der inzwischen 80-jährige, hellwache Künstler gibt verschmitzt zu, dies sei seine Lieblingsfarbe, von der er wohl so schnell auch nicht abrücken werde – doch in diesen Bildern steckt so vieles, was weit über eine einzelne monochrome Farbe hinausgeht.

Viele Stilrichtungen und Farbtöne

Bei dem Rundgang durch die Ausstellung merkt man schnell: Es gibt sehr viele unterschiedliche Werke zu sehen, in ganz verschiedenen Stilrichtungen und Farbtönen, die faszinierend und mehrere Blicke wert sind. Neben Malerei und Druckgrafik ist für Hess auch Fotografie ein wichtiges künstlerisches Medium. Zu sehen sind einige Bilder, scheinbar einfache Naturfotografien, die aber so genial bearbeitet wurden, dass Kunstwerke entstanden sind, die mit ihrer außergewöhnlichen Farbgebung über speziell herausgearbeitete Details bis hin zur stark verzerrten und eindrücklichen Bildhaftigkeit in den Bann ziehen. Die sich daran anschließenden Werke erinnern an japanische und chinesische Schrift- und Zen-Kunst – und stellen doch wieder ganz eigenes dar. Es geht um minimalistisch erzeugte, aber doch spürbar zu erlebende Kontraste: Man sieht Basis und Bewegung, Luft, Emporsteigen, Niederstürzen – immer in einem Wechselspiel, das zum Betrachten einlädt. Hess ist von der Natur inspiriert, ohne sie jemals eins zu eins abmalen zu wollen. Er reduziert aufs Wesentliche, manchmal sind es die feinsten Linien, die das Auge noch weiterführen zu einer Bergkette, einem Horizont, manchmal arbeitet er mit großen Schwüngen, mit Öl, Acryl und Tusche, verwendet Pinsel, Schwamm, Spachtel und verschiedene Papiere, um seine Welten – hier ist nun viel gelb zu sehen – zu nuancieren, den Betrachter zu lenken und in dessen eigene Fantasie einzuladen. Das Gelb ist nie dasselbe, die Schattierungen von Bild zu Bild und auch in jedem einzelnen Kunstwerk wechseln, die Flächen werden unterbrochen durch andersfarbige Linien, Punkte, Striche und sogar Aufrauungen des Malgrundes.

Alles erklären will er nicht

Es ist ein großes Vergnügen, dem vitalen Künstler zuzuhören, wenn er etwas zu seinen Bildern, auch zu den manchmal mehrmonatigen Entstehungsprozessen sagt – ohne dabei alles erklären zu wollen. Man guckt unwillkürlich genauer hin. In jedem Betrachter, in jeder Betrachterin entstehen Geschichten und kommen Erinnerungen an die Oberfläche.

Otto Hess wurde 1943 in Giengen geboren, hat in Schwäbisch Gmünd Kunst studiert und lange als Kunstlehrer, unter anderem an der Bibrisschule Herbrechtingen und an der Robert-Bosch-Realschule in Giengen gearbeitet. Es war ihm ein Anliegen, Kinder und Jugendliche ihr eigenes Betrachten und Malen zu lehren: von Raum und Geschwindigkeit, von Statik und Bewegung, von Farbe und Form. Er war verantwortlich für neue Lehrpläne an Schulen und konnte international Erfolge sammeln. Er arbeitet in vielen Stilrichtungen, erkundet immer wieder Neues, verändert Altes und entwickelt seinen expressiven minimalistischen Stil stetig weiter. Einige seiner Werke sind nun in der sehenswerten Ausstellung zu bewundern.

Ausstellung wird am 2. Februar eröffnet

Die Ausstellung von Otto Hess wird am Freitag, 2. Februar, um 19 Uhr im Bürgerhaus Schranne eröffnet. Begrüßen wird Kulturamtsleiter Andreas Salemi. In sein künstlerisches Schaffen in Form einer Diaschau wird Otto Hess selbst einführen. Für die musikalische Umrahmung sorgt Beate Kniel. Die Ausstellung läuft vom 3. bis 18. Februar, geöffnet dienstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr. An den Sonntagen findet jeweils um 15 Uhr eine Führung mit Otto Hess statt.

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