Glühwein und Bratwurst – diese zwei Dinge gehören für die meisten beim Bummel über den Weihnachtsmarkt dazu. Würste gibt es auch auf den Märkten in Norwegen. Glühwein auch, nur heißt er dort Glögg. Und: Wein ist meistens nicht enthalten. „Es ist heißes Wasser mit Sirup, Rosinen und Nüssen“, sagt Christina Gohle. „Man bekommt den Glögg hier gar nicht mit Alkohol. Dass man nicht mal die Wahl hat, ist schon gewöhnungsbedürftig. Aber die Haltung gegenüber Alkohol ist in Norwegen nicht so entspannt wie in Deutschland.“
Dazu kommt der Preis. Christina Gohle wohnt in Halden, nahe der schwedischen Grenze. „Wenn man Alkohol kaufen will, fährt man nach Schweden.“ Und dabei sind die Preise für Bier, Wein und Co. auch in Schweden extrem hoch. Gohle gibt ein Beispiel: „Wenn man für eine Flasche Weißbier in Deutschland im Supermarkt ohne Pfand vielleicht 75 Cent bezahlt, dann sind es in Schweden 2,50 und in Norwegen fünf Euro.“ Für 0,33 Liter Bier in einer Bar bezahlt man zwölf Euro. „Die Steuern auf Alkohol sind extrem hoch hier.“
Auch sonst ist Norwegen kein günstiges Pflaster. „Das Essen ist doppelt so teuer wie in Deutschland.“ Aber: Natürlich verdient man mehr. „Und das, obwohl es in Norwegen keinen Mindestlohn gibt. Viele Unternehmen bezahlen einfach fair“, sagt Christina Gohle. In „typischen“ Niedriglohnbranchen seien 20 Euro pro Stunde keine Ausnahme, sondern die Regel.
Viel Schnee liegt in Norwegen momentan nicht. In der Region, in der Christina Gohle seit zwei Jahren lebt, schneit es aber grundsätzlich nicht allzu viel mehr als in ihrer Heimatstadt Giengen um dieselbe Zeit. Einen Unterschied gibt es aber: die Straßenräumung. „Geräumt werden hier nur die Hauptstraßen, die Nebenstraßen grundsätzlich nicht“, sagt Christina Gohle. Jeder Norweger muss vor der Führerscheinprüfung auch einen Glattfahrkurs absolvieren, im Norden würden Schneeketten vorausgesetzt. „Im Winter fahre ich deshalb nicht so gern Auto hier.“
Weihnachten wird dieses Jahr zweimal gefeiert
Nicht wegen der eher mäßig geräumten Straßen, sondern wegen der Familie kommt Christina Gohle über Weihnachten in die alte Heimat zurück. Ihr norwegischer Freund ist mit von der Partie. „Letztes Jahr hat er vor allem das traditionelle Essen sehr vermisst“, sagt die 28-Jährige. Deshalb fährt man dieses Jahr zweigleisig. Die norwegische Weihnacht mit seinen Verwandten wird kurzerhand vorverlegt und in Giengen dann nochmal gefeiert.
Was gibt es bei den Nordmenn, also den Nordmännern, wie sich die Norwegerinnen und Norweger selbst nennen? „Es gibt drei traditionelle Gerichte und viele Debatten darüber, welches das Beste ist“, sagt Christina Gohle. Da wäre zum einen Pinnekjøtt, in Salz gepökelte Lammrippen mit einem Püree aus Wurzelgemüse. Bei vielen gibt es auch gebratenen Schweinebauch, Ribbe genannt. Das dritte Gericht ist Lutefisk. Dafür wird gedörrter Stockfisch mehrere Tage in einer Lauge auf der Basis von Birkenasche eingelegt, bis er eine glibberige Konsistenz annimmt. Serviert wird er mit Kartoffeln und Erbsenpüree. In Giengen dagegen wird es an Heiligabend dann typisch deutsch. Man geht gemeinsam in die Kirche und isst vor der Bescherung Rostbratwürste mit Schicht- und Kartoffelsalat.
Von Norwegen fasziniert
Christine Gohle hat schon immer jede Möglichkeit genutzt, ins Ausland zu reisen. Sie war Backpacken in Südamerika und studierte in Großbritannien und Norwegen. „Ich fand die norwegische Sprache faszinierend, die Menschen waren so nett und ich hatte eine gute Zeit. Ich wollte wissen, wie es ist, in Norwegen zu arbeiten“, beschreibt die 28-Jährige. Nach ihrem Masterabschluss in Sprachwissenschaft und Deutsch als Fremdsprache bewarb sie sich also beim Deutschen Akademischen Austauschdienst für Norwegen und wurde an die Hochschule in Halden entsendet, um dort für ein Jahr als Lehrassistentin zu arbeiten. Danach war die Jobsuche schwierig, aber schließlich von Erfolg gekrönt. Seit Januar betreut und unterstützt sie Expats, also Menschen, die aus anderen Ländern stammen und in Norwegen arbeiten und leben wollen.