Nach der Pandemie

Wie gehen die Giengener Firmen heute mit Homeoffice um?

Während der Pandemie war es bei den meisten Firmen völlig normal, dass die Mitarbeitenden von zu Hause aus tätig sind. Wie sieht das mittlerweile aus, auch angesichts der Tatsache, dass momentan wieder etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter krank ausfallen? Wir haben in Giengener Firmen nachgehakt.

Wie gehen die Giengener Firmen heute mit Homeoffice um?

Morgens ins Büro fahren? Den ganzen Tag dort verbringen und erst am Nachmittag, vielleicht am Abend, wieder nach Hause fahren? Was vor ein paar Jahren für viele Arbeitnehmer noch völlig normal war, hat sich durch die Pandemie völlig verschoben. Homeoffice hieß das neue Zauberwort, das in manchen Unternehmen vor Corona nie gefallen war. Wie sieht das mittlerweile aus? Hat die Belegschaft unterschiedlicher Unternehmen noch immer die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten?

Gaby Häußler, bei der Stadt Giengen Sachgebietsleiterin für Organisation und Personal, erklärt, dass Homeoffice bei der Stadtverwaltung schon vor der Pandemie möglich war, um Beruf und Familie besser vereinen zu können. Eine Handvoll Mitarbeiter habe diese Möglichkeit genutzt, heute sehe das ganz anders aus. "In kundenintensiven Bereichen ist es natürlich schwierig, aber überall, wo es machbar ist, können die Mitarbeiter auch jetzt nach der Pandemie in Absprache mit ihrem Vorgesetzten ein paar Stunden von zu Hause aus arbeiten", schildert Häußler. Vorher sei das kaum denkbar gewesen, mittlerweile habe es sich gut eingespielt und die Mitarbeiter seien auch dankbar für die Möglichkeit.

Auch Vanessa Brandt, Pressesprecherin bei Ziegler in Giengen, gibt an, dass Homeoffice vor der Pandemie eher die Ausnahme gewesen sei: "Kolleginnen und Kollegen konnten nur in sehr begrenztem Umfang von zu Hause aus arbeiten, vor allem im Vertrieb und im Außendienst." Auf die dafür nötige Betriebsvereinbarung habe das Unternehmen dann während Corona zurückgreifen können. "Während der Pandemie wurde für einen gewissen Zeitraum im wöchentlichen Wechsel mobil gearbeitet, um die Kontakte untereinander und somit das Risiko einer Infektion so gering wie möglich zu halten", so Brandt. Und jetzt?

Beim Feuerwehrgerätehersteller, so schildert es Brandt, habe man die bereits bestehende Vereinbarung gemeinsam mit dem Betriebsrat an die jetzige Situation angepasst. Jeder Mitarbeitende könne dadurch grundsätzlich von zu Hause aus arbeiten, solange das mit dem Vorgesetzten abgeklärt ist. „Die Arbeit von zu Hause aus darf keine Einschränkungen auf den Arbeitsalltag haben und zu den Kernarbeitszeiten müssen die Mitarbeitenden natürlich erreichbar sein“, ergänzt Brandt. Bei Ziegler weiß man um die Nachteile des Homeoffice, Brandt nennt technische Probleme sowie den Rückgang von persönlichem Austausch. Gleichzeitig aber könnten durch das Homeoffice auch neue Mitarbeitende von weiter weg gewonnen werden – hinsichtlich des Fachkräftemangels ein Vorteil. In Verbindung mit Gleitzeit könnten Beschäftigte ihre Arbeitszeit zudem flexibel gestalten. „Das Homeoffice bringt eine Zeit- und Kostenersparnis und wir können als Arbeitgeber unsere Attraktivität steigern“, so Brandt. 

Einige Mitarbeitende nutzten gerne die Möglichkeit, einen oder zwei Tage in der Woche „remote“ arbeiten zu können, vor allem dann, wenn sie einen längeren Arbeitsweg haben. „Es gibt aber auch Kolleginnen und Kollegen, die lieber vor Ort arbeiten, weil sie die Hardware und die Ausstattung vor Ort bevorzugen.“ 

Nichts auf die Kollegen abwälzen 

Apropos Hardware: Bei Extra Computer in Sachsenhausen, einem mittelständischen IT-Unternehmen, werden unter anderem Rechner gefertigt. Von zu Hause aus arbeiten gestaltet sich da ziemlich schwierig, lediglich die Beschäftigten aus dem Büro konnten während der Pandemie an die heimischen Schreibtische ausweichen. „Als High-Tech-Unternehmen war die Infrastruktur bereits zu großen Teilen vorhanden, sodass der Schalter schnell umgelegt werden konnte“, erklärt Geschäftsführer Christian Herzog. Grundsätzlich habe das Unternehmen dann gute Erfahrungen mit dem Homeoffice gemacht: „Wir haben ein gutes Teamplay. Wer von zu Hause aus arbeitet, ist ebenso produktiv wie im Unternehmen. Denn allen ist klar, dass sonst Dinge an den Kollegen hängenbleiben würden“, so Herzog. 

Um gegenüber den Kollegen aus der Fertigung, die auf jeden Fall vor Ort sein müssen, fair zu bleiben, versucht Herzog, in allen Bereichen eine gewisse Präsenz zu erreichen – zwei bis drei Tage die Woche. „Vollzeit-Homeoffice ist für uns als familiär geprägtes Unternehmen, das von der Zusammenarbeit und dem direkten Austausch lebt, nicht zielführend. Wir suchen also nach der goldenen Mitte“, betont Herzog. Er erklärt aber auch, dass die neuen gesetzlichen Regelungen zur Arbeitszeiterfassung die Möglichkeit des Homeoffice nicht gerade einfacher machen: Der Arbeitgeber könne die Arbeitszeit so nur schwer kontrollieren. 

Bei der BSH in Giengen ist man davon überzeugt, dass Menschen, die ihr Berufs- und Privatleben flexibel verbinden können, ausgeglichener und zufriedener sind. „Deshalb leisten wir unseren Beitrag dazu, dass unsere Mitarbeitenden diese Balance leben können, auch dann, wenn sie teilweise von zu Hause aus arbeiten möchten“, so Sprecherin Eva Bauerschmidt. Bereits vor der Pandemie habe es diese Möglichkeit gegeben. 

Bis zu 50 Prozent der Zeit daheim 

Seit 2022 gelte die Regel, dass die Beschäftigten bis zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit nach Hause verlagern können. „In welchem Umfang das wahrgenommen wird, hängt von der individuellen Situation des Mitarbeitenden ab“, so Bauerschmidt. Aus Sicht der BSH führe mobiles Arbeit zu mehr Eigenverantwortung und Selbstbestimmung, gleichzeitig werde mit der 50-Prozent-Quote vor Ort die persönliche Zusammenarbeit und die Kreativität gestärkt. 

Neue Regeln für telefonische Krankmeldung

Wegen der Pandemie gab es bis Anfang Februar dieses Jahres verpflichtende Regelungen für Arbeitgeber, um die Belegschaft am Arbeitsplatz besser vor einer Corona-Infektion zu schützen. Mittlerweile bestehen nur noch Empfehlungen seitens des Bundesarbeitsministeriums wie Abstand halten, Hygiene beachten oder Masken tragen, sobald jemand Erkältungssymptome aufweist. Auch betriebsbedingte Personenkontakte sollten bei hohem Infektionsgeschehen reduziert werden. Um Krankschreibungen zu vereinfachen, soll es bis Ende Januar 2024 neue Regelungen geben, die die telefonische Krankschreibung ermöglichen. Im aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts steht, dass es in den vergangenen Wochen eine relativ hohe Zahl an Covid-19-Erkrankungen gegeben habe, hinzugekommen seien die für die Jahreszeit typischen Erkältungen durch so genannte Rhinovirusinfektionen. Hinweise auf eine beginnende Grippewelle gebe es derzeit aber nicht.

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