Nehmen wir mal an, es wäre nicht nur wissenschaftlicher, sondern auch gesellschaftlicher Konsens, dass es den Klimawandel gibt und dass er – ungebremst – verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebensqualität künftiger Generationen haben wird. Wie wollten wir den Menschen in 50 oder 100 Jahren erklären, dass wir mit den technisch einfach umsetzbaren Möglichkeiten zum Klimaschutz (Photovoltaik, Windkraft und natürlich Stromsparen) in der Gegenwart nicht so recht in die Pötte kommen wollten?
Da mag es ein Vorteil sei, dass die Mehrheit der heutigen Verantwortungsträger sich in fünf, sechs, sieben Jahrzehnten keinen bohrenden Fragen wird stellen müssen.
Mehr Entschlussfreude für die Wende
Aber es sollte auch heute schon niemanden wundern, dass in der Breite der Bevölkerung keine so rechte Begeisterung für eine Energiewende aufkommen mag, wenn in der Politik so gezaudert wird. Da hat der Giengener Gemeinderat leider kein Musterbeispiel für Entschlussfreude an den Tag gelegt. Gab es im Februar noch eine – wenn auch knappe – Mehrheit für eine Windkraft-Perspektive auf städtischer Gemarkung, gab es nun unterm Strich ein ausführliches „Ja, aber…“ zu hören.
Man könnte einwenden, dass es zu diesem Zeitpunkt egal war, weil die Stellungnahme der Stadt wenig Einfluss auf diesen Teil des Regionalplans haben wird. Im Umkehrschluss wäre genau das aber auch eine Gelegenheit gewesen, das selbstgesteckte Ziel der frühen Klimaneutralität selbstbewusst zu vertreten.
Wer hingegen glaubt, dass es eine Energiewende ohne jeden Einfluss auf das eigene Wohlbefinden geben wird, dürfte sich irren. Wenn wir Windräder so weit wie nur möglich aus unserem Blickfeld schieben, drehen sie sich im Panorama der Nachbarkommunen, deren Bürgerinnen und Bürger das genauso störend finden werden. So kommen wir aber nicht weiter.