Leserbrief

Windstärke in Ostwürttemberg viel zu gering

Leserbrief zu Vorranggebieten für erneuerbare Energien in der Region Ostwürttemberg:

Die unendliche Geschichte um Windräder in einer windarmen Gegend ist wohl nicht zu stoppen. In Baden-Württemberg ist die durchschnittliche Windstärke etwa 3. Das entspricht zwischen drei und fünf Meter pro Sekunde und ergibt eine Leistungsabgabe von ca. 12,5 Prozent der Nennleistung eines Windrades. Gefordert für 100 Prozent wäre Windstärke 6. Wirtschaftlich sinnvoll nur durch Subventionen? Werfen wir einen Blick in die deutsche Vergangenheit der Windräder. Reichskraft Windanlagen – ein Traum, der schon früher geträumt wurde. Damals, man schrieb das Jahr 1934, stellte der aus dem Rheinland stammende Ingenieur und Unternehmer Hermann Honnef Adolf Hitler seine Idee des Reichskraftturmes vor. Bis zu 500 Meter hoch und mit fünf querdrehenden Rotoren versehen, sollte ein einziger Turm eine Leistung von 20 Megawatt bei 15 Metern pro Sekunde Windgeschwindigkeit erzeugen, etwa viermal so viel wie ein Standardwindrad heute liefert.

Nicht einmal 1000 dieser aus Stahlgestänge zusammengesetzten Riesen, so hatte Honnef ausgerechnet, würden mehr als genug Strom für alle Fabriken und Haushalte in ganz Deutschland liefern. So viel sogar, dass Äcker im Winter beheizt und vier Ernten eingefahren werden könnten. Honnef war sich damals allerdings durchaus bewusst, dass der Wind nicht immer weht. Als er bei Hitler vorstellig wurde, hatte er für den Fall einer Frage, was bei Flaute passiere, eine Antwort dabei. Werde mehr Strom erzeugt als gerade gebraucht würde, solle die überflüssige Energie einfach in Wasserstoff umgewandelt werden, der dann als Energieträger für Heizungen, Busse und Lokomotiven genutzt werden könne, wenn nicht genug Wind wehe. Honnef war sich sicher, im ganzen Land Begeisterung für seine Idee wecken zu können.

In seinen ersten Turm an der Berliner Avus, höher als der Eiffelturm in Paris, wollte er ganz oben ein Restaurant einbauen, damit Besucher zuschauen könnten, wie sein Reichskraftturm den Wind erntet. Wie das moderne Deutschland heute träumte auch Hitler davon, sein Reich autark zu versorgen. Keine Öl-, Gas- oder Stromimporte mehr, dafür Energie im Überfluss für alle. Das Ende des ersten deutschen Traums von der Gratis-Energie aus dem Wind kam nach Kriegsbeginn. Honnef sollte seine Großkraftwerke umplanen, weil sie zu anfällig für Bomberangriffe seien. Hitler wollte Kleinanlagen und am liebsten auf jedem Dach ein Windrad sehen.

Honnef baute fünf Modelltürme in der Nähe von Bötzow, 30 Meter hoch und unfähig, stabil Strom zu liefern. Er wurde verlacht und ignoriert. Nur einmal noch betrat er eine große Bühne, als ihm 1952 das Bundesverdienstkreuz überreicht wurde. Windkraft also eine Technologie vom Typ „Brett vorm Kopf“?
Claus Bux, Giengen

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