Jede Stimme kommt zur Geltung: Stefan Koller über das Erfolgsrezept der Bigband
Manchmal liegen Abschiede und Neuanfänge ganz nah beieinander, so auch in dieser Geschichte. Als vor einigen Jahren der Dirigent Daniel Salemi im Rahmen eines Konzerts von seiner Bigband, dem Giengener Bläserkraftwerk, verabschiedet worden ist, saß unter den Zuschauern in der Schranne auch Stefan Koller - Zeit seines Lebens leidenschaftlicher Musiker. Weil ihm die Musik so gut gefallen hat, wollte auch Koller Teil der Bigband werden, und besuchte eine Probe der Musiker. "Es hat von Anfang an gut gepasst", erinnert sich der Sontheimer, der bis dahin noch nie in einer Bigband gespielt hatte.
Es gibt beinahe kein Instrument, das er nicht kann.
Stefan Koller vom Bläserkraftwerk über Dirigent Winfried Eckle
Heute leitet der 60-Jährige das Bläserkraftwerk organisatorisch, während die musikalische Leitung Winfried Eckle innehat. Eckle und Koller sind beide in Sontheim aufgewachsen und haben daher schon gemeinsam im dortigen Musikverein gespielt. "Es gibt beinahe kein Instrument, das er nicht kann", sagt Koller über seinen langjährigen Musikerfreund. Eckle wohne in Schnaitheim und habe im Laufe der vergangenen Jahre einige Vereine dirigiert. Als auch das Bläserkraftwerk, in dem Eckle selbst als Musiker dabei war, im Jahr 2019 einen neuen Dirigenten brauchte, bot er an, den Posten zu übernehmen. "Rein ehrenamtlich", betont Koller. Die neue Konstellation an der Spitze des Bläserkraftwerks, das 2008 aus dem Giengener Musikverein Stadtkapelle heraus als Bigband gegründet worden ist und einst "das Baby" des heutigen Langenauer Bürgermeisters Salemi war, passte also - und auch sonst ist Koller damit, wie es in der Gruppe derzeit läuft, sehr glücklich.
"Richtige Dosierung"
18 Musikerinnen und Musiker aus dem Kreis gehörten zum "BKW" dazu, erfahrene Musiker, darunter ein paar gelernte Dirigenten. Was das Alter der Mitglieder angeht, ergänze sich die Truppe ebenfalls gut, außerdem hätten alle ähnliche Erwartungen an die Bigband. "Viele Musiker wollen irgendwo mitspielen, aber nicht pausenlos proben und Auftritte spielen", erklärt Koller. Beim "BKW" hingegen laufe alles entspannt: Geprobt werde meist einmal in zwei Wochen und im Jahre stünden zwischen sechs und zehn Auftritte an. "Das ist genau die richtige Dosierung", findet Koller. Fest zum Jahresprogramm dazu gehört beispielsweise ein Benefizkonzert in der Schranne, bei dem die Bigband die Einnahmen an eine Organisation oder einen Verein im Kreis spendet. "Dieses Jahr haben wir das zum ersten Mal mit der Musikschule zusammen gemacht, Bigband meets Classic sozusagen. Das war eine richtig tolle Kombination und sicher nicht das letzte Mal", nennt der Sontheimer ein Beispiel.
Er selbst hat als Kind zunächst Klarinette gelernt, später sei das Saxophon hinzugekommen. Während seiner Schulzeit am Giengener MSG habe er aber auch Klavierunterricht gehabt und könne daher heute in der Bigband das E-Piano spielen. Koller ist Fan von normaler Blasmusik, half zuletzt auch wieder im Sontheimer Musikverein aus, doch der Stil der Bigband reizt ihn noch ein bisschen mehr. "Das ist einfach ein ganz anderer Rhythmus, eine ganz andere Art, Musik zu machen."
Jede Stimme einmal besetzt
Besonders am Bläserkraftwerk empfindet er die Tatsache, dass jede einzelne Stimme zur Geltung komme. "Anders als bei manchen Musikvereinen ist bei uns jede Stimme nur einmal besetzt", vergleicht er. Falle beispielsweise ein Musiker vor einem anstehenden Konzert aus, könne es sein, dass die ganze Bigband absagt. Erfreulicherweise verfügten die Musiker über ein gutes Netzwerk und würden manchmal kurzfristig Ersatz finden. "Das muss dann aber wirklich ein erfahrener Musiker sein, der sich das in einer Probe draufschaffen kann", schildert Koller. In diesem Jahr sei es der Bigband auch schon mal mit der Sängerin so ergangenen: Weil Beate Kniel, die eigentliche Sängerin des "BKW" im Urlaub war, übernahm Claudia Kocian für einen Auftritt am Hasenloch.
Was die Musik angehe, kommt es Koller zufolge vor allem auf eine bunte Mischung der Stücke an. Neben Liedern aus früheren Jahrzehnten spiele die Bigband auch Titel wie "Bad guy" von Billie Eilish. Für die Liedauswahl verantwortlich ist vor allem Dirigent Eckle, ab und an setzt er die Noten für die Bigband auch selbst. "Wir sind sehr froh um ihn, er hat eine solche Leidenschaft für die Musik", sagt Koller. Sechs bis sieben Saxofone, vier Trompeten, vier Posaunen, ein E-Piano, ein E-Bass sowie ein Schlagzeug und der Gesang werden bei der Bigband kombiniert. "Immer wieder gibt es Solopassagen, dann kann man ein bisschen freier spielen", erklärt der Sontheimer. In seinen Aufgabenbereich fällt vor allem die Koordination der Proben und Auftritte, er bespricht sich vorher mit den Veranstaltern und achtet für einen guten Klang auf die Musikanlage vor Ort.
Auftritte aller Art
Viele, aber nicht alle Auftritte der Bigband spielen sich in Giengen ab. So trat das "BKW" etwa schon im Neu-Ulmer Glacis-Park auf, im Kulturgewächshaus Birkenried oder, ganz privat sozusagen, bei einer groß angelegten Geburtstagsparty in der Sontheimer Gemeindehalle. Für die Auftritte geprobt wird im Probenraum des Musikvereins im Eichamt, wo jeder auch mal selbst mitspielen könne. Priorität hat für Koller vor allem eines: "Dass es allen Spaß macht."
Auftritt beim Winzersommer
Im Rahmen des Giengener Weinfests tritt das Bläserkraftwerk am Samstag, 28. August, von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr in der Innenstadt auf. Kurz darauf, am ersten Septemberwochenende, ist das Bläserkraftwerk auch in Sontheim beim Stadel-Open-Air dabei.