XXL-Umbau der Giengener Marktstraße: Der Barfüßer ist erst der Anfang
Die Marktstraße wird in den nächsten drei bis vier Jahren ihr Gesicht verändern – so radikal, wie seit Jahrzehnten nicht. Barfüßer-Gastronomie samt Hotel und Wohnungen auf dem Lamm-Areal, ein Stadthaus am unteren Ende der Fußgängerzone, der Abriss des Drogeriemarkts und angrenzender Gebäude, der Abriss des ehemaligen Jentschke und der Abriss von Gebäuden schräg gegenüber des Rathauses. Das werden unübersehbare Eingriffe ins Erscheinungsbild. Und: wo Altes geht, wird Neues kommen – nicht nur in direkter Nachbarschaft zum Rathausplatz, der sich bekanntlich schon mit neuer Optik präsentiert.
„Unsere Stadtgesellschaft spürt die Entwicklung und trägt sie aktiv mit. Private Investoren, Land und Bund beteiligen sich“, so Oberbürgermeister Dieter Henle.
Die Stadt habe sich schon baulich verändert. Viele weitere Pläne seien „überall zu finden, außer auf der langen Bank“. Die Stadtverwaltung treibe die Pläne direkt nach dem jeweiligen Beschluss durch den Gemeinderat mit allen Beteiligten voran. Es wird nicht alles auf einmal kommen. Die Verwaltung spricht von Phasen der Realisierung.
Realisierung 1: Lamm-Areal
Im Lamm-Areal stehen nach den Abbrucharbeiten und der archäologischen Untersuchung der Baubeginn der Barfüßer-Hausbrauerei mit Gaststätte, Hotel und Wohnungen an. Baubeginn soll im kommenden Juni sein. Die Eröffnung der Gaststätte und des Hotels ist für Mitte 2025 vorgesehen. Eberhard Riedmüller aus Ulm investiert eigenen Aussagen zufolge mehr als 20 Millionen Euro in das Vorhaben in Giengens Zentrum.
Realisierung 2: Ehemaliger Gubi
Im ehemaligen Gubi-Gebäude (heute ist dort Tedi untergebracht) ist auch das technische Rathaus untergebracht. Das Gebäude und die angrenzenden Häuser sollen abgerissen werden, Interessenten, das Areal zu entwickeln, sind vorhanden. Darunter ist Erwin Müller, Chef der gleichnamigen Drogeriemarktkette.
Entstehen soll ein Dienstleistungszentrum mit einer Art Markthalle im Erdgeschoss und anderen Einkaufsmöglichkeiten. Oben drüber soll Platz für Praxen geschaffen werden. Die Stadt will zudem im Neubau einen zweiten Rathaus-Sitz etablieren.
Zeitlich ist folgendes Vorgehen geplant: Das Dienstleistungszentrum in der Marktstraße 18 bis 22/1 beziehungsweise 24 soll im Oktober nach einer EU-weiten Ausschreibung vergeben werden. Der Abbruch bestehender Gebäude soll 2024 stattfinden, der Neubau ab 2025 bis 2026/2027.
Realisierung 3: Burger-Grill
Im ehemaligen Jentschke-Gebäude, gegenüber dem Eiscafé, hat der Förderverein der Bibliothek eine Bleibe gefunden. Er wird sich allerdings erneut ein neues Domizil suchen müssen. Das Gebäude. das viele Jahre leer stand, in dessen Schaufenster zwischenzeitlich Kunst präsentiert worden war, wird weichen. Entstehen soll ein Burger-Grill-Restaurant. Einer der Investoren ist auch hier Eberhard Riedmüller aus Ulm. Abgerissen werden soll 2024, im Jahr darauf soll das Restaurant öffnen.
Realisierung 4: Müller
Die Tage des Drogeriemarkt Müller in der Marktstraße sind bald gezählt. Mit der Fertigstellung des Einkaufszentrums an der Sundgaustraße spätestens im Herbst wird Müller umziehen.
Erwin Müller hat allerdings konkrete Pläne für den Markt und die angrenzenden Gebäude, die er erworben hat. Sie sollen weichen. Der Abbruch bestehender Gebäude soll 2024 anstehen. Der Bau im Anschluss starten. Das neue Areal mit Einkaufsmöglichkeiten und Wohnungen soll 2026 fertiggestellt sein.
Realisierung 5: Grabenschule
Die Stadt hat die Musikschule an Investoren veräußert. Eine Überlegung war, dort die städtische Musikschule unterzubringen, die derzeit im Gymnasium Räume bezogen hat. Geplant ist nun, im Gebäude nach Umbau moderne Wohnungen zur Miete anzubieten.
Der Satzungsbeschluss des vorhabenbezogenen Bebauungsplans für die Grabenschule soll im 3. Quartal erfolgen, dem Baubeginn 2024 soll bereits Mitte 2025 die Fertigstellung folgen – verbunden mit der Vermietung von modernen Stadtwohnungen.
Realisierung 6: Marktstraße 64
Weitere Stadtwohnungen entstehen im Wohn- und Geschäftshaus mit Metzgerei am Eingang zur Mittleren Marktstraße. Die Fertigstellung ist im Herbst 2023 vorgesehen, Investor hier ist Andreas Adldinger aus Bayern.
Realisierung 7: Tiefbau
Bei den Bauarbeiten in den kommenden Monaten und Jahren in der Innenstadt wird es nicht nur in die Höhe gehen: Der Sanierungsabschluss der „Unteren Marktstraße“ im Mai/Juni 2023 fällt zusammen mit der Fertigstellung des Spielplatzes Anlägle und der Eröffnung des Skulpturen-Erlebnispfades.
Die Neugestaltung der Kirchgasse soll 2024 beginnen und spätestens 2025 abgeschlossen sein – in Einklang mit der Eröffnung der Barfüßer-Gastronomie.
Für 2026 stehen die Sanierung von „Schlössle“, „Hohe Straße“ und „Niedere Straße“ an. Auch die Umsetzung des neuen Nah-/Fernwärmekonzepts in der Innenstadt 2024. Es bezieht sich insbesondere auf Rathaus und Dienstleistungszentrum; das Bauende ist für 2025/2026 vorgesehen.
„Sämtliche Baumaßnahmen werden bestmöglich koordiniert“, betonte Bürgermeister Alexander Fuchs. Zwar müsse sich die Stadtverwaltung im Hinblick auf den Planungs- und Baufortschritt mit den jeweiligen Partnern abstimmen, die Kooperation klappe dank der konstruktiven Zusammenarbeit in der Regel jedoch sehr gut: „Wir freuen uns auf die weitere Entwicklung unserer immer schöner werdenden Stadt.“