Zu Besuch am Hasenloch in Giengen: Hier kommt der Weihnachtsmann schon im Sommer
Tag vier am Hasenloch und Mia Staiger hat fast keine Stimme mehr. Ihr zusätzlich zu den 73 Kindern auch noch Fragen zu stellen, bereitet fast ein schlechtes Gewissen. Doch die 19-Jährige bleibt gelassen: “Ich mache das ja schon seit vielen Jahren. Am Anfang leidet meine Stimme immer, aber dann hält sie durch”, erzählt sie schmunzelnd. Staiger und die Kinderfreizeit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) gehören tatsächlich schon seit vielen Jahren zusammen. Früher ist sie selbst als Kind in die Heidenheimer Freizeit gegangen, anschließend hat sie jedes Jahr als Betreuerin mitgeholfen, sogar ihren 18. Geburtstag dort gefeiert.
Am Anfang leidet meine Stimme immer, aber dann hält sie durch.
Mia Staiger, Organisatorin der Awo-Kinderfreizeit
Dieses Jahr hat sie erstmals die Organisation der Giengener Freizeit am Hasenloch übernommen, was aber nicht bedeutet, dass sie deshalb in Heidenheim außen vor ist. “Nach den zwei Wochen hier in Giengen mache ich noch drei Wochen in Heidenheim weiter”, erzählt sie, als wäre es das Normalste der Welt. Immerhin bedeutet der Betreuerjob bei den Kinderfreizeiten nicht nur, hier und da ein bisschen mit den Kindern zu spielen. Vielmehr verlagern die Betreuer für diese Zeit ihr Leben ganz in die Awo, essen und schlafen auch vor Ort.
Joghurt oder Obst nach der Mittagspause
Am Hasenloch besteht Staigers Team aus zehn Betreuerinnen und Betreuern, darunter welche, die schon oft bei der Freizeit dabei waren, aber auch neue Gesichter. “Wir suchen jedes Jahr händeringend Ehrenamtliche, die uns unterstützen”, sagt Staiger. Dazu kommt eine weitere Helferin, die Staiger beim Einkaufen und in der Küche zur Hand geht. Die Kinder frühstücken am Hasenloch, essen dort zu Mittag und kurz vorm Heimgehen auch zu Abend. Nach der Mittagspause gibt es außerdem einen kleinen Snack, abwechselnd entweder Joghurt oder Obst. Heute sind Äpfel und Birnen an der Reihe, die die Kinder, aufgeteilt in ihre vier Altersgruppen, essen, bevor es wieder auf den Spielplatz geht.
Das Wetter stimmt an diesem Donnerstagnachmittag, an den vorherigen Tagen war das aber auch schon anders. “Am Mittwoch war es ganz übel”, erzählt Staiger, ständig habe es geregnet. Die Betreuer wussten sich trotzdem zu helfen, überlegten sich Spiele, die auch in den Zelten funktionieren, oder bastelten mit ihnen, Armbänder und Traumfänger zum Beispiel. Manche Kinder seien trotz des Regens draußen gewesen, die Eltern hätten dafür jede Menge extra Klamotten mitgegeben.
Überhaupt lebt die Kinderfreizeit von der Kreativität ihrer Betreuer. Für den Freitag etwa hat sich das Team eine Geschichte ausgedacht, mit Drehbuch und allem Drum und Dran, die die Kinder durch den Tag begleiten sollte. Der Kern der Geschichte: Der Weihnachtsmann kommt.
Ernsthaft? “Wir haben uns überlegt, es so zu erzählen, dass der Weihnachtsmann aus Versehen schon im Sommer bei uns landet”, schildert Staiger und lacht. Diese Erklärung im Hinterkopf erscheint es weniger merkwürdig, dass einer der Betreuer mit seiner Gruppe gerade auf das Lied “In der Weihnachtsbäckerei” zu tanzen beginnt. Auch die Spiele waren an diesem Tag ganz aufs neue Motto ausgelegt, statt bekanntem Eierlaufen wurden einfach Christbaumkugeln von den Kindern um die Wette balanciert.
Tägliche Betreuung von 8 bis 17.30 Uhr
Für die Kinder beginnen die Tage in der zweiwöchigen Freizeit um 8 Uhr morgens, um 17.30 Uhr geht es wieder nach Hause. “Die Vormittage gehen immer total schnell vorbei. Und bei gutem Wetter kommt es uns manchmal auch nachmittags so vor”, beschreibt Staiger. Nach 73 Kindern sehe es auf dem großen Gelände beim Hasenloch gar nicht aus.
Für sie als Organisatorin beginnt der Tag natürlich deutlich früher als für die Kinder, um 6.45 Uhr kümmert sie sich bereits um den Kaffee für ihr Team. Nach dem Frühstück gilt es, das ganze Geschirr bis zum Mittagessen wieder parat zu haben. Zwischendrin telefoniert sie mit Eltern und wenn sie doch mal etwas Zeit übrig hat, mischt auch sie sich unter die Kinder. “Mittlerweile kenne ich fast alle Namen”, sagt sie. Einzig den Freitagabend und den Samstag hat sie für sich, am Sonntagmittag kommt sie für die Vorbereitung der neuen Woche wieder ans Hasenloch zurück. “Jetzt läuft hier alles, das ist weit weniger schlimm, als die Vorbereitung. Am Wochenende vor dem Start saß ich echt auf heißen Kohlen”, verrät die 19-Jährige.
Eine Woche lang dauert sie noch an, die Kinderfreizeit am Hasenloch, zwei neue Betreuer werden dafür dazukommen. Das Schöne an dem Gelände ist, dass man aus dem Alltag völlig raus ist. Handyempfang sucht man hier an den meisten Stellen vergeblich, man hört keinen Straßenlärm und auch sonst keine störenden Geräusche. Wenn man Glück hat, wie Staiger und ihr Team, kommen auch mal Rehe und Hasen am Naturfreundehaus vorbei, in dem die Betreuer übernachten und ihre Küche haben.
“Werden wir jetzt berühmt?”, fragen die Kinder, nachdem sie für diesen Bericht fotografiert worden sind. Wer weiß, vielleicht kannte ja der Weihnachtsmann die Antwort.
9000 Euro aus dem Sternenkässle
Die Kinderfreizeit der Awo gehört seit etlichen Jahren fest zum Giengener Sommer dazu. Sie richtet sich an Kinder zwischen 6 und 14 Jahren und findet immer zwei Wochen statt. Für das Programm in diesem Jahr war der finanzielle Spielraum etwas größer, weil die Kinderfreizeit mehr als 9000 Euro aus der Giengener Aktion Sternenkässle bekommen hat. Das Mittagessen für die Kinder kommt von der Kantine der BSH, das Abendessen vom Eugen-Loderer-Altenzentrum der Awo in Heidenheim. Zusätzlich geht jeden Tag eine der Helferinnen für die Kinder einkaufen.