Zehn Jahre Zusam-Laden

Zucker, Salz und mehr in Giengen: Das hat sich seit dem Start im Jahr 2015 im Tafelladen geändert

Wie die Zeit vergeht: Zweimal ist der Giengener Zusam-Laden schon umgezogen. Seit mittlerweile zehn Jahren werden Bedürftige unterstützt. Nicht nur mit Lebensmitteln.

Gerade einmal 30 Quadratmeter umfasste die Ladenfläche, als der Zusam-Laden Anfang Mai 2015 am Postberg die Türen für Bedürftige öffnete. Die evangelische Kirchengemeinde hatte dort eine Anlaufstelle für Leib und Seele eröffnet und verwirklichte damit das Ansinnen, eine Art Vesperkirche im Mini-Format anbieten zu können.

Zucker, Salz und mehr (Zusam): Menschen mit schmalem Geldbeutel sollte nicht nur für einige Wochen im Jahr in der Stadtkirche ermöglicht werden, günstiges Essen zu beziehen und den Austausch mit anderen zu finden. Antreiber dieser Idee war unter anderem Frieder Hartmann. Er, der Ende des vergangenen Jahres verstarb, setzte sich von Beginn an mit viel Engagement und Energie für den Laden ein, trug dazu bei, dass die Regale gefüllt sind und den Menschen, die kamen, auch ein kommunikativer Austausch ermöglicht wurde. „Wir wollten und konnten mit dem Angebot den Ansatz der Solidarität auf das ganze Jahr ausdehnen“, sagt Hanne Hartmann, Witwe von Frieder Hartmann, im Blick zurück.

Der erste Laden am Postberg. Von Beginn an kam viel Kundschaft. Archiv/Marc Hosinner

Beinahe wäre die Idee allerdings wieder gestorben, weil sich trotz einiger Leerstände im Zentrum kein geeigneter Raum finden ließ. Dann konnte der kleine Laden am Postberg mietfrei bezogen werden und war in den folgenden Monaten mehr weit als ein Tante-Emma-Laden. Das Team der Helfenden umfasste etwa 15 Menschen. Das Angebot hatte sich schnell herumgesprochen, die Regale waren nach den beiden Öffnungstagen leer.

Es kamen viel mehr als gedacht. Der Bedarf war von Beginn an groß.

Hanne Hartmann, Zusam-Team

Schnell wurde klar: Der Laden am Postberg liegt zwar ideal, ist aber zu klein angesichts des Andrangs an Bedürftigen. „Eintrittskarte“ für den Einkauf war und ist immer noch die Einhornkarte der Stadt. „Es kamen viel mehr als gedacht, der Bedarf war groß“, so Hanne Hartmann. Im Juni 2016 wurden am Postberg die Sachen gepackt. Die neue Anlaufstelle waren die Räumlichkeiten einer ehemaligen Apotheke an der Burgstraße.

Ein Foto aus dem Laden an der Burgstraße, in dem auch während der Corona-Pandemie verkauft wurde. Archiv/Rudi Penk

Von Beginn an war das Team auf Spenden angewiesen – finanzielle wie materielle. In den ersten Monaten wurden Kunden vor Supermärkten direkt angesprochen, auch gab es in Geschäften Spenden-Körbe. Während die direkte Kontaktaufnahme wegfiel, wurde das Retten von Lebensmitteln mit aufgenommen. An den Rampen der Einkaufsmärkte werden Waren sortiert. Was noch geht, werde mitgenommen – in den Privatfahrzeugen der Helfenden.

Die Geldspenden seien, so Hans Huth vom Organisationsteam, nach wie vor dringend nötig, um Grundnahrungsmittel einzukaufen. Und man sei weiter auf der Suche nach helfenden Händen – ob beim Warenabholen oder auch im Laden. Die Anzahl der Mitarbeitenden habe sich im Vergleich zu den Anfängen in etwa verdoppelt.

Räume jetzt in einem ehemaligen Supermarkt

Die Adresse des Zusam-Ladens liegt mittlerweile an der Heidenheimer Straße – passenderweise in einem Teil eines ehemaligen Supermarktes. Es stehen etwas mehr als 150 Quadratmeter zur Verfügung. Vermieterin ist die Stadt, die dem Team die Räumlichkeiten kostenfrei überlässt. Organisatorisch ist der Zusam-Laden nicht mehr an die evangelische Kirchengemeinde wie zu Beginn, sondern an den Ökumenischen Diakonie- und Krankenpflegeverein angebunden. Im Schnitt kommen, so Huth, gut 180 Menschen in der Woche zum Einkauf. Darunter seien einige Großfamilien mit bis zu neun Personen.

„Die vergangenen zehn Jahre waren für alle eine Bereicherung. Was wir erreichen wollten, ist eingetreten: Wir sind weit mehr als ein Tafelladen, sondern ermöglichen Begegnungen, Rat und Hilfe. Und wir spüren auch Vertrauen in unser Handeln. Das wird durch die Unterstützung, die wir erfahren, deutlich“, so Hanne Hartmann. Wichtig sei auch, so Hans Huth, das „gute Miteinander zwischen Helfern und Bedürftigen“.

Kleine Feier zum zehnjährigen Bestehen

Das Zehnjährige des Zusam-Ladens wird am 10. Mai mit einer kleinen Feier ab 14 Uhr an und in den Räumlichkeiten an der Heidenheimer Straße begangen. Es wird neben ein paar Reden Musik vom Posaunenchor, eine Ausstellung sowie eine Spielstraße geben.

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