Am 3. Januar

Zum 100. Geburtstag: Fenster von Künstlerpfarrer Sieger Köder in Hohenmemmingen zu bewundern

Vor rund 20 Jahren wurde das erste der vier prächtigen Bleikristallfenster von Sieger Köder in die neue Aussegnungshalle in Hohenmemmingen eingesetzt. Jetzt werden die Fenster für Interessierte zu betrachten sein.

Die Aussegnungshalle auf dem Hohenmemminger Friedhof ist äußerlich ein zurückhaltender Bau, angemessen an den Zweck, Trauernden einen Ort für den Abschied von einem Familienmitglied, Freund oder Nachbarn zu geben. Ergänzt wird die nüchterne Architektur jedoch durch vier Fenster, die von Künstlerpfarrer Sieger Köder gestaltet wurden. Zum 100. Geburtstag des katholischen Geistlichen und knapp 20 Jahre nach dem Einsetzen des ersten Fensters sind die Werke am Freitag, 3. Januar, öffentlich zu bewundern.

Die vier Bleikristallfenster, die den Raum bei entsprechendem Licht geradezu erleuchten lassen, zählen sicherlich zu den schönsten ihrer Art in der Region. Der Weg zu diesem Anblick war allerdings steinig. 2003 hatte der Giengener Gemeinderat unter dem damaligen Oberbürgermeister Clemens Stahl nach langem Ringen beschlossen, im Teilort eine angemessene Aussegnungshalle zu bauen. Wenig später fanden sich engagierte Bürgerinnen und Bürger sowie örtliche Geistliche zum Förderkreis „Bleikristallfenster Sieger Köder“ zusammen, um dem Giengener Teilort jene Fenster zu ermöglichen, auf die man bis heute mit Recht stolz ist.

Kraftakt: Rund 40.000 Euro wurden für die Fenster benötigt

Wie so oft waren die Finanzen die erste Hürde. Man taxierte die Kosten auf rund 10.000 Euro pro Fenster, also begann der Förderverein eifrig zu werben und Klinken zu putzen. Rund 35.000 Euro kamen schließlich über Spenden zusammen, 6000 Euro steuerte die Stadt Giengen bei.

Doch das Geld war nicht die erste Herausforderung: Sieger Köder, damals bereits Ende Siebzig, zögerte aber zunächst, den Auftrag anzunehmen, weil er zu viel Arbeit hatte. Die Ideen für die inhaltliche Umsetzung der Fenster, die ebenfalls aus Hohenmemmingen kamen, überzeugten den Künstler schließlich.

Das dritte von vier Köder-Fenstern in der Aussegnungshalle Hohenmemmingen ist dem Thema "Sterben und Tod" gewidmet. Jens Eber

Das erste Fenster konnte früh im Jahr 2005 eingebaut werden. Allerdings kam das Vorhaben zwischendurch ins Straucheln, weil Köders langjähriger Freund und Bleikristall-Meister Hubert Deininger aus Ulm schwer erkrankte und Köder selber auch operiert werden musste. Beiden gelang jedoch schließlich die Fertigstellung, die im Frühjahr 2006 erfolgte.

Bau der Aussegnungshalle war umstritten

Im Bild „Schöpfung und Geburt“ gibt die Hand Gottes das Leben frei, aus dem Blau des Wassers entsprießt Grün, das zur Lebensgrundlage des Menschen wird. Dem Thema „Leben und Arbeiten“ gehört das zweite Fenster, das Männer beim Bau einer Kathedrale zeigt und eine Frau, die auf felsigem Grund einen Setzling pflanzt.

Das auf den ersten Blick beinahe monochrom wirkende dritte Fenster „Sterben und Tod“ stellt Tote in Gebetshaltung unter den Grabsteinen eines jüdischen Friedhofs dar. In der von Rot dominierten oberen Hälfte ist ein Schweißtuch mit dem abgezeichneten Gesicht des leidenden Jesus zu sehen. Der Zyklus endet im vierten Fenster so farbenfroh, wie er begonnen hat. Darin verkünden Maria von Magdala „Ich habe den Herrn gesehen“, während darüber genügend weißes Glas das Brautpaar umschließt, um es im Morgenlicht erstrahlen zu lassen.

Der 2003 beschlossene Neubau der Aussegnungshalle fiel in eine für die die Stadt Giengen herausfordernde Zeit. Nach Gewerbesteuerausfällen in Millionenhöhe klaffte eine enorme Lücke im Haushalt, die Stadt spielte mit dem Gedanken, das damals bereits seit Jahren diskutierte Vorhaben zu verschieben. Am Ende beschloss der Gemeinderat jedoch, das Vorhaben umzusetzen, gedeckelt bei Baukosten von 415.000 Euro.

Geöffnet am 3. Januar

Künstlerpfarrer Sieger Köder (1925-2015) wäre am Freitag, 3. Januar, 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wird die Hohenmemminger Aussegnungshalle von 13 bis 17 Uhr für alle Interessierten geöffnet.

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