Nahversorgung

Zwei Läden in Burgberg: ein Anbieter startet neu, der andere kämpft ums Überleben

Im Giengener Teilort Burgberg gibt es ab Freitag, 1. Dezember, zwei Lebensmittel-Läden. Doch während das "Oberberger Getränkemärktle" eröffnet wird, steht das "Oberberger Lädle" nach rund sechs Monaten auf der Kippe. Wie die Initiatoren Reiner Walentin und Olaf Holzer damit umgehen.

Zwei Läden in Burgberg: ein Anbieter startet neu, der andere kämpft ums Überleben

Ein gutes Zusammenleben auf dem Dorf ist unbestritten ohne das Engagement der Bürgerinnen und Bürger kaum vorstellbar. Es braucht Menschen, die beispielsweise Ämter in Vereinen übernehmen, in der Kirche helfen oder sich politisch einbringen. Einer, der Initiative zeigt, ist der Burgberger Reiner Walentin. Der 59-Jährige eröffnet Ende der Woche das "Oberberger Getränkemärktle" an der Weilerstraße. "Ich will etwas Gutes für Burgberg tun", erklärt er.

Auf der anderen Seite muss das Engagement natürlich auch von den Menschen angenommen werden. Olaf Holzer – ebenfalls ein Burgberger – bekommt das momentan besonders zu spüren. Im Juni 2023 eröffnete er das "Oberberger Lädle" an der Stettbergstraße: Es ist eine Mischung aus klassischem Laden und Selbstbedienungs-Geschäft, in dem eine Auswahl an Lebensmitteln, Drogerieprodukten und noch mehr angeboten wird.

Holzers Fazit nach rund sechs Monaten: "In der aktuellen Form werde ich den Laden nicht länger betreiben können." In den ersten drei Monaten habe der Laden, der auch als Treffpunkt für die Bürger dienen sollte, stetig an Beliebtheit gewonnen. Doch seit September stagniere die Nachfrage – Tendenz rückläufig. Für Holzer, der sich auch als Stadtrat in Giengen engagiert, stelle sich bei monatlich rund 180 Arbeitsstunden für den Laden die Frage: Ist der Ertrag den Aufwand wert?

"Oberberger Getränkemärktle" eröffnet am 1. Dezember

Während die Lage im "Oberberger Lädle" also bedenklich ist, steht das "Oberberger Getränkemärktle" kurz vor der Eröffnung. Seine Ladentür für Kunden öffnen wird Reiner Walentin zum ersten Mal am Freitag, 1. Dezember, um 9 Uhr. Von Mineralwasser und Säften über Softdrinks bis zu Bier soll alles dabei sein, so der Burgberger, der betont: "Es ist mir wichtig, dass vor allem die regionalen Hersteller vertreten sind."

Lässt sich vom strauchelden "Oberberger Lädle" nicht verunsichern: der Burgberger Reiner Walentin Rudi Penk

Dass Walentin seinen Laden ebenfalls nach dem früheren Namen Burgbergs benennt, sei für Olaf Holzer überhaupt kein Problem gewesen. Und Walentin erklärt: "Ich wollte das Alte wieder aufleben lassen." Walentin und Holzer hatten ansonsten noch nicht miteinander zu tun.

"Oberberger Getränkemärktle" als Nebenerwerb

Walentin will seinen rund 40 Quadratmeter großen Getränkeladen von Dienstag bis Samstag täglich öffnen. Den Montag brauche er, um zu unterschiedlichen Anbietern in der Region zu fahren oder Getränke zu bestellen, sodass sein Sortiment wieder aufgefüllt ist. Eigentlich leitet Walentin einen Zustellservice für Kfz-Ersatzteile. Dort sei er jedoch vor allem in organisierender Rolle tätig und müsse nur gelegentlich als Springer selber auf die Straße. "Die Idee, einen Getränkeladen aufzumachen, hatte ich schon vor drei, vier Jahren", erzählt Walentin.

Zu dieser Zeit wurde "Anita's Getränkelädle" geschlossen, doch eine direkte Nachfolge kam nicht zustande. Als dann die Sontheimer Bäckerei Walliser ihre Filiale an der Weilerstraße aufgab, sah Walentin seine Chance gekommen. Eine flexible Mitarbeiterin werde den Burgberger unterstützen, eine weitere Arbeitskraft suche er noch.

Neben der alltäglichen Arbeit im Laden will Walentin auch einen Heimservice anbieten. Mit seinem Privatauto oder einem Kleinbus von seinem Zustellservice will er die Bestellungen von Burgbergern, die nicht so leicht zum Laden kommen können, bis zur Haustüre bringen. Außerdem überlegt er, Tabakwaren in das Sortiment aufzunehmen, und auch ein Kaffee-to-go-Service sei eine Idee. "Wenn der Laden gut läuft, kann ich mir vorstellen, gerade im Frühling und Sommer Sitzmöglichkeiten aufzubauen, beispielweise für Fahrradfahrer, die von der Höhlenwelt in Hürben kommen", beschreibt Walentin einen weiteren Gedanken.

Muss das "Oberberger Lädle" nach nur rund sechs Monaten schon wieder schließen? Theodor Hölzle

Frage nach dem Wert eines Dorfladens

Viele Gedanken macht sich auch Olaf Holzer über sein selbst initiiertes "Oberberger Lädle". "Ich suche nach einer Form, wie es besser funktionieren könnte und schaue von Monat zu Monat, ob es noch Sinn macht", sagt Holzer, der momentan die Kundenzahlen auswertet. Und weiter: "Ich probiere gerne Dinge aus, aber man muss auch realistisch bleiben." Dem Stadtrat ist klar, dass sein Laden weder beim Preis noch bei der Auswahl mit Discountern mithalten kann. Holzer: "Die Frage ist doch: Welchen Wert stellt es für die Burgberger dar?" Um diesen Wert zu erhöhen, hat Holzer vor Kurzem einen Flyer im Ort verteilt, in dem er die Lage des Ladens beschreibt und unter anderem betont, dass das "Oberberger Lädle" im Gegensatz zu Supermärkten die Möglichkeit bietet, auch sonntags einzukaufen.

Möglich ist das durch die App des Ladens, die zum Öffnen der Türe, zum Scannen von Produkten und zum Bezahlen genutzt werden kann. Das scheint zu funktionieren: "Rund die Hälfte der Kunden kaufen per App ein, wobei etwa 80 bis 90 Prozent dazu in der Lage wären", schätzt Holzer.

Angesprochen auf die Lage im "Oberberger Lädle" sagt Reiner Walentin: "An meinem Plan ändert sich nichts. Ich hoffe, dass die Burgberger das Angebot annehmen."

Wann hat das "Oberberger Getränkemärktle" geöffnet?

Am Freitag, 1. Dezember, um 9 Uhr wird das "Oberberger Getränkemärktle" in Burgberg eröffnet. Initiator Reiner Walentin verspricht zum Start eine Kleinigkeit zu jedem Einkauf, auch Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle hat sich angekündigt.

Der Laden wird Dienstag bis Freitag immer von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet sein. Am Samstag kann von 9 bis 13 Uhr eingekauft werden.

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